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Initialzündung für 
die Mandaukaserne?

Initialzündung für 
die Mandaukaserne?

Die geschichtsträchtige Zittauer Mandaukaserne auf dem Martin-Wehnert-Platz ist bisher in zwei Bauabschnitten notgesichert worden. Foto: privat

Nachdem es keine Hindernisse mehr gibt, hat sich Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau jetzt offiziell als Eigentümer der Zittauer Mandaukaserne geoutet. Der 50-Jährige engagiert sich schon seit längerem mit weiteren Mitstreitern für den Erhalt des geschichtsträchtigen Gebäudes.

 

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Thomas Götzberger vom Stadtforum Zittau hat die Zittauer Mandaukaserne erworben.

Foto: privat

Zittau. Zum Kauf der stadtbildprägenden Immobilie hat er sich entschlossen, um möglichen Spekulanten zuvorzukommen. Denn die Stadt Zittau hatte ein ihr bis Mitte 2016 eingeräumtes notarielles Ankaufsrecht verstreichen lassen. Danach hätte jeder Spekulant der Mandaukaserne habhaft werden können, sagt er. „Ich bin gebeten worden, dies zu verhindern und habe mir deshalb auch ein zeitlich befristetes Ankaufsrecht einräumen lassen. Einen Tag vor Ablauf der Frist musste ich die Mandaukaserne erwerben, sonst wäre diese beim Verkauf der Eigentümer-GmbH an einen Geschäftsmann aus Namibia mit verkauft worden“, so das stellvertretende Vorstandsmitglied des Stadtforums Zittau.

Über die Summe sei Stillschweigen vereinbart worden. Neben dem Kaufpreis mussten auch noch weitere Grundbuchrechte abgelöst werden.

Derweil ist im Rahmen der Notsicherung die Reparatur des einsturzgefährdeten Nordflügels beendet worden. Hierbei wurden beispielsweise Decken- und Dachbalken erneuert, Mauerwerk ausgetauscht und das Dach partiell neu eingedeckt. Die Baumaßnahme sei fristgerecht im kalkulierten Kostenrahmen abgeschlossen worden, berichtet er. Für die Notsicherungsarbeiten musste ein erheblicher Eigenanteil geleistet werden. „Daneben haben wir mit ehrenamtlichen Helfern Sicherungsarbeiten im Nordturm und am Hauptgebäude ausgeführt“, sagt er. Sein Dank gilt allen Helfern, Unterstützern und Spendern, „denen das Schicksal unserer ,alten Dame’ nicht egal ist.“ Und er fährt fort: „Wir planen nun den dritten und letzten Notsicherungsabschnitt – dieser betrifft den Mittelteil des Hauptgebäudes. Einen Großteil der übrigen Dachflächen haben wir mit eigenen Helfern selbst reparieren können.“ So seien beispielsweise mindestens 50 Schadstellen beseitigt worden.

Thomas Göttsberger und seine Mitstreiter begrüßen das Engagement des Bundes im Rahmen des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ außerordentlich. Die Förderung von vier Millionen Euro kann eine Initialzündung sowohl für die Mandaukaserne als auch für ganz Zittau sein. Von 24 geförderten Projekten hat Zittau vom Fördervolumen her Platz fünf erreicht. Hier hatte sicher die fundierte Antragstellung durch Oberbürgermeister Thomas Zenker, die Stadtverwaltung Zittau und Birgit Kaiser von der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft einen entscheidenden Anteil daran.

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Auch bei den Sicherungsarbeiten am Nordturm der Mandaukaserne ging es in luftige Höhe hinauf. Foto: Uwe Preuß

Die Fördermittel sind objektbezogen für die Mandaukaserne bestimmt. Ziel ist deren Sanierung, die Zuschüsse sollen selbstredend nicht verfallen. Um dies zu erreichen, finden derzeit Gespräche zwischen den Beteiligten statt. „Allerdings sind, um diese Förderung nach Zittau zu holen, hohe Anforderungen zu erfüllen. Daran arbeiten wir derzeit“, sagt er. Nach dem Förderprogramm des Bundes „Nationale Projekte des Städtebaus“ zählen hierzu Projekte, mit denen Aufgaben und Probleme von erheblicher finanzieller Dimension oder besonderer städtebaulicher Bedeutung und Wahrnehmung gelöst werden sollen. Der bauliche Zustand der Mandaukaserne stellt sich aufgrund fehlenden Bauunterhaltes in den letzten 20 Jahren teilweise als stark sanierungsbedürftig dar, sodass es erheblicher Aufwendungen bedarf, um das Gebäude wieder nutzbar zu machen. Ohne Fördermittel ist eine Wirtschaftlichkeit nicht darstellbar. Der Investitionsbedarf ist erheblich. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor, werden aber derzeit gerade ermittelt.

Für Thomas Göttsberger steht jedenfalls fest: „Denkmalschutz geht uns alle an. Denn was weg ist, ist weg!“ Das Stadtforum Zittau, der Freundeskreis „Mandaukaserne“ und die Bürgerinitiative „Bessere Mitte“ haben es sich auf die Fahnen geschrieben, die Mandaukaserne, ein historisches und für die Stadt Zittau wichtiges Solitärgebäude, zu retten: „Rettung heißt aber auch, kein Entkernen von 80 Prozent der historischen Bausubstanz zuzulassen.“ In der Mandaukaserne lebten seit 1868 Menschen, die Spuren hinterlassen haben. Diese sind auch teilweise heute noch erlebbar. Auf der Oberseite der Zinnen beider Türme haben beispielsweise Soldaten ihre Initialen und die entsprechende Jahreszahl eingemeißelt. „So ein Gebäude hat eine Seele, die nicht mit Beton zugeschüttet werden darf“, betont er. Zu Fragen der Zukunft der Mandaukaserne und Möglichkeiten der Nutzung laufen derzeit Gespräche. Wichtig ist ein Zusammenwirken aller Beteiligten zum Wohl der Stadt Zittau und der Mandaukaserne, meint er.

Steffen Linke / 30.03.2017

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