Abitur ohne Impfung am Augustum-Annen-Gymnasium?
Das Haus Anne – Ort der Versammlung am Donnerstag Foto: Till Scholtz-Knobloch
Görlitz. Als die letzte Ausgabe des Niederschlesischen Kuriers mit der Nachricht „In letzter Sekunde“ über die Coronasituation am Görlitzer Augustum-Annen-Gymnasium verteilt wurde, war auch dieser Inhalt schon wieder überholt.
Schuldirektor Frank Gröll hatte noch am Donnerstag, 7. Oktober, nachdem über 100 ungeimpfte Kinder vom Unterricht ausgeschlossen wurden, um 13.00 Uhr Eltern in die Aula eingeladen und dort angekündigt, bis zu den Ferien finde nun nur nach Möglichkeit wieder Onlineunterricht statt – die Schule selbst sei erst einmal geschlossen. Trotz Kurzfristigkeit und ungünstiger Mittagszeit waren 50 Eltern in der Aula erschienen, denen die stellvertretende Schuldirektorin Katrin Schirner zudem gestand: „Ja, es ist richtig. Ich habe zu Schülern gesagt: ’Du hast dich gegen die Impfe entschieden, also hast du dich damit gegen die Schule entschieden.“
Vincent Richter, Referent im Leitungsbereich des Landesamtes für Schule und Bildung in Bautzen, der in Görlitz neben der Schulleitung vor den Eltern stand, betonte gegenüber dem Niederschlesischen Kurier auf die Frage nach disziplinarrechtlichen Konsequenzen: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen zu personalrechtlichen Belangen keine Auskunft erteilen kann.“
Eine Mutter sagte im Saal, sie sei geimpft, müsse sich aber schützend vor ihre 16-jährige Tochter stellen, wenn diese eine Impfung verweigere. Andere Eltern beklagten, dass faktisch nun der Impfstatus an die Öffentlichkeit gezogen sei. Wenn man aber ungeimpfte Kinder in einer Hauruckaktion in den Korridor zum Verlassen des Hauses rufe sei doch klar: „Kindermund tut Wahrheit kund“ und diese würden dem nicht zulässigen Aufruf dann auch folgen. Die Schule habe die Sache noch dadurch verschlimmert, dass sie Schüler nach Hause geschickt habe, obwohl keine Abholung und damit keine Aufsicht über Minderjährige gewährleistet gewesen sei.
Die Redaktion bat Vincent Richter ferner um eine schriftliche Stellungnahme zur Frage, ob er die von der Sächsischen Zeitung tags darauf vertretene These teilen könne, Eltern hätten die Schließung der Schule „erzwungen“, damit eine Gleichberechtigung geimpfter und ungeimpfter Schüler hergestellt werde. Richter betonte: „Dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus werden täglich die Infektionszahlen und durch das Gesundheitsamt angeordnete Quarantänen einzelner Schüler oder Klassen übermittelt. Auf dieser Grundlage entscheidet das Sächsische Staatsministerium, ob zum Beispiel eine teilweise oder vollständige Schließung einer Schule notwendig ist. Dies ist nicht bei einem einzelnen Fall angezeigt, sondern dann, wenn ein relevantes Infektionsgeschehen an der jeweiligen Schule vorherrscht, nachdem eine begründete Gefahr weiterer Infektionen an der Schule bei Fortführung einer Präsenzbeschulung besteht. Die Entscheidung für jede Schule, auch im Falle des Augustum-Annen-Gymnasi-ums, wird durch das SMK auf dieser Grundlage gefällt.“
Die Redaktion hatte Vincent Richter ferner geschrieben: „Ist es die richtige Botschaft, Eltern den Eindruck zu vermitteln, Schulbehörde als Aufsicht und Schule agieren in gegenseitiger Absprache? Sie waren meines Eindrucks in keiner Weise von der Aussage von Frau Schirmer überrascht, so dass zuvor vermutlich eine gemeinsame Deeskalationsstrategie unter Ausblendung der Vorgeschichte ’verabredet’ schien.“ Eine erbetene Stellungnahme hierzu blieb Vincent Richter jedoch schuldig.
Kommentare zum Artikel "Abitur ohne Impfung am Augustum-Annen-Gymnasium?"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
"denen die stellvertretende Schuldirektorin Katrin Schirner zudem gestand: „Ja, es ist richtig. Ich habe zu Schülern gesagt: ’Du hast dich gegen die Impfe entschieden, also hast du dich damit gegen die Schule entschieden.“
Nein Frau Schirmer, die betreffenden Schöler und Schölerinnen haben sich für ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit entschieden, nichts anderes. Und sie hören sich an wie Saskia Esken. Mein Gott ist das schäbig.
Wie sollen denn Kinder/Jugendliche, die solche Ansagen („…gegen die Schule entschieden…“) bekommen, noch voller Freude, Neugier in die lernen? Und gerade die Lehrer, die neben den Eltern eine hohe Wichtigkeit für Schüler haben, müssten sensibel mit dem Wichtigsten Gut, das eine Gesellschaft hat: den Kindern, umgehen.