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14,3 Prozent mehr minderjährige Täter!

14,3 Prozent mehr minderjährige Täter!

Ein Sondereinsatzkommando bei einem Einsatz in der Görlitzer Luisenstraße. Foto: Matthias Wehnert

Region. Die für die Kreis Görlitz und Bautzen zuständige Polizeidirektion Görlitz hat für 2024 einen Anstieg der Gesamtkriminalität verzeichnet. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der registrierten Straftaten deutlich um 2.613 Fälle (+ 5,7 Prozent).

„Diese Zunahme resultiert hauptsächlich aus der Migrationslage“, räumt die Polizeidirektion unerwartet deutlich bereits eingangs ein. „Unter den 2.613 Fällen waren 2.222 ausländerrechtliche Verstöße. Der Anstieg dieser Delikte betrug 14,7 Prozent. Bei ausländerrechtlichen Verstößen handelt es sich nahezu ausschließlich um sogenannte Einreisedelikte, wie beispielsweise den illegalen Aufenthalt oder die unerlaubte Einreise nach dem Aufenthaltsgesetz. Der überwiegende Anteil dieser Straftaten fiel in die Zuständigkeit und Bearbeitung der Bundespolizei“, heißt es. Bei den ausländerrechtlichen Verstößen stammten die meisten Tatverdächtigen jedenfalls wenig überraschend aus Syrien, der Ukraine, Afghanistan und der Türkei.

Entgegen objektiv höher Fallzahlen hätten die Menschen in der Oberlausitz „auch im Jahr 2024 sicher gelebt.“ Die Polizeidirektion begründet dies mit statistischen Angaben zur Kriminalitätsentwicklung, basierend auf der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). 

Nicht erfasst werden dabei Verkehrsstraftaten, beispielsweise Trunkenheitsfahrten oder die Gefährdung des Straßenverkehrs sowie Staatsschutzdelikte, was in Deutschland jede Statistik durch hohe Fallzahlen bloße Schmierereien stets nach oben treibt. Aber: „Die PKS trifft ausschließlich Aussagen zu denen der Polizei bekannten Fällen, dem sogenannten Hellfeld.“

2024 registrierte die Polizei in der Oberlausitz 48.736 Straftaten. „Bei Betrachtung ohne ausländerrechtliche Delikte lag die Belastung jedoch lediglich um 391 Fälle höher“, versucht die Polizei Beruhigung zu betreiben, zumal der Anteil der aufgeklärten Straftaten um 1,3 Prozent auf 71,8 Prozent gestiegen sei – damit läge man auch um zehn Prozent höher als im Landesdurchschnitt.

Obwohl der Landkreis Bautzen mit fast 300.000 Einwohnern circa 50.000 Einwohner mehr aufweist als der Landkreis Görlitz, ist die Anzahl der erfassten Fälle hier dennoch geringer. Die PKS zählte für den Landkreis Bautzen im Jahr 2024 ohne ausländerrechtliche Verstöße 14.454 Fälle (+ 1,2 Prozent). Demgegenüber standen 16.967 Fälle im Landkreis Görlitz (+ 1,3 Prozent).

Zur Objektivierung der Kriminalitätsbelastung im Quervergleich dient die Häufigkeitszahl (HKZ). Diese sagt aus, wie viele Straftaten pro 100.000 Einwohner erfasst wurden. Diese liegt im Landkreis Bautzen bei 4.875, dagegen im Landkreis Görlitz beim 1,4-fachen Wert von 6.828!

Die Statistik zeigt einen Rückgang bei der Eigentumskriminalität, die trotz eines Minus von 6,9 Prozent weiterhin den größten Anteil an den Straftaten ausmacht (30,8 Prozent). Deutlich war der Rückgang bei Fahrraddiebstählen (- 26,8 Prozent) sowie auch bei Wohnungseinbrüchen (- 4,3 Prozent). Gleichzeitig stieg die Zahl gestohlener Kraftfahrzeuge um 2,3 Prozent auf 357 Fälle. Regional blieben vor allem die Grenzgemeinden zur polnischen und tschechischen Grenze belastet – mit gegenläufigen Tendenzen: Rückgang an der polnischen Grenze, Zunahme an der tschechischen. Spitzenreiter bei der Häufigkeit war Ebersbach-Neugersdorf, gefolgt von Görlitz und Zittau.

Zur Aufklärung habe das videobasierte Identifikationssystem PerIS beigetragen, ist sich die Polizeidirektion sicher. Dieses wird seit Ende 2023 auch in Zittau eingesetzt; es lieferte über 1.000 Treffer in etwa 500 Strafverfahren und unterstützte Ermittlungen mit einem Gesamtschaden von über 20 Millionen Euro.

Insgesamt seien 13.281 Tatverdächtige ermittelt worden (+ 5,9 Prozent), darunter 1.996 Kinder und Jugendliche – erschreckenderweise erhöhte sich der Wert um gleich 14,3 Prozent! Der Anteil an Tatverdächtigen ohne deutsche Staatsangehörigkeit lag bei 23,2 Prozent, am häufigsten vertreten waren polnische, tschechische und ukrainische Staatsangehörige. Bei der Gewaltkriminalität stiegen die Fälle gefährlicher Körperverletzung (+ 14,2 Prozent) und Raub (+ 9,9 Prozent). Fast ein Viertel der Tatverdächtigen in diesem Bereich waren Minderjährige, womit das eingangs dargestellte Postulat eines hohen Sicherheitsgefühls damit faktisch erheblich konterkariert wird.

Die Zahl von Verstößen gegen das Versammlungsgesetz sank deutlich (- 37,7 Prozent). Vermeintlich politisch moti-vierte Kriminalität nahm um rund 25 Prozent zu, wobei hier sicher politischer Druck von oben ursächlich ist, denn es handele sich „insbesondere um rechtsmotivierte Propagandadelikte“, die früher vermutlich eher freier Meinungsäußerung zugeschrieben worden wären. Die Zahl politisch motivierter Gewalttaten sei mit 32 Fällen vergleichsweise gering geblieben, wenn diese sich damit verdoppelt habe. Bei Vermögensdelikten gingen die Fallzahlen leicht zurück, allerdings stieg der Gesamtschaden deutlich auf rund 13,8 Millionen Euro an.

Till Scholtz-Knobloch / 12.04.2025

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