Auch Wildschweine nun ausgesperrt
Die Absperrung für die Schwarzkittel entlang der der Auenstraße (S127) in Deutschlands östlichster Ortschaft Deschka in der Gemeinde Neißeaue. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Region. Obwohl es erst wenige Tage zurückliegt, ist fast außer Wahrnehmung geraten, dass nicht nur die Menschen sich seuchenbedingt an den Grenzen absperren, sondern dass nahezu zeitglich der Aufbau von Wildschweinbarrieren zum Schutz vor Afrikanischer Schweinepest entlang der polnischen Grenze abgeschlossen werden konnte.
Am 21. Januar hatte das Sozialministerium entschieden, eine Wildbarriere an der gesamten Grenze zu Polen zu ziehen und somit die Gefahr einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest durch Schwarzwild zu verringern. Dafür wurde Zaunmaterial für die gesamten 128 Kilometer angeschafft. Die Kosten von 250.000 Euro trägt der Freistaat. Mit Hilfe und Unterstützung durch Teams der Ortsverbände Bautzen, Görlitz, Zittau und Riesa des Technischen Hilfswerks (THW) sowie Mitarbeitern des Landkreis Görlitz wurden die Schwarzwild-Barrieren errichtet.
Aufgabe der Barriere, eines ca. 75 cm hohen Elektronetzes mit Duftkomponente, ist es durch optische und tatsächliche Reize Wildschweine in ihrem natürlichen Wanderungsverhalten zu beeinflussen. Die Wildschweine nehmen die Duftkomponenten zusammen mit dem Strom und dem Flatterband als Störfaktor wahr, so dass sie in ihren natürlichen Wanderungsbewegungen geleitet werden.
Ein Vorteil der gewählten Bauart ist, dass sie schnell und flexibel umzusetzen war und einen vergleichsweise geringen Eingriff in die örtlichen und natürlichen Gegebenheiten nötig machen. Sie ist nicht als dauerhafte Lösung über Jahre anzusehen. Zur Beurteilung der tatsächlichen Effektivität der Wildschweinbarriere werden die Erfahrungswerte abgewartet. „Kräfte vor Ort berichten von abnehmenden Schäden durch Wildwechsel und von einer Häufung von Wühlspuren östlich der Barriere“, teilt der Freistaat in einer Pressemitteilung mit.
Die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Petra Köpping: „Es ist für den Freistaat Sachsen und besonders für die Landwirte enorm wichtig, dass wir jede Maßnahme ergreifen, um den Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest zu erhöhen. Ich danke Allen, die an der Planung und schnellen Umsetzung der Wild-Barriere mitgewirkt haben.“
Die Planung der Barriere erfolgte in Abstimmung mit Experten des Landkreises Görlitz unter Berücksichtigung der örtlichen und natürlichen Gegebenheiten, so wurden an verschiedenen Stellen bestehende Spundwände, Gehegeeinzäunungen, der Zaun des Parkes Muskau, die Flughafenabsperrungen, Industriegeländeeinzäunungen und nicht zuletzt auch die Bundesautobahn 4 für die Barriere genutzt. In der Stadt Görlitz selbst schließt die Wild-Barriere dann zwischen der A 4 und der Nikolaivorstadt. Eine Barrierenerrichtung durch städtisches Gebiet wurde von Experten als nicht sinnvoll bewertet. Die Betreuung und Wartung der Wildschweinbarriere erfolgt durch die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen.