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Auf dem Gräfenhainer Wanderschuh

Auf dem Gräfenhainer Wanderschuh

Petra und Egbert Nowak von der SG Gräfenhain waren maßgeblich daran beteiligt, dass nun ein zertifizierter Qualitäts-Wanderweg von Königsbrück über Reichenau auf den Keulenberg führt.

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Der Gipfel des Keulenbergs gehört auch für Petra und Egbert Nowak zu den beliebtesten Wanderzielen.

Wie wandert es sich auf einem frisch zertifizierten Qualitätswanderweg? Der Oberlausitzer Kurier hat es herausgefunden.

Gräfenhain. Die Route K des Gräfenhainer Wanderschuhs ist unlängst vom Deutschen Wanderverband als Qualitätsweg zertifiziert worden. Nun gut, könnte man denken, schöne Wanderwege gibt es viele in der Lausitz. 

Doch zertifiziert sind nur wenige davon. Der Oberlausitzer Kurier wollte wissen: Was ist das Besondere am Gräfenhainer Wanderschuh, und was zeichnet einen Qualitätsweg aus? Um das herauszufinden, haben wir uns mit Egbert und Petra Nowak verabredet. Sie sind bei der Sportgemeinschaft Gräfenhain für das Wandern verantwortlich und kennen den Weg wie ihre Westentasche. Treffpunkt ist auf dem Königsbrücker Marktplatz, wo Petra Nowak bereits die Richtung vorgibt: „Wir können von hier aus erst einmal zur Flüsterallee gehen. Das ist ein zentrumsnahes Erholungsgebiet, wo sich die Verliebten gern treffen, und ein schöner Weg.“

Also auf zur Flüsterallee. Königsbrück liegt rasch hinter uns. Schon bald haben wir die Aue der Pulsnitz erreicht, wo sich also die von Amors Pfeil Getroffenen ein Stelldichein geben. Über das Blaue Wunder von Königsbrück kann man das Flüsschen überqueren, und ein außergewöhnliches Bauwerk zieht die Aufmerksamkeit auf sich: „Der Eisenbahnviadukt ist eine genietete Stahlkonstruktion und hat eine Krümmung“, weiß Egbert Nowak – „das bedeutet, dass er statisch extrem belastet war, wenn Züge darüber fuhren.“ 

Der Viadukt ist etwa 14 Meter hoch, 211 Meter lang und wurde 1899 nach nur einjähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Heute gehört er der Stadt Königsbrück. Nach einem kurzen steilen Anstieg über Stufen bietet sich die Gelegenheit zu einer ersten kurzen Rast. Dann geht es durch Wälder und Felder weiter nach Reichenau, einem Ortsteil der Gemeinde Haselbachtal. Zeit, um etwas mehr über den Gräfenhainer Wanderschuh und seine Besonderheiten zu erfahren:

„Dieser Wanderweg, die Route K, ist einer von drei Rundwanderwegen um den Keulenberg und vom Deutschen Wanderverband zertifiziert worden“, erklärt Egbert Nowak. „Er verläuft zwischen Königsbrück und Reichenau direkt auf der alten Handelsstraße Via Regia, was uns half, den Markierungsaufwand zu minimieren.“ Denn die Via Regia ist als Pilgerweg bereits mit dem Symbol der Pilger, der Muschel, gekennzeichnet. Zehn Jahre lang arbeitete die Sportgemeinschaft Gräfenhain daran, die Route K zertifizieren zu lassen, denn die Anforderungen des Deutschen Wanderverbandes sind hoch: „Die wichtigsten Punkte sind Wegequalität, Orientierungstafeln und eine durchgehende, unmissverständliche Markierung“, so Egbert Nowak. „Auf Strecken über freies Feld war es auch nötig, Pfähle zu setzen, um eine Wanderschuh-Markierung anbringen zu können.“ Initiator des Gräfenhainer Wanderschuhs ist, wie schon mehrfach erwähnt, die Sportgemeinschaft Gräfenhain. Doch wie kam es dazu, dass diese sich so intensiv mit dem Wandern beschäftigt? Dazu erklärt Petra Nowak: „Die Sportgemeinschaft ist 1983 mit nur einer Sektion, nämlich Kegeln, gegründet worden. In den 90er Jahren kam das Wandern dazu, das auch intensiv betrieben wurde. Vor etwa fünf Jahren aktivierte sich die Sektion Wandern wieder und veranstaltet nun regelmäßig Wandertouren durch die nähere Umgebung.“

Die Wanderungen finden jeweils am zweiten Dienstag im Monat statt, die Treffpunkte werden im Königsbrücker Stadtanzeiger veröffentlicht. Jeder kann daran teilnehmen. Oft ist der Keulenberg das Ziel, wie auch bei unserer Wanderung. Doch bislang versteckt er sich noch im dichten Dunst. Auch die Sonne hat sich, anders als vorhergesagt, noch nicht gezeigt. Auf dem Gipfel angekommen, wird klar, warum der Keulenberg ein so beliebtes Ausflugsziel ist: „Der Keulenberg ist 413 Meter hoch. Wenn man geradlinig nach Norden schaut, kommt die nächste höhere Erhebung erst in Schweden“, wie Egbert Nowak zu berichten weiß. Vom Aussichtsturm aus kann man weit ins Land schauen. Allerdings nur bei klarem Wetter, heute also nicht. Der Keulenberg blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück und war zu DDR-Zeiten für die Bevölkerung gesperrt. Heute bietet das Gipfelplateau eine Fülle an Sehenswürdigkeiten, wie die Burgruine, die Triangulationssäule und das Bismarck-Denkmal. Und als wir auf dem Rückweg am Canaletto-Blick in Gräfenhain (der allerdings nicht an der Route K liegt) Halt machen, zeigt sich der Berg doch noch in seiner vollen Schönheit, wenn auch noch etwas vom Dunst verhangen. Keulenberg – wir kommen wieder!

Uwe Menschner / 01.12.2024

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