Alstom in Bautzen stellt die Weichen auf Zukunft
Die Endfertigung und Prüfung der Züge wird in Bautzen stattfinden, was den Traditionsstandort weiter stärkt. Foto: Archiv
In den letzten Monaten gab es verstärkt Sorgen um die Zukunft des Bautzener Waggonbau-Standortes. Nun verkündet Alstom innerhalb weniger Tage gleich zwei gute Nachrichten.
Bautzen. Der Zughersteller Alstom hat den Zuschlag für einen Großauftrag über die Lieferung und Wartung von 90 Nahverkehrszügen für die S-Bahn im Rheinland erhalten. Der Auftrag im Volumen von mehr als vier Milliarden Euro umfasst neben der Lieferung auch die Wartung über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten. Die ersten neuen S-Bahnen sollen ab Mitte 2029 in einem Probebetrieb auf die Strecken im Rheinland und im Ruhrgebiet gehen.Die Endfertigung und Prüfung der Züge werde in Bautzen stattfinden, was den Traditionsstandort weiter stärke.
Müslüm Yakisan, Präsident der Region DACH bei Alstom, sagt: „Alstom wird hier komfortable und innovative Züge mit einem starken Fokus auf die Barrierefreiheit auf die Schiene bringen.“ Dabei müssten die gesamte Fahrzeugarchitektur und insbesondere die Gestaltung der Türbereiche einen raschen Fahrgastwechsel ermöglichen, der eine grundlegende Voraussetzung für eine hohe Betriebsstabilität darstellt. Ein absolutes Novum der neuen S-Bahn-Züge sei ein WC in jedem Endwagen: Keine andere S-Bahn mit hochflurigen Fahrzeugen in Deutschland verfügt bisher über WCs. Die Fertigung soll nach Unternehmensangaben bis 2033 laufen.
Ministerpräsident Michael Kretschmer sprach von einer guten Nachricht für das Unternehmen und die Beschäftigten von Alstom in Sachsen. „Der Milliardenauftrag bedeutet hier bei uns in Sachsen die langfristige Sicherung von vielen wichtigen Industriearbeitsplätzen.“ Der Traditionsstandort Bautzen werde damit weiter gestärkt. „Das hat auch positive Auswirkungen auf den gesamten Wirtschaftsstandort und auf weitere Unternehmen und Dienstleister in der Region.“ Der Regierungschef fügte hinzu, dass Alstom jetzt erfolgreich gewesen sei, habe auch mit der guten und professionellen Arbeit der Beschäftigten in den sächsischen Werken des Konzerns zu tun.
Das langjährige Schwesterwerk Görlitz ist an dem Großauftrag allerdings nicht beteiligt – die Rohbaufertigung soll in Polen erfolgen. Unterdessen wurde zudem bekannt, dass das Görlitzer Alstom-Werk verkauft werden soll.
In Bautzen wird weiter in die Produktionskapazitäten investiert – erst am vergangenen Dienstag nahm Alstom hier eine neue Produktionslinie in Betrieb, auf der zuerst Regionalzüge für Rumänien gefertigt werden sollen. Die Stadt Bautzen unterstützt den Erweiterungskurs. Wirtschaftsbürgermeister Dr. Robert Böhmer erklärt dazu:
„Damit die Zukunftsfähigkeit des Werkes im Bautzener Süden weiterhin gestärkt wird, sind Konzern und Stadtverwaltung im engen Austausch. Ziel ist es, künftig Logistik von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Mit einem neuen Gewerbegebiet sollen die Voraussetzungen geschaffen werden. Alstom benötigt den Gleisanschluss im Süden des Werkes, um besser auf die Gleisinfrastruktur der Stadt und somit der Region zu kommen.
Ein neues interkommunales Gewerbegebiet mit der Gemeinde Doberschau-Gaußig ist in der Planung. Auf der jetzigen Brache zwischen der Wilthener Straße / S 114 und der B 96 soll eine Erschließung umgesetzt werden, die eine Besonderheit hat: Mit einem Gleisanschluss, für den aktuell weitere Anschlussnehmer gesucht werden, bestünde künftig die Möglichkeit, Güter umzuschlagen – von LKWs auf Züge. Bautzen möchte sich perspektivisch als Innovationskorridor im Dreiländereck zwischen der Wachstumsregion Dresden und der Europastadt Görlitz etablieren.“ Der Landtagsabgeordnete Marko Schiemann (CDU) fordert hierbei „mehr Tempo, damit der Schienenanschluss der Zukunft geschaffen wird.“