Alte Kirchschule erstrahlt im neuen Glanz
Markus Schuster freut sich, wie die gesamte Kirchgemeinde, über die Wiedernutzbarmachung der Alten Kirchschule.
Die evangelische Kirchgemeinde Cunewalde hat jetzt ein neues und doch altehrwürdiges Domizil. Das Gesamtvorhaben ist jedoch noch nicht abgeschlossen.
Cunewalde. Cunewalde war – neben vielem anderem – immer auch ein Dorf der Schulen. Allein in unmittelbarer Nähe zur Kirche entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kurz nacheinander zwei Schulgebäude. Eines davon ist die heute so genannte „Alte Kirchschule“, die sich zwar im Eigentum der Kirchgemeinde befindet, aber nie von ihr betrieben wurde. „Mit dem Bau der zentralen Schule in Mittelcunewalde zu DDR-Zeiten wurden die anderen Gebäude nicht mehr benötigt“, erklärt Markus Schuster vom Vorstand des Kirchgemeindeverbundes Bautzener Oberland. Und so stand die Alte Kirchschule seit Mitte des 20. Jahrhunderts weitgehend leer, diente bestenfalls noch als Lager, Werkstatt oder Rumpelkammer. Mit ihrer exponierten Lage direkt vor der Kirche bildete die Alte Kirchschule einen Bestandteil fast jedes Postkartenmotivs von Cunewalde, verkam aber immer mehr zum Schandfleck.
Im Obergeschoss entstand ein großer Raum, den unter anderem der Posaunenchor für seine Proben nutzt.
Ein Zustand, den die Kirchgemeinde nicht länger hinnehmen wollte und so über zwei Alternativen nachdachte: Abriss oder Weiternutzung. „Über den Abriss wurde ernsthaft nachgedacht, man hat sich aber nicht dazu durchringen können“, weiß Markus Schuster. Für ein Betreutes Wohnen fand die Kirchgemeinde keinen Träger. Hilfe tat Not. Diese erschien in Gestalt des Leader-Förderprogramms für die ländliche Region: „Dieses hat uns die Möglichkeit eröffnet, die Alte Kirchschule zu sanieren.“
Nach einem Nutzungskonzept brauchte die Kirchgemeinde nicht lange zu suchen: Schon seit längerem war klar, dass das alte Pfarramt keine zeitgemäßen Bedingungen mehr für die Gemeindearbeit bieten konnte. „Die bauliche Substanz in der früheren Schule war besser, und sie bot auch die Möglichkeit zur Barrierefreiheit.“ Dennoch musste die Dachhülle fast komplett erneuert werden, neue Fenster waren erforderlich. Das Gebälk und das Mauerwerk hingegen erwiesen sich als gut in Schuss, der Keller als nutzbar. Vor allem jedoch: „Das Gebäude erwies sich von seiner Struktur her als günstig für die ihm zugedachte neue Funktion als Gemeindezentrum“, wie Markus Schuster erklärt. Zwar mussten die Raumaufteilung verändert und neue Wände eingezogen werden. So entstand im Obergeschoss ein größerer Raum, in dem der Posaunenchor proben kann, der aber auch für Veranstaltungen nutzbar ist. Das Dachgeschoss überließ die Kirchgemeinde der Jugendgruppe zur Nutzung, die es nach ihrem eigenen Geschmack einrichtete und ausgestaltete. Im Erdgeschoss befinden sich die Verwaltungsräume des Kirchgemeindeverbundes sowie das Dienstzimmer des Pfarrers, dessen Stelle allerdings schon seit längerer Zeit vakant ist. Bei der Sanierung legte die Kirchgemeinde Wert auf den Erhalt möglichst großer Teile der originalen Bausubstanz, so wurden die Steinplatten im Flur aufgearbeitet, anstatt sie zu entfernen. Das aus Feldsteinen gemauerte begehbare Gewölbe verleiht dem Keller ein ganz besonderes Flair. Ein „Sorgenkind“ stellt jedoch der nach Süden zeigende Anbau der Alten Kirchschule dar: „Mit seinem Teilabriss begann 2019 die ganze Maßnahme“, blickt Markus Schuster heute zurück. Ursprünglich sollte er einem modernen Bau aus Glas und Stahl weichen, nach den derzeitigen Plänen kommen eher Holz und Schiefer zum Einsatz. Dienen soll er künftig als Gemeindesaal und Winterkirche für bis zu 65 Besucher. „Das ist aber ein zweiter Bauabschnitt, für den wir derzeit noch an der Finanzierung arbeiten“, so Markus Schuster. Die Kosten des vollendeten ersten Abschnitts belaufen sich auf etwa 650.000 Euro, wozu neben der Leader-Region und der Kirchgemeinde selbst auch die Landeskirche und private Spender ihren Beitrag leisteten.