Das Drama um „King Abode"
Die andere Seite des Libyers: Bei einer Malaktion des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters auf dem Bautzener Kornmarkt hatte sich "King Abode" (unten 3.v.l.) für eine Annährung von Einheimischen und Fremden eingesetzt.
Bautzen. Nach dem SEK-Einsatz am Freitagabend vergangener Woche auf dem Gelände eines Asylbewerberheimes an der Flinzstraße bleibt ein 21-jähriger Asylbewerber aus Libyen vorerst in einem Fachkrankenhaus. Der junge Mann war zuvor von Spezialeinsatzkräften von einem Suizidversuch abgehalten worden.
Obwohl das Bautzener Landratsamt den Flüchtling bereits zur Wochenmitte in eine andere Unterkunft bringen ließ, hatte er seine frühere Bleibe aufgesucht und damit gedroht, sich mit einem Messer zu verletzen. „Er hat den Sicherheitsdienst umgangen, da er das Gebäude kennt“, erklärte eine Sprecherin der Kreisbehörde auf Anfrage dem Oberlausitzer Kurier.
Zum Hintergrund der Verlegung hieß es, dass die Polizei den inzwischen stadtbekannten Asylbewerber mit dem Spitznamen „King Abode“ als Intensivtäter einstuft. Gegen ihn laufen 24 Ermittlungsverfahren, darunter Gewalttaten. Zuletzt war er in der Nacht zum 28. Juli bei einer Auseinandersetzung auf dem Kornmarkt in Erscheinung getreten, von Polizisten nach einem kurzen Fluchtversuch gestellt und zu seiner Unterkunft gebracht worden. Auch bei den Ausschreitungen im September 2016 soll er den Ermittlungen zufolge eine Schlüsselrolle gespielt haben.
„Durch das wiederholt auffällige Verhalten des Flüchtlings besteht eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit“, sagte Vize-Landrat Udo Witschas.
Deshalb entschied das Landratsamt in der vergangenen Woche, den 21-Jährigen in einem anderen Heim unterzubringen, um die Situation in der Spreestadt zu beruhigen. „Asylbewerber dürfen sich frei bewegen. Wir können keinen Hausarrest verhängen, die käme einem Einsperren gleich“, erläuterte Udo Witschas die rechtliche Lage.
Wie es für den Libyer nun weitergeht, wird geprüft. Das Landratsamt steht mit der behandelnden Facheinrichtung und dem Innenministerium in engem Kontakt.
Die andere Seite des „King Abode“
Eigenen Angaben zufolge kam der junge Flüchtling vor zwei Jahren wie viele andere auf einem Schlepperboot übers Mittelmeer nach Deutschland. Die fünf Tage auf dem Wasser beschrieb er in einem Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier so: „Natürlich hatte ich Angst. Mit mir waren weitere 176 Menschen an Bord. An Schlaf war während der Überfahrt nicht zu denken.“ In seiner Heimat habe der 21-Jährige seinen Vater und zwei Brüder verloren. Er selbst sei misshandelt worden. In Bautzen angekommen, beteiligte sich „King Abode“ unter anderem an einem Projekt des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters. Während des Theaterfestivals „Willkommen Anderswo III“, Anfang Mai dieses Jahres, wurde ihm in der Bautzener Inszenierung eine Darstellerrolle zuteil.
Insgesamt hatten sich acht Theater und Schauspielhäuser aus der gesamten Bundesrepublik mit eigenen Stücken eingebracht. Zudem war der Kornmarkt von den Teilnehmern des Festivals bunt verziert worden, um ein Zeichen gegen Fremdenhass und Rassendiskriminierung zu setzen. Auch hier war der Libyer mit dabei. „Diese Aktion macht mich glücklich“, erzählte er damals. „Die Leute hier hassen keine Ausländer, das ist gut.“ Zu den Zuständen in seiner bisherigen Unterkunft befragt, sagte er, dass er sich dort nicht wohl fühle.
Kommentare zum Artikel "Das Drama um „King Abode""
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Natürlich sind viele Menschen im Lybien Krieg traumatisiert worden, der von der USA hauptverantwortlich geführt wurde. Viele unschuldige Menschen wurden getötet. Eine internationale Aufarbeitung ist nicht erfolgt. Die Überlebenden sind entwurzelt, traumatisiert und suchen doch nur Heimat. Doch die werden sie hier in Europa nicht finden.