Alte Post in Pulsnitz ist inzwischen die Nummer 17
Matthias Thomschke, Dr. Heidrun Frenzel und Dr. Matthias Mägel (v.l.) vom Heimatverein waren die Ersten, die die Tafel an ihrem künftigen Platz bewunderten.
Pulsnitz. Pulsnitz verfügt für eine 7000-Einwohner-Stadt über erstaunlich viele Baudenkmäler. 17 davon haben eine Gemeinsamkeit – sie tragen eine vom Pulsnitzer Heimatverein e.V. gestaltete Informations- und Gedenktafel. Zum früheren Waisenhaus, dem Perfert und Weitzmannschen Gut sowie der Färberhenke (dies nur eine kurze Auswahl) zählt seit kurzem auch die „Alte Post“ dzu diesem illustren Kreis. Auf dem so genannten Trommelberg (heute Ecke Bahnhof-/Poststraße) errichtet und am 27. September 1912 eingeweiht, verweist sie zugleich auch auf die 300-jährige Pulsnitzer Postgeschichte. Diese begann laut Tafeltext mit dem regelmäßigen Verkehr von Postkutschen zum Transport von Menschen und Sendungen, derer erster Anlaufpunkt das Zolleinnehmerhaus auf dem Polzenberg war. Der Zolleinnehmer fungierte damals auch gleichzeitig als Postvorsteher. Ab 1890 gab es dann ein Kaiserliches Postamt auf der Bahnhofstraße, das sich jedoch für seine Aufgaben als zu klein erwies.
Das nach eineinhalbjähriger Bauzeit entstandene Postamt auf dem Trommelberg galt damals sachsenweit als das modernste in seiner Größenordnung. Für einen Teil der leitenden Beamten diente es auch als Wohnhaus, für die es sogar einen Gemüsegarten gab. 1918 wurde aus dem Kaiserlichen Postamt die Reichspost, und auch zu DDR-Zeiten diente es weiter seinem ursprünglichen Zweck. Bekanntheit erlangten die Sonderstempel für die Pfefferkuchenstadt Pulsnitz und ihre Heimatfeste. Nach der Wende hatte das Pulsnitzer Postamt, das so viele unterschiedliche politische Zeiten überdauerte, bald ausgedient. 2017 wurde es von der Pflegeheim Pulsnitz GmbH erworben, die es zum Betreuten Wohnen „Altes Postamt“ ausbaute und auch die jetzt angebrachte Gedenktafel stiftete. Neben der äußeren Gestaltung mit dem Schriftzug Postamt und der von zwei Säulen flankierten sowie einem Giebel mit Kartusche bekrönten Freitreppe sind laut Hausleitung auch das Treppenhaus, originale Fliesen sowie Bauzeichnungen erhalten. Auch die Fenster sind demnach noch original erhalten.
Für den Pulsnitzer Heimatverein ist die Arbeit mit Tafel Nr. 17 noch nicht abgeschlossen. „Es gibt noch eine ganze Menge von Baudenkmälern, die eine solche Würdigung verdienen“, sind sich der 1. und 2. Vorsitzende des Vereins, Matthias Thomschke und Dr. Matthias Mägel, einig. Und im Hinblick auf das 800-jährige Pulsnitzer Stadtjubiläum im Jahre 2025 gibt es die Idee, die früher schon einmal angebotenen Stadtführungen wieder aufleben zu lassen. Damals war der Pulsnitzer Nachtwächter mit interessierten Besuchern in der Pfefferkuchenstadt unterwegs. Schulklassen haben bereits die Möglichkeit, ausgestattet mit Informationsmaterial das baulich-kulturelle Erbe von Pulsnitz zu erkunden.