Auge in Auge mit den wilden Greifen
Eine Besonderheit der liebevoll gestalteten Ausstellung ist, dass viele der Exponate frei im Raum angeordnet sind. Foto: CS
Kamenz. Einem Greifvogel begegnet der Städter bestenfalls, wenn er auf einer Landstraße fährt und am Straßenrand ein Mäusebussard auf seiner Sitzstange auf Beute lauert. Oder natürlich im Tierpark. In Kamenz kann man den beeindruckenden Vögeln jetzt Auge in Auge gegenübertreten. Zwar sind sie nur ausgestopft, wie der Laie sagen würde. Aber sie sind meisterlich präpariert, sodass sie wie lebendig wirken. Für Naturfreunde ein besonderes Erlebnis bietet die Sonderausstellung „Deutschlands wilde Greife“, die am 23. März im Museum der Westlausitz eröffnet wird. Ein Dreivierteljahr ist die Schau nun zu sehen. Sie endet am 26. Januar 2025.
Eine Besonderheit der liebevoll gestalteten Ausstellung ist, dass viele der Exponate frei im Raum angeordnet sind, und zwar nicht nur sitzend, sondern oft auch in fliegender Pose. Mit Pappmodellen wird die beeindruckende Flügelspanne der großen Greife dargestellt. So bringt es der Bartgeier beispielsweise auf eine Flügelspanne von fast drei Metern! Einige Präparate sind hinter Glas ausgestellt, weil es sich um Leihgaben handelt, die besonders pfleglich behandelt werden müssen. Bei den frei sich tummelnden Vögeln handelt es sich dagegen um Stücke aus dem eigenen Fundus, beziehungsweise extra für die Schau von Meisterhand präparierte Vögel. Manche von ihnen wurden tot oder verletzt aufgefunden und erhielten nun ein neues Leben.
Wie Projektleiter Olaf Zinke erklärt, kann man in der Oberlausitz 17 heimischen Greifvogelarten begegnen. Hinzu kommen 19 „Gäste“ die nur zeitweilig vorbeischauen. Dies sind Vögel auf der Durchreise oder Wintergäste aus dem hohen Norden. Manchmal verfliegen sich auch einzelne Exemplare aus Südeuropa. Ob das am Klimawandel liegen könnte, sei nicht klar. „Wir beobachten und dokumentieren“, sagt Olaf Zinke, der auch den umfangreichen und reich bebilderten Begleitband zur Ausstellung verfasst hat. Dieser könnte gut als Unterrichtsmaterial an den Schulen dienen. Fein sortiert nach „Familien“ werden die heimischen Greifvögel vorgestellt. Es sind der Fischadler, der Bartgeier, Wespenbussarde, echte Adler, Weihen, Habichte und Sperber, Milane, Seeadler, Bussarde und Falken. Zu den am häufigsten vorkommenden Arten zählen der Turmfalke und der Mäusebussard.An der beeindruckenden Schau haben rund 60 Beteiligte mitgewirkt, darunter die Volontärin Birgit Pannicke. Zu den Ideengebern gehörte Winfried Nachtigall von der Vogelschutzwarte Neschwitz, mit dem zusammen Olaf Zinke das Konzept zur Ausstellung „ausgebrütet“ hat. Zu danken ist aber auch den Leihgebern aus Waren (Müritz), Chemnitz, Leipzig, Dresden und Halle (Saale). Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm, darunter Vorträge, Aktionstage, Exkursionen und öffentliche Führungen. Die erste Führung findet am 14. April, 14 Uhr statt. Zuvor gibt es aber bereits am 9. April einen Vortrag von Torsten Pröhl zu den Greifvögeln Deutschlands. Für die Kinder haben die Museumspädagogen spezielle Angebote vorbereitet, für Kitas, Grundschulen, Oberschulen und Gymnasien sowie sogar für Kindergeburtstage. Das vollständge Programm ist zu finden unter: www.museum-westlausitz.de