Keine Chance auf „Wiederbelebung“
Das stählerne Viadukt ist bereits seit 2002 als Kulturdenkmal ausgewiesen.
Königsbrück. Der öffentliche Personennahverkehr auf der Schiene hat Hochkonjunktur. Weniger in der täglichen Praxis auf dem regionalen Schienennetz, dafür umso mehr in politischen Bekundungen. Eine vollmundige Beteuerung, die Wiederaufnahme des Betriebes auf stillgelegten Strecken voranzutreiben jagt die vorherige. Die mit dem Strukturwandel im Zuge des Braunkohleausstiegs zugesagten Gelder schaffen auch einen entsprechenden finanziellen Rahmen. Deshalb spielt die Strecke zwischen Kamenz, Straßgräbchen-Bernsdorf und Hosena und weiterführend nach Senftenberg beziehungsweise Hoyerswerda eine ganz herausragende Geige in diesem Konzert.
Das Bewusstsein dafür, dass es ganz in der Nähe auch noch eine andere stillgelegte Bahnstrecke gibt, ist hingegen im Orchestergraben versunken: Nämlich die Strecke, die einst von Königsbrück über Schwepnitz nach Straßgräbchen-Bernsdorf führte. Außer dem Königsbrücker Viadukt, einem einzigartigen technischen Denkmal, kündet nicht mehr viel davon. Nach der offiziellen Stilllegung im November 2000 dauerte es nicht lange, bis die Gleise zurückgebaut wurden – „um Metalldieben zuvorzukommen“, wie es damals zur Überraschung der Öffentlichkeit hieß. Aus den ursprünglichen Plänen für einen Radweg entlang der Trasse ist nichts geworden.
Der in Königsbrück wohnende AfD-Landtagsabgeordnete Timo Schreyer hat daher eine Anfrage an die sächsische Staatsregierung gestellt, in der er wissen wollte, wie diese die Aussichten auf eine Wiederbelebung einschätzt. Die Antwort ist ernüchternd: „Die Strecke ist gemäß Allgemeinem Eisenbahngesetz (AEG) von Bahnbetriebszwecken freigestellt. Für eine ‚Wiederbelebung’ müsste also ein Planfeststellungsverfahren durch ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen wie beim Bau einer neuen Eisenbahnstrecke betrieben werden. Der Sächsischen Staatsregierung ist kein derartiges Unternehmen bekannt, das unter diesen Umständen die Absicht und die finanziellen Ressourcen für eine ‚Wiederbelebung’ hat“, teilte Verkehrsminister Martin Dulig mit. Der Freistaat selbst plane grundsätzlich keinen Personennahverkehr. Das stählerne Viadukt sei bereits seit 2002 als Kulturdenkmal ausgewiesen, so Dulig weiter. Im Internet wird die Brücke einschließlich der umliegenden Flurstücke als „Rohbauland“ zum Kauf angeboten.