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„5G ist doch nur der Trojaner obendrauf“

„5G ist doch nur der Trojaner obendrauf“

Christina Glowatz aus Niesky bekennt auch beim Autofahren, was sie von der Aufrüstung hin zu 5G hält. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Viele Jahre hat Christina Glowatz am Emmaus-Krankenhaus Niesky als Diabetesassistentin gearbeitet. Doch ihre Schlaflosigkeit machte sie selbst zu einer Dauerpatientin, die letztlich ihren Beruf aufgeben musste. Mittlerweile trägt sie eine Bürgerinitiative gegen 5G-Gefahren.

Niesky. „Ich bin von Arzt zu Arzt gependelt und habe über die Jahre immer mehr Dinge ausschließen können, die nicht Ursache meiner Leiden gewesen sind“, sagt sie. Am Ende habe sich die Annahme für sie verdichtet, dass auch sie zu den Menschen gehöre, die mit einer stetig steigenden Strahlenbelastung gesundheitlich nicht klarkomme. „Am Krankenhaus war die Strahlenbelastung durch die umfassende technische Ausstattung natürlich höher. Der nahe Funkturm ist sicher auch entscheidend gewesen. Mit der 5G-Technologie wird das Problem, das bei mir berufsbedingt schon vor 5G besonders naheliegend war, jedoch immer mehr Menschen zusetzen“, ist sie sich sicher.

5G, das ist die fünfte Generation des Mobilfunks, die seit 2019 an Verbreitung gewinnt und im Zuge der Digitalisierung der Gesellschaft von der Politik eher widerwillig hinterfragt wird. Der lobbyistische Einfluss weitreichender Netzwerke würde eine offene Debatte nur allzu gerne unterbinden. Wie in vielen anderen Politikfeldern ist auch die Front gegen 5G so auch eher im Internet präsent, so dass ernstzunehmende Studien im Schatten mancher Scharlatanerie leicht abgetan werden und die Verheißungen der Moderne weitgehend ungestört noch funktionieren.

Christina Glowatz ist längst das Gesicht des 5G-Widerstandes in der Region. Viele kennen sie vom Markt in Niesky, wo sie mit anderen ins Gespräch zu kommen versucht. Etwa über die Berenis-Studie der Universität Bern in der Schweiz vom April 2021. Elektromagnetische Felder durch die Mobilfunkstrahlung seien demnach Ursache vieler Krankheiten durch „oxidativen Zellstress“. So sei z.B. auch der Zusammenhang zwischen Belastung mit Hochfrequenzstrahlung durch Mobilfunk/WLAN und dem Krebsrisiko „statistisch signifikant“. Da auch Versicherer um die Gefahren von DNA-Strangbrüchen und damit erhöhte Krebsrisiken wissen, sind weltweit die großen Versicherungskonzerne längst aus Versicherungen von Gesundheitsschäden durch Mobilfunk ausgestiegen.

Dementsprechend zögen immer mehr Gemeinden und Regionen weltweit ihre Konsequenzen und verabschiedeten sich von den 5G-Verheißungsversprechen. „Die Datenfließgeschwindigkeit ist 100 Mal höher als bei 4G, gleichwohl kann man natürlich nicht sagen, dass 5G 100 mal so gefährlich ist als 4G“, bleibt Christina Glowatz auf dem Teppich und unanfällig für Hysterie. Aber sie gibt zu bedenken: „Das Gefährliche am Mobilfunk an sich ist die Modulation, also das Pulsieren der Frequenzen. Aber wie so häufig, hat die Militärforschung viele Ergebnisse offengelegt. Es geht um sehr hohe Frequenzen, sogenannte Millimeterwellen. Diese durchdringen keine Bäume, Sträuche oder Hauswände mehr. Deswegen wird das Netz von Sendestellen immer engmaschiger, alle 100 bis 150 Meter werden sogenannte Kleinzellen entstehen“, beklagt sie. In Niesky stehe ein Turm unmittelbar vor seiner Nutzung oder sei vielleicht schon aktiv. „Stadtrat und die Kommune haben überhaupt noch keine Positionierung zu dem Thema erarbeitet“, hätte sie zur Kenntnis nehmen müssen.

„Millimeterwellen oder auch Mikrowellen dringen nicht so tief in den Körper ein, machen dafür besonders viele Schäden an Haut und Augen“, weiß Christina Glowatz zu berichten. Technikfeindlichkeit möchte sie sich hingegen nicht vorwerfen lassen: „Autonomes Fahren oder automatisierte Betriebsstrecken in Betrieben benötigen 5G, der private Nutzer hat aber keine wirklichen Vorteile. Es sei denn wir geben dem Bedürfnis nach, dass jemand in ganz kurzer Zeit ganz viel Material streamen möchte. Aber eigentlich kann man dass schon aufgrund des ungeheuren Energieaufwandes heute nicht wirklich gutheißen“, sagt sie.
Zudem seien solche Ansprüche auch über Kabel realisierbar.

Der Preis des unbegrenzten Datenempfangs immer und überall sei angesichts der gesundheitlichen Gefahren durch 5G jedoch nicht vertretbar. Auch höre sie immer wieder von Mitbürgern, dass diese 5G damit in Verbindung bringen, auf ihrem Dorf überhaupt einen Empfang zu bekommen. „Das ist aber ein Missverständnis. 5G ist bei der Herstellung der Erreichbarkeit oft nur der Trojaner obendrauf, den wir eigentlich nicht zusätzlich brauchen!“, meint sie.

Die Nieskyer Bürgerinitiative ist im bundesweiten „Bündnis verantwortungsvoller Mobilfunk“ organisiert, der die Interessen elektrosensibler Menschen vertritt – der Umfang dieser Elektrosensibilität nimmt mit dem Umfang der Übertragungsraten zu, womit diese von einem Randproblem zu einem zukünftigen Kernproblem der Gesundheitspolitik werden könnte. Auch mit diesem Blick in die Zukunft organisiert die Nieskyer Bürgerinitiative unter dem Titel „Roll-out 5G – was steckt dahinter?“ mit genehmigtem Hygienekonzept am Montag, dem 5. Juli, 18.30 Uhr, im Nieskyer „Haus Plitt“ in der Bautzener Straße 21 einen Informationsabend. Zu diesem sollte man sich unter der Telefonnummer 03588/204477 oder per E-Mail an Christina_Glowatz2000@yahoo.de anmelden.
 

Till Scholtz-Knobloch / 04.07.2021

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