1989 ging es ohne Polizei, heute fehlt des Glückes Unterpfand
Demonstranten warten am Platz der Friedlichen Revolution mit Blick zur Polizeiabsperrung am Postplatz, ob sie ihren Proteststandort ändern können. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Neben der zahlreichen Zusendung von Fotos mit selbstgebauten Vogelhäuschen auf unseren Aufruf hin, beschäftigen sich Leserreaktionen in diesen Tagen im Grunde ausschließlich mit dem endlosen Thema Corona.
„Als Teilnehmer der Montagsdemos für Freiheit und Demokratie im Herbst 1989 in Görlitz frage ich mich, ob sich die tausenden mutigen Frauen und Männer, die auf die Straße gingen, jetzt nachträglich entschuldigen müssen? Denn diese Demos waren gar nicht angemeldet oder gar genehmigt worden. So etwas war in der DDR verboten. Trotzdem konnten wir ohne sichtbare Polizei und Staatssicherheit durch Görlitz ziehen. Vor dem Rathaus stand keine Mauer aus Polizisten, wie unlängst an einem Montagabend. Der Ruf „Wir sind das Volk“ wurde damals in die Tat umgesetzt.
Reichlich 30 Jahre später gehen wieder Menschen aus allen Bevölkerungsschichten friedlich auf die Straße, die die Maßnahmen des Staates im Zusammenhang mit „Corona“ für falsch halten und sich gegen eine Impfpflichtlicht aussprechen. Und nun passiert das Gegenteil von 1989: Riesen Polizeiaufgebote, Demonstrationen werden verboten, das Demonstrationsrecht als Grundrecht eingeschränkt, „Spaziergänger“ von der Polizei eingekesselt, der Postplatz durch unzählige Polizei-Bullis am 20. Dezember umstellt (bis in den „Platz der Friedlichen Revolution“ hinein), Personenkontrollen durchgeführt und am 27. Dezember ein 72-jähriger Mann am Theaterplatz von Beamten zu Boden gerissen. 1989 hat uns die Staatsmacht demonstrieren lassen, und heute wird mit aller Härte gegen friedliche Demonstranten vorgegangen. Ist das noch Demokratie? Dafür sind die vielen Mutigen – mit einem unkalkulierbaren persönlichen Risiko vor staatlichen Repressalien – 1989 nicht auf die Straße gegangen, um heute erfahren zu müssen, dass ein Virus als medizinisches Thema ausreicht, um Grundrechte auszuhebeln. Da mutet das Schild „Platz der Friedlichen Revolution“ an dieser Stelle schon seltsam an. Es kann nur unerträglich sein, dass Bürgerproteste 1989 „gute Proteste“ waren und heutige Bürgerproteste und deren Teilnehmenden medial verteufelt und mit den schlimmsten Beschreibungen bedacht werden. Darüber sollte sich jeder Gedanken machen. Der Niederschlesische Kurier verzichtet wohltuend in seinem Artikel auf solche Beschimpfungen. Auf Phönix gab es kürzlich eine Sendung über die Staatssicherheit in der DDR mit dem Titel: „Feind ist wer anders denkt.“ Sind wir wieder soweit?“
Matthias Lechner, Oberbürgermeister von Görlitz a.D.
Der deutsche Michel ließ sich von der Obrigkeit den Böllerspaß nehmen und schaute perplex über die Neiße, dass die Polen sich nicht in gleicher Weise verbiegen lassen. Foto: Matthias Wehnert
„Silvester auf der Stadtbrücke nach Polen – vor uns prächtiges Feuerwerk und hinter uns schwarzer Himmel über Polizeistreifen in einer Geisterstadt. Die Polen werden sicher alle krank und wir bekommen das, was sich unsere Regierung für uns ausgedacht hat. Der Bundeskanzler sieht in seiner Ansprache darin Einigkeit und der Bundespräsident verlangt Vertrauen in Experten sowie Verzicht von Freiheit zum Schutze anderer und Verantwortung. Ist das Recht? Und wie glücklich sind wir dabei? Die Redenschreiber zum Jahresende haben uns unterschlagen: Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand. Freiheit ist nicht mehr für alle gleich, einig sind wir uns nicht und das geltende Recht diktieren jetzt Experten mit einem Gesetz, dessen Wurzeln und Absichten zu Kaisers Zeiten liegen. Zum Mitmachen wenig geeignet und nicht in der Demokratie angekommen. Die Spaltung der Anschauungen geht mitten durch Europa, mitten durch Familien und Freundschaften und mitten durchs Herz. Daher wird es eine Frage des Rechts sein, in welcher Verfassung unsere Zukunft liegt.“
Conrad-W. Dege (Görlitz)
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Kommentare zum Artikel "1989 ging es ohne Polizei, heute fehlt des Glückes Unterpfand"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Bei dem Versuch zur Bewältigung der Corona-Pandemie werden von der Bürgerschaft seit 2 Jahren Opferbereitschaft und Unterstützung der per Notverordnung angeordneten Massnahmen eingefordert. Mit der Veröffentlichung immer neuer Infektionszahlen, Krankenhausbelegungen und Todesfälle sowie mit der Warnung vor dem Auftritt neuer Mutanten mit wahrscheinlich höheren gesundheitlichen Belastungen wird den Menschen jegliche Hoffnung auf eine positive Perspektive genommen. Daraus erwächst Frust und schwindendes Vertrauen in die staatlich sanktionierten Notverordnungen.
