Auch ihn muss eine Demokratie aushalten
Der Bautzener Bauunternehmer Jörg Drews kann die jüngste Diskussion um seine Person nicht nachvollziehen. CDU und AfD begrüßen hingegen sein Hilfsangebot in punkto Schulsternwarte. Foto: RK
Die ehrenamtlichen Mitglieder des Fördervereins der Bautzener Schulsternwarte atmeten schon auf, nachdem Bauunternehmer Jörg Drews ankündigte, dauerhaft in die Einrichtung am Naturpark investieren zu wollen. Immerhin gab es bereits Überlegungen, diese aus Kostengründen dicht zu machen. Doch plötzlich sieht sich der Unterstützer Anfeindungen ausgesetzt. Zu Unrecht, wie er meint.
Bautzen. An ihm scheiden sich einmal mehr die Geister am Spreeufer: Bauunternehmer Jörg Drews hat Gutes im Sinn und dafür Schelte kassiert. Der Vorwurf lautet: Er wolle sich Sympathien erkaufen. Zudem stünde seine politische Gesinnung der Reichsbürgerbewegung nahe. In einem Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier stellte der 59-jährige Konservative jetzt klar: „Ich identifiziere mich nach wie vor mit dem Parteiprogramm der Christdemokraten aus dem Jahr 2002.“ In die rechte Ecke möchte er sich nicht drängen lassen.
Gemeinsam mit der kommunalen Stadtwerke-Holding Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft Bautzen (BBB) will der studierte Bauingenieur der sanierungsbedürftigen Schulsternwarte an der Czornebohstraße zu einer sicheren Zukunft am angestammten Standort verhelfen. Pro Jahr würde er sich mit einem Betrag in Höhe von 25.000 Euro beteiligen. In absehbarer Zeit soll die Stadttochter das Anwesen übertragen bekommen. Die Kommune erhofft sich dadurch Einsparungen im Haushalt. Voraussichtlich in der Augustsitzung, so äußerte sich Finanzbürgermeister Dr. Robert Böhmer gegenüber unserer Zeitung, erhalten die Stadträte konkretere Informationen zu dem angedachten Vorhaben.
„Mir geht es einfach um ein lebenswertes Umfeld. Ich möchte, dass sich dort auch meine Enkel astronomisches Fachwissen aneignen können, dass sie die Bildungschancen haben, wie ich sie einmal hatte, dass sie Fußballspielen können und dass ihnen das erhalten bleibt, wofür kaum noch finanzielle Ressourcen vorhanden sind“, begründete Jörg Drews sein jahrelanges Engagement in Bautzen. „Bereits vor mir haben Unternehmer viel geleistet für die Entwicklung dieser Stadt. Was ich mache, setzt sich stets zusammen aus der Notwendigkeit und einem Stück Eigennutz. Wir bekommen Fachkräfte und deren Familien nur in die Region, solange wir entsprechende Angebote vorhalten. Wenn wir vor dem Hintergrund der Attraktivität von Dresden und seiner Ausrichtung nach der Sächsischen Schweiz nicht noch mehr tun, schneiden wir uns selbst ins Fleisch.“
Gleichzeitig wehrte er sich gegen den Vorwurf, auf diese Weise einen gewissen Einfluss zu erlangen.
„Wenn ich das haben wollte, hätte ich eine der Sponsoringanfragen von Dynamo Dresden, der Dresdener Eislöwen oder des dortigen Handballclubs bedient, um für weniger Geld einen Logenplatz oder Zugänge zu Dresdener Investorenkreisen zu erhalten. Davon hätte ich eventuell wirklich profitiert.“
In Bezug auf bereits abgeschlossene und noch laufende Baumaßnahmen in der Spreestadt fügte er hinzu: „Viele davon sind privat initiiert und mit einem privaten Risiko verbunden. Von einer Amigo-Wirtschaft kann dabei keine Rede sein. Die Stadtverwaltung behandelt uns so, wie jeden anderen Bauherrn. Tut mir leid, ich sehe den Vorteil nicht, den ich mir nach Ansicht meiner Kritiker durch mein Engagement verschafft haben soll. Wenn allerdings die Region sagt, wir sind dieses Drews überdrüssig geworden und ich spüre das so, dann bin ich auch durchaus bereit, notfalls woanders hinzugehen. Mir liegen bereits Mails von einigen Bürgermeistern vor, die mich darauf hinwiesen, dass sie durchaus einen guten Standort für mich hätten.“
Doch die finanzielle Beteiligung von Jörg Drews an verschiedenen Projekten ist nur eine Seite, die so manch Bautzener ein gewisses Kalkül dahinter vermuten lassen.
