70% der Görlitzer Radler sehen sich gefährdet
Wegen Grenznähe ist der Fahrraddiebstahl ein besonderes Problem der deutschen Seite der Stadt. Foto: Matthias Wehnert
Görlitz. 70% der Görlitzer fühlen sich im Straßenverkehr auf dem Rad gefährdet. Sogar 71% geben an, regelmäßig zu knapp und gefährlich von Autos überholt zu werden. Dies zeigt der Fahrradklima-Test des ADFC, der am 16. März der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
An der Erhebung konnten Radfahrer aus ganz Deutschland teilnehmen. „In allen Orten, in denen mindestens 50 Teilnehmer ihr Votum abgaben, haben wir die Werte statistisch aufbereitet. Während in Niesky, Reichenbach und Rothenburg dieser Umfang nicht erreicht werden konnte, haben wir für Görlitz mit 273 Stimmen ein gutes Datenmaterial“, betont Konrad Krause, der Geschäftsführer des ADFC Sachsen gegenüber dem Niederschlesischen Kurier.
„Neben dem Stresslevel und dem Sicherheitsgefühl beim Radfahren weisen die Ergebnisse der ADFC-Studie auf weitere Problemstellen beim Radverkehr auch in Görlitz hin“, so Krause. Die Frage, ob Radfahren für Menschen aller Altersklassen gut möglich ist, verneinten 37% der Görlitzer. 75% der Görlitzer sind unzufrieden mit dem Winterdienst auf Radwegen.
Krause betont den stetigen Handlungsbedarf in Görlitz nach den Ergebnissen: „Beim Fahrradboom der letzten Jahre handelt es sich um einen anhaltenden Trend, den die Pandemie im vergangenen Jahr zusätzlich verstärkt hat. Die Kommunalpolitik darf diese Entwicklung nicht verschlafen. Görlitz hat sich bei fast allen Fragestellungen im Vergleich zum letzten Fahrradklima-Test 2018 verschlechtert. Die Menschen wollen mehr Wege mit dem Rad zurücklegen. Doch damit sie das tun können, brauchen wir durchgehende Radnetze und angstfreie Wege.“ Der Fahrradklima-Test zeigt aber auch, dass Verbesserungen und Engagement anerkannt werden. In keiner anderen Stadt im Freistaat Sachen finden die geöffneten Einbahnstraßen für Radfahrer in die Gegenrichtung nämlich so viel Anerkennung wie in Görlitz. Hier zeigt der Fahrradklima-Test im innersächsischen Vergleich aber auch eine überdurchschnittliche Unzufriedenheit mit dem Ausmaß an Fahrraddiebstählen. 92% nehmen den Fahrraddiebstahl als großes Problem wahr. „Görlitz braucht deutlich mehr diebstahlsichere Abstellanlagen. Hier kann die Stadt leicht und kostengünstig für Verbesserungen sorgen“, meint Krause – allerdings aus seiner örtlichen Distanz. 75% wünschen sich mehr Abstellanlagen für ihre Räder.
„Natürlich muss aber auch der Freistaat die Kommunen unterstützen. Dass Verkehrsminister Martin Dulig jetzt den Städten und Gemeinden den Geldhahn zudrehen will, besorgt mich sehr“, sagt Konrad Krause. Der Haushaltsentwurf der sächsischen Staatsregierung sieht eine Reduzierung von Mitteln zum Ausbau kommunaler Radwegenetze von 11,7 Mio. Euro im Jahr 2020 auf rund 2,4 Mio. Euro ab 2021 vor.
84% der Görlitzer sind überdies mit der Breite ihrer Radwege unzufrieden und 63% kritisieren zudem die Oberflächenqualität der Wege. 62% empfinden ferner die Ampelschaltungen als fahrradunfreundlich. Insgesamt wird das Fahrradklima in Görlitz damit deutlich schlechter bewertet als noch beim letzten Fahrradklima-Test 2018. Damals bewerteten die Görlitzer ihre Stadt im Mittel mit der Schulnote 3,86. 2020 vergaben sie durchschnittlich eine 4,02.â
Kommentare zum Artikel "70% der Görlitzer Radler sehen sich gefährdet"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Vielleicht wären sie weniger gefährdet, wenn sie auf die Verkehrsregeln achten würden, wie jeder Verkehrsteilnehmer. Betonen möchte ich das Fahren bei ROT.
Bitte, wo soll man in so einer Stadt wie Görlitz die Radwege breiter machen... Görlitz ist eine alte Stadt. Schön dass es jetzt schon ein Fahrradklima gibt?