Apotheken sind Mittwoch, den 14. Juni 2023 zu!
Apotheker Thomas Neumann bedient in seiner Bären-Apotheke, An der Frauenkirche, in Görlitz. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Region. Der „Tag der Apotheke“ am 7. Juni liegt hinter uns, zu dem die ABDA, die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, in diesem Jahr vornehmlich den Fokus auf Information zum bundesweit angekündigten Apothekerprotest am 14. Juni gelegt hat. Dieser soll auf die tagtäglichen Lieferengpässe bei lebenswichtigen Medikamenten oder auch ausufernde Bürokratie hinweisen. Die Zahl der Apotheken geht seit Jahren zurück, auch Nachwuchsmangel schlage durch.
Die ABDA beklagt, mit dem beschlossenen Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) werde eine große Chance verpasst, Lieferengpässen entgegenzuwirken. „Die Apotheken brauchen Entscheidungsfreiheit und Handlungsspielraum, um beim Einlösen eines Rezeptes ein vorrätiges Ersatzmedikament abzugeben“, statt Patienten zu vertrösten oder für ein neues Rezept zur Arztpraxis zurückzuschicken, betont Mathias Arnold, Vizepräsident der ABDA. Man brauche keine zwei Verfügbarkeitsanfrage beim Großhandel, wenn ein Alternativpräparat im Warenlager der Apotheke vorrätig sei.
Der Görlitzer Apotheker Thomas Neumann organisiert den Tag in der Region mit Kollegen mit, ist aber über die ABDA enttäuscht. „Gut aufbereitete Daten über die Misere haben wir nicht bekommen.“ Während andere Lobbygruppen stark seien, hätte man immer nur die andere Backe hingehalten. Wenn die ABDA nun mit dem 14. Juni einen Protesttag ausrufe sei wirklich „Alarmstufe rot“. Neumann rechnet vor: „Vor 10/11 Jahren wurde den Apotheken 70 Prozent ihres Bruttoeinkommens gestrichen. Wir hatten früher eine Handelsspanne von 33, abzüglich Kosten 20, blieben 13 zu versteuern übrig. Jetzt haben wir eine Handelsspanne von 25, die 20 Kosten sind erhalten bzw. noch gestiegen, also haben wir nur noch 4 1/2 Prozent vom Nettoumsatz zu versteuern und 4 1/2 sind nur noch 30 Prozent von 13. Genau solche Daten hätte er von der ABDA erwartet. „Keiner glaubt, dass Apotheker an Grenzen kommen, aber wir – die, die übrig bleiben – kanibalisieren auf denen, die zugemacht haben. Von 2014/15 bis jetzt haben wir über 4.500 Apotheken in Deutschland verloren. Und betriebswirtschaftlich sind weiter die mit niedrigeren Umsätzen auf dem Lande am stärksten gefährdet!“
In Görlitz soll am 14. Juni die Rosen-Apotheke in der Kö-Passage in Königshufen den Notdienst übernehmen. Zwischen 9.00 und 11.00 Uhr wollen Apotheker dort auch die Notlage genau erklären.