Aus der Geschichte und Natur im Todesstreifen
Auch zum Brocken im Harz führte Pingels Reise. Dieser alte Grenzpfahl steht zur Erinnerung an die innerdeutsche Grenze bis heute am Eckersprung unterhalb des Brockens. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Görlitz. Am 5. November lädt der BUND Görlitz zu einem Bildervortrag in die Görlitzer Rabryka ein. Unter dem Titel „Grenzgänger – Mit dem Fahrrad entlang des Grünen Bandes“ nimmt Heinrich Pingel die Zuhörer mit auf eine Reise durch sieben Jahrzehnte deutsch-deutscher Geschichte. Der Vortrag basiert auf Pingels Reise entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze und schildert dabei Erfahrungen und Begegnungen.
Pingel, der als Kind aus der DDR fliehen musste, begab sich im Juli 2018 auf eine sechswöchige Tour entlang des Grünen Bandes, der heutigen Naturschutzregion an der ehemaligen Grenze. Diese Reise führte ihn von der tschechischen Grenze bis zur Ostsee und war nicht nur sportlich anspruchsvoll, sondern eine Auseinandersetzung mit seiner eigenen Lebensgeschichte. Aufgewachsen im katholischen Eichsfeld in der damaligen sowjetischen Besatzungszone und schließlich nach der Flucht im Westen groß geworden, zog er während dieser Fahrt persönliche und historische Bilanz.
Gespräche mit Zeitzeugen zur Wiedervereinigung enthüllten persönliche Einblicke in die deutschen Grenzerfahrungen, aber auch unterschiedliche Mentalitäten beiderseits der Grenze. Viel wert legt er dabei auf Menschen, die unmittelbar an der Trennlinie lebten. Auf der Reise stand er in Heiligenstadt im thüringischen Eichsfeld auch vor dem Gedenkstein seines Großvaters, der einst in der DDR unter ungeklärten Umständen von einem Mitglied der SED-Kreisleitung erschossen wurde. Dort versprach er sich, die genauen Umstände des Todes seines Großvaters zu untersuchen, ein Kapitel, das in ihm die Frage nach Gerechtigkeit neu entfachte.
Der Vortrag, der um 19.00 Uhr in der Conrad-Schiedt-Straße 23 beginnt, ist kostenfrei, Spenden jedoch willkommen. Maximal 60 Zuhörer können bei einem Einlass ab 18.30 Uhr dabei sein.