Einige stören sich auch an politischen Äußerungen, die in der Vergangenheit gefallen sein sollen.
In diesem Zusammenhang streitet der Chef von rund 700 Arbeitnehmern gar nicht ab, auf einer Veranstaltung des Vereins „Wir sind Deutschland“ gesprochen zu haben. Von einer Demokratie, für die die Menschen Ende der 80er Jahre auf die Straße gegangen sind, erwartet er jedoch, dass diese selbst jene Positionen aushält, die nicht von allen geliebt werden.
„Allerdings dachte ich mir, das ist nicht das richtige Format. Dort war es mir zu grob und auch zu laut. Deshalb habe ich mir für mein Forum ‚Bürger für Bürger’ einen Ort gesucht, an dem es ruhiger zugeht.“ Damit war eine Veranstaltungsreihe geboren, bei der hin und wieder Autoren zu Wort kommen, die unterschiedlichste gesellschaftskritische Themen aufgreifen beziehungsweise die Probleme der heutigen Gesellschaft beim Namen nennen. Für Kritiker sei dies rechts, so Jörg Drews. Er selbst zeigt sich sehr interessiert an den Entwicklungen im eigenen Land und in der Welt. Schon zu DDR-Zeiten war das der Fall.
Unterdessen erhält nicht nur der in der Kritik stehende Bauunternehmer Rückhalt aus den Reihen des CDU-Stadtverbandes. Fraktionschef Karsten Vogt: „Bislang besitzt Bautzen glücklicherweise eine Kultur, in der sich ehrenamtlich tätige Bürger, Unternehmen, soziale Clubs, Vereine und viele andere mehr um unsere Stadt und ihre Bürger kümmern. Sie sind bereit, tatkräftig und eben auch finanziell unterschiedliche Projekte zu unterstützen. Dies hat Bautzen bisher immer gut getan. Den Akteuren dabei unlautere Absichten zu unterstellen, weil sie nicht die eigene politische Meinung vertreten, erinnert an das, was wir mit dem Jahr 1990 für überwunden hielten und ist in keiner Weise akzeptabel.“
Kommentare zum Artikel "Auch ihn muss eine Demokratie aushalten"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Die Schlagzeile isat absoluter Quatsch. Herr Drews hat nie und nimmer etwas behauptet, dass gegen das Grundgesetz verstößt. Solche Artikel kann man sich sparen, es sei denn, man das Image eines Provinzblättchens aus dem Hinterhof pflegen.
Wenn man jetzt davon ausgeht, dass Herr Drews die Wahrheit sagt und für sein Engagement keine Gegenleistung erwartet, heißt das noch lange nicht, dass andere ihm im vorauseilendem Gehorsam nicht doch Vorteile verschaffen. So könnte man die Reflexe von CDU, BBB und FDP durchaus deuten.
Wir müssen Herrn Drews aushalten - klar. Aber er muss kritik an seinem politsichen Engagement auch aushalten und sich nicht wie ein Kind aufspielen mit "dann geh ich halt woanders hin". Damit wurden auch schon Kleingärten enteignet für Gewerbflächen, die Hentschke dann doch nicht gebraucht hat.
Mal darüber nachgedacht welch enormen "Nutzen" Bautzen hätte, wenn Herr Drews die "Sch..." voll hat und seine Firmenleitung etwas westlicher verlagert?