Dampfloknetzwerk funktioniert – Lösung für Lok in Reichweite
Vom Wetter und von Umwelteinflüssen gezeichnet: das Bautzener Dampflokdenkmal. Am neuen Standort soll es ein Dach bekommen.
Bautzen. Er kann die vielen Briefe, Mails und Spendenangebote kaum noch überblicken. Spätestens seit einem Aufruf im Oberlausitzer Kurier vor drei Wochen türmt sich die Post bei Heinrich Schleppers, der in der Spreestadt von vielen nur noch liebevoll der Dampflokretter von Bautzen genannt wird. Einen Etappensieg konnte der Unternehmer bereits einfahren. Er hat mehr Zeit bekommen, um das seit Jahrzehnten vor dem Bahnhof befindliche Dampfross mit der Nummer 52 8056-5 umsetzen zu lassen. „Wir können inzwischen über Mitte September reden, wobei trotzdem das Ziel ist, die Lok so schnell wie möglich an einen anderen Standort in der Stadt zu bringen“, erklärt der ehrenamtliche Stadtrat, der gleichzeitig ein großes Dankeschön an den Investor richtet. Dieser plant den Bau eines Parkhauses. Und dafür soll das Fahrzeug Platz machen.
„Realistisch gesehen schaffen wir das“, fügt Heinrich Schleppers vor dem aktuellen Hintergrundgeschehen hinzu. Es müssten allerdings noch einige Genehmigungen her, wie er auch zu bedenken gibt. Aber gemeinsam mit der Deutschen Bahn und dem privaten Bauherrn werde alles zu einer guten Lösung gelangen, ist er inzwischen überzeugt.
Noch vor wenigen Tagen klang der Bautzener deutlich weniger optimistisch. Einige Medien berichteten gar davon, dass das Projekt Dampflokrettung gescheitert sei. Doch scheinbar funktioniert das Dampfloknetzwerk besser als gedacht. Sogar aus dem Großraum München meldete sich ein potenzieller Unterstützer zu Wort. „Er bot mir Hilfe bei der Spendenfinanzierung an“, meint Heinrich Schleppers. „Aber auch mehrere Firmen aus Bautzen und die Stadt selbst wollen sich nun an der Rettungsaktion beteiligen. Ich bin gerührt.“
Keine Bewegung zeichnet sich nach wie vor bei der Wahl eines Alternativstandortes ab. Den Angaben zufolge wurden zwar zehn mögliche Stellflächen untersucht. „Es kam jedoch immer wieder nur die eine machbare Lösung heraus – die Packhofstraße auf der Westseite des Bahnhofes“, erläutert der Spreestädter.
Indes verspricht der Umzug des Dampfrosses zu einem wahren Kraftakt zu werden. Noch einmal Heinrich Schleppers: „Zunächst müssen wir um die Lok herum Platz schaffen. Ein Schwerlastunternehmen wird danach die Dampflok abtransportieren und auf ein neues Stück Gleis stellen. Im Anschluss erfolgt eine wahre Sisyphusarbeit. Blechteile sind auszutauschen, die Lok ist zu reinigen, ein neuer Kesselring herzustellen, der künftige Farbanstrich aufzubringen. Für den Fall haben sich schon Lokführer gemeldet, die einst auf dieser Baureihe gefahren sind und aus diesem Grund dieser Denkmalslokomotive wieder neuen Glanz verleihen möchten. Darüber hinaus haben wir uns um den Zaunbau, die Aufstellung des Wasserkranes und des Denkmalsteines, sowie den Stromanschluss für eine gute Beleuchtung zu kümmern. Auch die Hinweistafel ist zu erneuern.“ Und wie so oft, kommt alles besser als man denkt: „Zum Schluss soll es oben drauf noch ein Dach geben. Denn leider hat der Zahn der Zeit so sehr an der Lokomotive genagt, dass wir ihr etwas Schutz bieten müssen.“
Wie unterstützt die Stadt die Rettungsaktion?
Die Verwaltung hatte bereits vor einigen Wochen eine finanzielle Hilfe bei der Unterhaltung des Dampfrosses am neuen Standort in Aussicht gestellt. Von rund 700 Euro im Jahr ist die Rede. In Bezug auf die Umsetzung des nicht mehr fahrtüchtigen Schienenfahrzeugs werden Schätzungen zufolge bis zu 50.000 Euro benötigt. Oberbürgermeister Alexander Ahrens erklärte sich bereit, auch an der Stelle behilflich zu sein. Voraussetzung ist jedoch, dass am Ende eine Summe in überschaubarer Größe fehlt und der Stadtrat gleichzeitig einen Deckungsvorschlag unterbreitet. Von seinem Recht, das ihm die Hauptsatzung einräumt, in Eigenregie einen fünfstelligen Betrag zu überweisen, will er keinen Gebrauch machen. „Das Dampfross ist wie der VW Käfer unter den Dampfloks“, gab Stadtsprecher André Wucht zu bedenken. „Dessen musealer Wert wird nicht allzu hoch eingeschätzt.“
Rückblick: Eine Rettungsaktion für eine Dampflok hat es in der jüngeren Geschichte der Spreestadt schon einmal gegeben. 1992 beabsichtigte die Deutsche Bahn, ein noch fahrtüchtiges Schwesternexemplar an ein Restaurant im baden-württembergischen Aalen zu veräußern. Das jedoch stieß auf Widerstand in der Bevölkerung, vor allem aber bei eingefleischten Lokfans. Auch der Oberlausitzer Kurier hatte sich damals für den Verbleib des Dampfrosses in Bautzen stark gemacht und Stimmzettel drucken lassen. Ziel war es, der Region das Schienenfahrzeug als touristischen Anlaufpunkt zu erhalten. Es sollte Besucher aus ganz Europa anlocken. Immerhin: Bundesweit gab es kein zweites seiner Art, hieß es einst.
Kommentare zum Artikel "Dampfloknetzwerk funktioniert – Lösung für Lok in Reichweite"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Na gott sei Dank dass es klappen wird in die vergangene jahren wurde schon soviel verschrottet und abgefahren dieae kultur denkmäler sollen bleiben nicht wie hier zu lande das alles nur noch geschichte is
m.f.g. Huub Cörvers aus den Niederlande