Autobahnbauer weihen ihr Bautzener Büro ein
DEGES-Bereichsleiter Michael Ditter erklärte seinen Gästen die Schritte, die bis zum anvisierten Ausbau der Autobahn A 4 notwendig sind. Fotos: RK
Ministerpräsident Michael Kretschmer (2.v.l.) hat am Freitag nach dem Festakt im DEGES-Bürotrakt auch der Stadthalle Krone einen Besuch abgestattet. Er zeigte sich offen für eine Wiederbelebung des Veranstaltungshauses im Herzen von Bautzen.
Bautzen. Auf dem Krone-Areal in der Spreestadt haben heute die Autobahnplaner der Projektmanagementgesellschaft DEGES ihre künftigen Räumlichkeiten feierlich eingeweiht. In den kommenden Jahren sollen im Domizil an der Steinstraße die Köpfe von zeitweise bis zu 50 Mitarbeitern rauchen. Unter anderem geht es um den Ausbau der A 4 zwischen Bautzen-Ost und dem Autobahndreieck Dresden-Nord. Statt über heute vier soll die Schnellstraße in der Perspektive über sechs Fahrspuren verfügen. In dem Zusammenhang sei es notwendig, Dutzende Bauwerke umzuplanen oder neu in die Überlegungen einzubeziehen. Dabei gehe es auch um einen besseren Schallschutz entlang der Strecke, hieß es während eines kleinen Festaktes, bei dem auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ein Grußwort hielt.
Wie er sagte, freut er sich, dass die Planung nunmehr von Bautzen aus erfolgt. Das schaffe vor Ort weitere Arbeitsplätze und einen besseren Blick auf das Gesamtprojekt. Die gewachsene Belastung auf den Verkehrswegen in der Region nannte der Regierungschef als ein Zeichen, dass die Oberlausitz mittlerweile zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Ost und West geworden ist. Allerdings gab er auch zu bedenken, dass seine Mannschaft versuchen wird, einen Teil des Güterverkehrs, der sich jetzt noch Tag für Tag über die Asphaltpisten der Region schlängelt, auf die Schiene zu bekommen. Zudem gestand er ein, dass die warnenden Stimmen Recht behalten haben. Landtagsabgeordnete wie der aus Bautzen stammende CDU-Politiker Marko Schiemann haben bereits vor Jahren darauf hingewiesen, dass der Verkehr auf der A 4 drastisch zunehmen wird. Längere Zeit passierte nichts, jetzt aber soll das Projekt in Angriff genommen werden, waren sich alle einig. Der Bedarf ist offenkundig, meinte Michael Ditter, DEGES-Bereichsleiter für Sachsen. Die harten Fakten sprechen Bände: Inzwischen registrieren die Zählstellen zwischen Pulsnitz und Dresden-Nord pro Tag rund 67.000 Fahrzeuge. Auf dem Abschnitt Bautzen-Ost - Pulsnitz sind es noch etwa 55.000 Kfz innerhalb von 24 Stunden. Michael Kretschmer fügt hinzu: „Der bedarfsgerechte Ausbau der Autobahn ist ein wesentlicher Bestandteil, um die wirtschaftliche und touristische Entwicklung der Lausitz weiter zu verbessern.“
Dass die anstehenden Baumaßnahmen mit einem empfindlichen Einschnitt in den fließenden Verkehr vonstatten gehen werden, wollte niemand abstreiten. Zudem seien die teils dicht angrenzenden Wohnbebauungen sowie die Querung mehrerer geschützter Naturräume bei der Planung zu berücksichtigen.
Bis die zwei anvisierten DEGES-Teams, die jeweils über eine ähnliche personelle Zusammensetzung verfügen und die zu Beginn Unterstützung von Mitarbeitern aus Berlin erhalten, richtig loslegen können, vergehen noch einige Monde. Derzeit befinde sich das Unternehmen in der Findungsphase, wie zu erfahren war. Der aktuelle Status sei die Projektvorbereitung, zu der zu einem späteren Zeitpunkt auch die Vergabe von Dienstleistungen an externe Ingenieurbüros zähle.
Unterm Strich, so schätzen die Autobahnplaner, könnte allein der Abschnitt zwischen der Landeshauptstadt und der „Hauptstadt der Oberlausitz“ rund 500 Millionen Euro verschlingen. Aufgrund der einzukalkulierenden Preissteigerungen im Laufe der nächsten Jahre gehen sie aber auch davon aus, dass es bei dieser Summe wohl nicht bleiben werde. Die Zustimmung des Bundes zur Erweiterung der A 4 liegt seit dem 19. August 2019 vor. Daraufhin beauftragte der Freistaat die DEGES mit der Umsetzung. Momentan prüft diese die ihr vorliegenden Unterlagen und Erkenntnisse, um anschließend weiteren Planungsbedarf abzuleiten.
Hoher Besuch in der Krone
Im Anschluss an den Festakt unternahm Sachsens Ministerpräsident in Begleitung von Kirsten Schönherr, Geschäftsführerin der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft BWB, deren Aufsichtsratschef Matthias Knaak, Marko Schiemann und Utta Winzer vom Krone-Förderverein einen Abstecher in die nahegelegene Stadthalle, die nach wie vor auf ihre Wiederbelebung wartet. Im Großen Saal wurden Überlegungen angestellt, wie dem Veranstaltungshaus zu neuer Blüte verholfen werden kann. Im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion um den Bau einer Spreequerung in der Altstadt meinte Michael Kretschmer, dass er es schon befürworten würde, wenn die Kommune beide Projekte in die Tat umsetzt. Auf die Frage von Utta Winzer, ob nicht die Krone schneller zu realisieren sei, gab der Regierungschef ihr Recht. Zeitlich sei das nicht so aufwendig wie der Bau einer neuen Brücke.