Ab dem Reformationsfest gute Worte statt Autos in Niesky
Pastor Benjamin Rehr erschien zum Termin mit dem Niederschlesischen Kurier mit dem gerade angefertigen Kreuz, das Claudius Elle (hinten) aus Weigersdorf anfertigte. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Bis Ende letzten Jahres gingen im Autohaus Kappler in der Görlitzer Straße 34 in Niesky vorwiegend Renaults „über den Ladentisch“. Nicht zufällig ab dem Reformationstag gibt es hier nun gute Worte statt Kraftwagen.
Niesky / Weigersdorf / Görlitz. Zwischen dem Zinzendorfplatz und dem Gewerbegebiet Süd schlägt das Herz Nieskys. Eine bessere Lage kann man sich in Niesky schwer vorstellen. Genau hier waren seit sechs Wochen noch eher unscheinbar an den Fensterscheiben des ehemaligen Autohauses Kappler Folien mit Worten wie Hoffnung oder Glaube als dezenter Sichtschutz angebracht. Mittlerweile heißt es nun auch auffallend in Gelb: „Eröffnung Gemeindezentrum 31.10.2023, 15.00 Uhr“. Adelheid und Joachim Kappler aus See stellen das Filetstück, dem sie eine sinnvolle Weiternutzung nach altersbedingter Aufgabe des Betriebes geben wollten, nun der altlutherischen Selbstständigen Evangelischen-Luhterischen Gemeinde (SELK) zur Verfügung, bei der sie ihre religiöse Heimat gefunden haben.
Pfarrer Benjamin Rehr, der bislang nur seine Schäfchen im altlutherisch geprägten Weigersdorf (St. Trinitatis) sowie in der Görlitzer Heilig-Geist-Kirche betreut, kann damit nun auf großzügige Räumlichkeiten an einem Standort ohne eigene Gemeinde bauen. Aber es gehe überhaupt nicht darum anderen Konkurrenz zu machen.
„Zu Beginn werden wir Veranstaltungen, die im Gemeindealltag ohnehin stattfinden, einfach hier stattfinden lassen und öffentlich dazu einladen. Und später wird sich sicherlich zeigen, was angenommen wird“, sieht Benjamin Rehr die Sache in dem Wissen gelassen, dass seine Gemeinde das Haus gar nicht allein mit Leben füllen kann.
Zum Termin mit dem Niederschlesischen Kurier schaut auch Thomas Lange von der Christlichen Versammlung Niesky (EfG) vorbei und ist vom freundlichen Ambiente angetan. Er werde gemeindeübergreifend gerne zugreifen und Angebote hier durchführen bekundet er und geht auch gleich bei einigen letzten Handgriffen mit zur Hand. Die Kapplers haben auch eine neue Küche einbauen lassen. „Das ist für viele Angebote sinnvoll, aber auch für private Feiern wollen wir die Räume hier vermieten“, berichtet Adelheid Kappler.
Als einen großen Vorteil sieht sie die Ebenerdigkeit an: „Das Haus wäre auch ideal für Veranstaltungen mit Rollstuhlfahrern“, ist sie sich sicher. Ein Flyer zur Eröffnung am Tage des Reformationsfestes, 31. Oktober, 15.00 Uhr mit Musik, Haussegnung und Grillen lässt schon ein Gerüst an Veranstaltungen an Dienstagen und Freitagen erkennen. Eine Taizé-Andacht am 3. November, 18.00 Uhr bildet so den eigentlichen Auftakt. Aber auch ein Filmabend oder Advents- und Weihnachtsliedersingen dürften als offene Angebote das Bedürfnis nach Gemeinschaft für jedermann erfüllen. „In der Adventszeit werden wir hier auch ideal Bastelnachmittage für Weihnachtsschmuck anbieten können“, betont Sebastian Rehr. „Ich freue mich natürlich über jeden, der zum Glauben findet“, lächelt er, aber rein praktisch würde er ohnehin jeden Nieskyer an die anderen christlichen Gemeinden in Niesky ’vermitteln’. Mit den großzügigen Räumlichkeiten ist allerdings eher Potenzial über Niesky hinaus vorhanden.