Aura auf dem Friedhof: Zeugen der Heimatgeschichte
Am Volkstrauertag gedenken wir der Toten von Krieg und Gewaltherrschaft. Das Bild zeigt das Kriegerdenkmal Markersdorf für Opfer des 1. Weltkriegs mit Blick zur Landeskrone. Foto: tsk
Region. Wer durch das Tor zu einem Friedhof tritt, spürt sofort: Hier bin ich in einem geschützten Raum. Hier kann ich ICH sein, ganz und gar eins mit meinen Erinnerungen, meinem Gedenken und meiner Trauer. Dieser Ort hat eine Aura, die uns sofort umfängt. Das Grabmal ist die Visitenkarte dieses einmaligen, persönlichen Ortes. Das Innehalten am Grab gibt daher den Hinterbliebenen eine besondere Energie, um Energie und neuen Mut zu schöpfen und innere Konflikte zu lösen.
An den bundesweiten Trauergedenktagen nutzen wir diese Orte besonders. Die Atmosphäre ist geprägt von der herbstlichen Natur, die Blätter verfärben sich und glühen bei milchigem Sonnenschein in unterschiedlichen Farben. Die Gräber sind festlich geschmückt und bezeugen, dass wir unseren Verstorbenen nah sind. Die Grabmale sind geputzt und die Bepflanzung passt sich der Natur an. Oft brennen Kerzen und in der Dämmerung blitzen sie dann wie kleine Hoffnungsschimmer. Die Grabmale sprechen also zu uns und sind auch ein Spiegelbild unserer Heimatgeschichte. Geschaffen werden sie durch die ortsansässigen Steinmetze, die vornehmlich mit heimischem Naturstein und Kreativität oftmals auch regionale Besonderheiten umsetzen. Im Austausch mit den Hinterbliebenen entstehen Meisterwerke für die Ewigkeit.
In der christlichen Tradition bestehen im November: Allerheiligen, Allerseelen und Totensonntag. Aber auch Nicht-Christen können sich der besonderen Atmosphäre kaum entziehen, diese Zeit der besonderen Erinnerung ist ein wichtiger Teil unserer Kultur und Historie. Die Gedenktage haben zwar einen unterschiedlichen Hintergrund in der Entstehung, dienen aber dem gleichen Ziel: Sie sind Tage des Innehaltens, des Gedenkens und der Trauer um Familienangehörige, Freunde und Bekannte. Und sie sind eine schöne Gelegenheit, der Ortsgeschichte etwas näher zu kommen und mal wieder einen Spaziergang über den Friedhof zu machen.
Im November sind folgende Tage in Deutschland dem Totengedenken gewidmet:
- Allerseelen ist ein Gedenktag der katholischen Kirche für alle Verstorbenen und
ihre Seelen am 2. November. Ihm Voraus geht Allerheiligen am 1. November. - Der Volkstrauertag trifft 2021 auf den 14. November. Als staatlicher Feiertag
erinnert er besonders an Kriegstote und Tote von Gewaltherrschaft. - Seit 1995 ist der Buß- und Bettag nur noch in Sachsen ein gesetzlicher Feiertag – er erinnert
am 17. November 2021 daran, dass das Scheitern zum Leben gehört. - Der Totensonntag oder Ewigkeitssonntag am 21. November 2021 ist der
letzte Sonntag des Kirchenjahres.