Wäre es nicht an der Zeit, dass der Staat auch einmal liefert? Welche Massnahmen werden eingeleitet, um eine ausreichende Zahl an Krankenhaus- und Intensivbetten zu sichern? Was gedenkt man gegen die Abwanderung von überlastetem Pflegepersonal zu tun? Was ist auf den Weg gebracht, um weiteren Abwanderungsbestrebungen des Pflegepersonals vorzubeugen? Wie lange halten von den Kontakteinschränkungen besonders betroffene Institutionen und Unternehmen noch durch, bevor sie vor den Trümmern ihres Lebenswerkes stehen?
Um der Bevölkerung einen Restoptimismus wiederzugeben: Wie viele Corona-Infektionen werden inzwischen als genesen in einer Statistik geführt? Wo sind die (statistischen) Schwerpunkte der Infektionshotspots? Warum ist die Datenlage so wenig belastbar? Welche Planungen bzw. Zwischenergebnisse hat der koordinierende Bundeswehrgeneral in der Aktionsrunde auf den Weg bringen können? Wann stehen voraussichtlich Medikamente zur Verfügung, die infizierten Personen zur Therapie verabreicht werden können? Ist von den Gesundheits-Behörden angedacht, die Profitabilitätsstrategie im Gesundheitswesen zu reformieren?
Dies sind nur einige Beispiele, mit denen man dem Volk den Eindruck vermitteln könnte, dass für die Zukunft neue Perspektiven und eine nachhaltige Strategie zu erwarten sind. Mit diesen Massnahmen wird man die Solidarität der Menschen eher zurück gewinnen können, als durch verschärfte Notverordnungen und Strafen zu disziplinieren.
Ich empfinde den Vergleich mit 1989 als unverschämt. Ich weiß nicht was und wie die Menschen in Görlitz 1989 erlebt haben. Unterhaltet Euch mal mit Zeitzeugen aus Leipzig, da entsteht ein ganz anderes Bild, das plastisch an die Ereignisse auf dem Platz des himmlischen Frieden erinnern.
Vielen Dank für die offenen Worte und die öffentliche Äußerung IHRER Meinung!!!!
Welche Frage mich schon seit Monaten beschäftigt: Warum fordert genau die Generation, die in den 1960er Jahren (68-Generation) für ihre Rechte kämpfte, nun die Rechte der andersdenkenden ein? Kann es sein, dass eben diese 68er-Gereration nun in die Jahre gekommen ist (sie sind heute deutlich über 70 Jahre alt) und damals wie heute nur ihr eigenes Wohl im Sinn hatten - koste es, was es wolle???
Ich danke Herrn Altbürgermeister Lechner für seine Worte. In der Tat fehlen Einigkeit (bei Meinungsvielfalt!) und Recht und Freiheit.
Wow, endlich hat es mal ein ehrlicher und wahrhafter Beitrag in die Presse geschafft. Ich gehöre auch zur Generation 89, die jeden Montag in Leipzig auf die Straße gegangen ist. Die DDR war schon sehr reich an Repressalien aber was sich diese abgehobenen Politdarsteller derzeit leisten schlägt dem Fass den Boden aus! Einigkeit, Vertrauen....... ich vertraue meinem gesunden Menschenverstand und nicht dieser verlogenen Clique! Sie leben ALLE sehr gut von unseren Steuergeldern und den Geldern der Pharmamaffia bzw. Finanzoligarchen, aber haben vergessen WEM sie zu DIENEN haben. Dieser Sumpf, diese Heuchelei, diese Lügen werden Gott sei Dank von immer mehr Menschen durchschaut und nicht mehr geduldet! Ich hoffe nur, dass auch die wahrhaften Polizisten bald begreifen, wem sie auf Grund ihres Eides zu DIENEN haben.......dem Grundgesetz und dem VOLK! Leider haben diese meist jungen Leute die DDR nicht mehr erlebt um zu bereifen was hier gerade passiert! Gruß Chrisy
Moin, da muss man mal den Hut ziehen, wie war wie war. Habe das alles miterlebt als West Berliner und auch andere Demos in den 60und 70. Aber was hier zur Zeit abgeht geht garnicht. Es werden keine andere Meinung zugelassen, was ist nur aus den Journalisten geworden die doch sonst alles hinterfragen? Alle zum Schweigen gebracht? Ich hoffe mal das die Klage gegen Dorsten und Konsorten in Kanada Erfolg hat, dann fällt das marode Kartenhaus zusammen. Ich wünsche euch noch viel Erfolg bei der Arbeit. Gruß aus den schönen Barth. Wir haben hier u. a nur das Wurst Blatt Ost - See Zeitung nur Schrecklich. Gruß Peter
Ich finde es sehr schön das es noch solche Ehrlichen Nachrichten bzw. Berichte gibt. Und nicht jeder auf den traurigen Zug der großen Medien aufspringt.
Diesem Text ist nichts dazu zu fügen! Mein voller Respekt!
Wolfgang Weiß
Hallo ???? ich bin Krankenschwester im Klinikum und geimpft und erkrankt an corona! Also weiß ich genau, wovon ich rede! Ich bin gegen die Ungleichbehandlung der Menschen in diesem Land! Ich finde es unerträglich was hier passiert! Auch an unseren Kindern besonders! Wir werden wieder belogen und betrogen!!! Ich fordere diese Regierung auf, diese elende Farce an der Bevölkerung sofort zu beenden! Ich bin kein Leugner von Corona und keine Anhängerin irgendwelcher Verschwörungstheorien! Liebe Grüße von Britta Barth
Wahrscheinlich musste die DDR erst abgewickelt werden, damit unsere jüngere Generation keinen Vergleich mehr ziehen kann.
Die Pläne scheinen schon seit langer Zeit fertig zu sein, um aus uns gehorsame Diener der Eliten zu formen. Man führt uns schon seit ewiger Zeit hinter der Fichte.