Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

500 Jahre alt und noch stabil

500 Jahre alt und noch stabil

Der Nicolaiturm gehört zu den weniger bekannten Türmen.

Alternativer Text Infobild

Dass es sich bei der bärtigen Figur um Peter Preischwitz handelt, gehört laut dem Experten vom Stadtmuseum wohl ins Reich der Legende.

Der Nicolaiturm beherbergt eine interessante und wenig bekannte Ausstellung. Außerdem rankt sich um ihn eine Legende, deren Wahrheitsgehalt aber fraglich ist.

Bautzen. Von den vielen Türmen, die die Bautzener Altstadt prägen, ist er einer der weniger bekannten. Und doch hat auch der Nicolaiturm an der nördlichen Stadtmauer eine interessante und bewegte Geschichte. Im vergangenen Jahr feierte er das 500-jährige Jubiläum in seiner jetzigen Gestalt. Ulrich Schollmeyer vom Stadtmuseum Bautzen weiß mehr darüber: „1522 ist aus dem Vorgängerbau der steinere Rundbau, den wir noch heute kennen, gemauert worden. Es hatte sich gezeigt, dass die Gegend hier militärisch nicht ordentlich abgesichert war.“ 

Dabei war dies bitter nötig, zogen doch die Hussiten durch die Oberlausitz und legten so manchen Ort in Schutt und Asche. Seit etwa 1407 gab es an Stelle des heutigen Turmes eine Pforte in der Stadtmauer. Etwas später wurde eine Kapelle als Vorgängerin der späteren Nicolaikirche errichtet, die sich heute als Ruine präsentiert. Der Ort hatte eine große Bedeutung, die sich auch heute noch im Inneren des Nicolaiturms in Form einer Ausstellung widerspiegelt. Sie beschäftigt sich mit der Via Regia, die über die heutige Gerberstraße nördlich am Bautzener Stadtkern vorbei führte. „Da der Nicolaiturm auch dem Schutz dieser Straße diente, war er der geeignete Ort, um eine Ausstellung über diese wichtige Handelsstraße Europas unterzubringen“, so Ulrich Schollmeyer.

Zuvor war es allerdings nötig, das Innere des Nicolaiturms, der zuvor lange Zeit leer gestanden hatte, neu zu gestalten. Was in diesem Zuge passierte, beschreibt der Museumsmitarbeiter so: „1998 – also auch schon wieder vor 25 Jahren – ist die Sanierung erfolgt. Da wurde vor allem eine stabile Treppenkonstruktion eingebaut. Manche Balken mussten ersetzt und mit Metall gestützt werden. Seitdem ist es technisch möglich, hier herauf zu gehen.“
'
Allerdings gibt es für den Nicolaiturm keine regelmäßigen Öffnungszeiten. Interessierte haben im Zuge von Führungen die Möglichkeit, sich im Inneren des Turms umzusehen und die Ausstellung zur Via Regia zu besichtigen. Der Schlüssel liegt in der Stadtverwaltung, und Interessierte können sich an das Stadtmuseum oder an die Stadtführer wenden. Zu groß sollte die Gruppe aufgrund der beengten Platzverhältnisse allerdings nicht sein. Bei einer Führung durch das Stadtmuseum kann man diese danach noch in dessen Domizil vertiefen und mit einem Museumsbesuch verbinden.

Die durch den Nicolaiturm hindurchführende Pforte ist der einzige noch in seiner Originalform bestehende Stadtzugang. Charakteristisch für den Turm ist neben seiner runden Bauform die erst um 1775 aufgesetzte Kegelhaube. Am oberen Teil des Turmes befindet sich ein mittelalterliches Stadtwappen. Der Schlussstein des spitzbogigen Durchgangs ist in Form eines bärtigen Männerkopfes gestaltet, um den sich eine Legende rankt. Er soll nämlich den früheren Stadtschreiber Peter Preischwitz zeigen, der Bautzen an die Hussiten verraten wollte und dafür grausam hingerichtet wurde. 

Ulrich Schollmeyer hat da seine Zweifel: „Diesen Preischwitz gab es wirklich, ebenso wie den Verrat und das Todesurteil. Dass man ihm aber ein steinernes Denkmal gesetzt hat, das die Jahrhunderte überdauert, ist sehr unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher handelt es sich um den Heiligen Nicolaus von Myra.“ 
Schließlich gilt der als Schutzpatron der Handelsreisenden, die auf der Via Regia in großer Zahl unterwegs waren und gab auch dem benachbarten Friedhof seinen Namen.

Uwe Menschner / 03.06.2023

Schlagworte zum Artikel

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel