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Bautzen: Darum muss der Holzwurm schließen

Bautzen: Darum muss der Holzwurm schließen

Alles muss raus: Auch das kleine Feuerwehrauto, das Veit Gähler hier in den Händen hält, suchte vor ein paar Tagen noch einen neuen Besitzer.

Das bekannte Geschäft in der Kornmarkt-Passage befindet sich noch bis zum 29. Dezember im Ausverkauf. Inhaber Veit Gähler spricht über die Gründe und darüber, was ihn außerdem noch bewegt.

Bautzen. „Räumungsverkauf – Wir schließen!“, so steht es schon seit einigen Wochen auf großflächigen Plakaten an den Fenstern des bekannten Spielzeug-Fachgeschäfts Holzwurm in der Bautzener Kornmarkt-Passage. Im Inneren des Ladens drängen sich zahlreiche Kunden vor den nur noch halbvollen Regalen. „Ja, der Räumungsverkauf läuft wirklich gut“, sagt Veit Gähler und wirkt dabei erstaunlich entspannt für jemanden, der gerade dabei ist, nach vielen Jahren sein Geschäft aufzugeben.

„Ich bin mit mir und meiner Entscheidung im Reinen“, sagt der Inhaber des „Holzwurm.“ Dies insbesondere deshalb, da die Angestellten, denen sein Dank für die motivierte Mitarbeit bis zum Schluss gilt, versorgt seien. „Ich selbst lasse jetzt alles auf mich zukommen“, so Veit Gähler. „Ich werde mich in Dinge einbringen, die mir Freude bereiten.“ Und lässt durchblicken, dass er früher einmal in der Forstwirtschaft gearbeitet hat – ein Bereich mit deutlichem Bezug zum Holzspielzeug, für das der Holzwurm bekannt ist und das einen großen Teil des Sortiments prägt. Der langjährige Inhaber ist sich dessen bewusst, dass viele Kunden traurig sind, „und ich bin es natürlich auch.“ Doch seine Frau und er sehen die Geschäftsaufgabe nicht als Niederlage: „Wir sind sehr gläubige Menschen und nehmen es als einen Teil unseres Weges an, dieses Kapitel jetzt abzuschließen.“

27 Jahre ist es mittlerweile her, dass der Holzwurm in Bautzen seine Türen öffnete. „Die Hilfe meiner Familie und vieler Freunde machte es mir damals möglich, diesen Kindheitstraum zu erfüllen“, sagt Veit Gähler. „Mit Enthusiasmus und Ideen, aber wenig Geld starteten wir in diese schöne und bewegte Zeit.“ Die Anfangsidee bestand in einem reinen Holzspielzeug-Laden.

In der Realität wurde daraus ein Geschäft für möglichst regionales und langlebiges Spielzeug, ergänzt durch ein vielfältiges Randsortiment. Und das Konzept ging auf: „Gemeinsam mit Angestellten und Freunden meisterten wir zwei Umzüge innerhalb der Kornmarkt-Passage, bei denen sich die Ladenfläche jeweils verdoppelte. Zeitweise konnte ich bis zu fünf Angestellte beschäftigen.“ 

Vor etwa zehn Jahren setzte dann aus Veit Gählers Sicht eine Entwicklung ein, „die mich erkennen ließ, dass dies in die Zerstörung der städtischen Handelslandschaft und in den Niedergang führen wird.“ Er sei zu der Überzeugung gelangt, „dass das gegenwärtige Finanzsystem zu einer Umverteilung von fleißig zu reich führt und dass es hinter den Politikern viel mächtigere Akteure gibt, die kein Interesse an den Menschen haben.“ 2016/17 gab er zusammen mit gleich Gesinnten die Zeitschrift „Denkste“ heraus und wurde fortan zu einem bekannten Akteur in der Bautzener Stadtgesellschaft. In der Folge wurde Veit Gähler nach eigenem Bekunden „medial verunglimpft, beschimpft und bekämpft.“ 
Und das betraf nicht nur ihn, sondern auch seine Angestellten. „Meine Frau und ich hatten ihnen frühzeitig gesagt, wie es uns geht und dass wir nicht mehr schweigen wollen. Sie trugen es mit.“ 

Wirtschaftlich wurde 2015 das stärkste Jahr des „Holzwurm.“ „Wir verloren zwar Kunden, gewannen aber auch viele neue hinzu“, erinnert sich Veit Gähler an diese Zeit. Noch heute wundert er sich, dass langjährige Kunden, die sich mit ihm duzten, seinem Laden den Rücken kehrten. Und freut sich über den Zuspruch und den Rückhalt, den ihm andere, neue Kunden gaben. Jahre später musste Veit Gähler erleben, wie seine Vorhersage in Bezug auf das eigene Geschäft Realität wurde. „Das Weihnachtsgeschäft 2022 lief außerordentlich schlecht. Da fast unser gesamtes Kapital im Laden gebunden ist, kamen wir in Liquiditätsschwierigkeiten.“ Seine Frau und er setzten sich selbst eine Entscheidungsfrist bis zum Juni 2023: „Doch es wurde von Monat zu Monat immer schlechter.“ Auch über einen Neustart mit verändertem Konzept dachten die Gählers nach, jedoch: „In Anbetracht der Gesamtlage wurde uns klar, dass das nicht möglich ist. Unter Einbeziehung aller Faktoren blieb nur die Geschäftsaufgabe zum Ende des Jahres.“ Und jetzt ist Veit Gähler froh, die Entscheidung nicht hinausgezögert zu haben: „Wer weiß, wie es nächstes Jahr gelaufen wäre.“ Denn: „Der wirtschaftliche Niedergang ist nun überall spürbar und es wird für alle offensichtlich, dass sich unser Land auf dem Weg zum globalen Sozialismus und zu einem Überwachungsstaat befindet.“ Gesellschaftlich will sich Veit Gähler, der unter anderem die montäglichen Mahnwachen mitorganisiert, weiterhin engagieren. Ob auch im Zuge der Kommunalwahlen 2024, „steht noch nicht fest.“ In Bezug auf sein bald für immer geschlossenes Geschäft verabschiedet sich Veit Gähler wie folgt von seinen Kunden: „Vielleicht erinnert Sie die eine oder andere Figur oder ein schönes Spielzeug daran, dass es in Bautzen einst den ‚Holzwurm‘ gab.“ 

 

Uwe Menschner / 23.12.2023

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Kommentare zum Artikel "Bautzen: Darum muss der Holzwurm schließen "

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Marc Wind schrieb am

    @ Phrasen...
    Das Zitat eines ehemals reichsten Automobilherstellers zur Demaskierung "der Reichen" zu verwenden zeugt von Unkenntnis und Dummheit. Steuern bleiben " das Vorrecht des Fußvolkes", wer gehört zum Fußvolk?, ich, mein Chef, sein Chef, oder der ganz große Chef...? Fragen über Fragen. Bin ich reich wenn ich 2000€ verdiene, oder 5000€, oder 10000€? Im kleinen Phrasenmähergehirn drehen sich so viele Gedanken, daß ihm schwindelig wird.

  2. Phrasenmäher schrieb am

    @ H. Wenden stein

    Mit den Internetkäufen haben Sie recht. Leider ist das so. Wer kann überhaupt noch ohne Schmalzphone leben? Wer die Gimmicks aus guten Gründen ablehnt, wird allerorten zwangsweise bestrahlt. In ist, wer drin ist.

    Jeff Bezos von Amarschzon ist einer der Reichsten - und zahlt so gut wie keine Steuern. Das bleibt Vorrecht des Fußvolks. Altbekannt: Die Reichen leben von den Dummen, die Dummen leben von der Arbeit. Von Arbeit ist noch niemand reich geworden. Ein Blick in Art 65 GG gibt Aufschluß, was Ihre geschätzte ReGIERung und deren der Job ist. Im Traumland DEUTSCHLAND gibts die meisten Steuerforderungen & Kosten. 1990 wurde das ökonomische Biz optimiert. Inzwischen wären ganze Bergwerke voller Bananenpüree zu vergeben.

    Ansonsten gibt Tante Gogel unter anderem Auskunft über die philanthropischen Umtriebe der Rockefellers, Rothschilds, Billy Boy Gates und ganz vorne: Klaus Schwab im World Economic Forum (WEF). Zitat aus Klausi Schwabs Buch The great Reset: "Sie werden nichts besitzen und Sie werden glücklich sein" Regierungen wollten schon immer nur das Beste. Für sich und für die okkulten Strippenzieher. Klar, krude Verschwörungstheorien... Verschwörungen sind so lange Theorien, bis sie in die Praxis umgesetzt werden.

    "Wer die Verantwortung für sein Glück und sein Wohlergehen in die Hände seiner Regierung legt, sollte sich eingehend mit dem Schicksal der Indianer, der Ureinwohner Amerika´s beschäftigen." - Henry Ford

  3. Hajo Wendenstein schrieb am

    was für ein peinlicher artikel… mimimi die böse regierung will das wir alle pleite gehen. was für ein bullshit! das dilemma ist der internethandel, und der geiz der kund*innen die lieber vom Sofa aus schnäppchen jagen. am liebsten bei wish und co, ist ja auch schön billig. auch das der ex ladenbesitzer kund*innen verloren hat, ist vermutlich seinen ansichten und schrägen ideologen anzuhängen… aber auch da… mimimi selber schuld. seine entscheidung was er öffentlich macht und auch an was er glaubt. immerhin ist es immer schön einfach anderen die schuld zu geben.

    leider bleibt bei diesem artikel nur zu sagen… der volo hat seinen job verfehl.

  4. Harald Schmiedt schrieb am

    Herr Gähler hat wirklich die Zeichen der Zeit erkannt. Jako und Toys r us beherrschen mit ihrem chinesischen Spielzeug den Markt und kleine Händler müssen aufgeben.Über 40 Jahre haben wir beim Holzwurm eingekauft.Herr Gähler hat mit seinem einnehmenden Wesen schon viele Menschen auf den rechten Weg geführt. Danke für

  5. Jochen schrieb am

    Die Schnupftabakdose

    Es war eine Schnupftabakdose,
    Die hatte Friedrich der Grosse
    Sich selbst geschnitzelt aus Nussbaumholz.
    Und darauf war sie natürlich stolz.

    Da kam ein Holzwurm gekrochen.
    Der hatte Nussbaum gerochen.
    Die Dose erzählte ihm lang und breit
    Von Friedrich dem Grossen und seiner Zeit.

    Sie nannte den alten Fritz generös.
    Da aber wurde der Holzwurm nervös
    Und sagte, indem er zu bohren begann:
    "Was geht mich Friedrich der Grosse an!"

    (Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller)

  6. Katy schrieb am

    Es ist so unfassbar, wie unsere einst so schöne Läden kaputt gemacht und ruiniert werden. Da wird dafür gesorgt, dass die Wirtschaft in China explodiert und unsere genauso schnell den Bach runter läuft. Obwohl China mit seinem billigen Ramsch weltweit die Wirtschaft nach unten getrieben hat, begreifen es die Politiker immer noch nicht, dass dahinter ein perfider Plan steckt. Uns von ihnen abhängig zu machen und dann irgendwann den Hahn zu dreht. Unsere Wälder werden verkauft, die Tuch-, Porzellanindustrie und so vieles mehr existiert nur noch schwach oder gar nicht mehr. Die Politiker stecken jetzt schon in der Klemme, müssen gute Miene zu bösen Spiel machen, da wir schon zu abhängig von China sind und es uns mit ihnen nicht verscherzen können. Die grossen Konzerne geben den Rest. Was war D mal für ein Land, hat viele Genies hervo gebracht. Nun muss man sich schämen Deutscher zu sein.

    Für den Holzwurm tut es mir unendlich leid, denn ich selbst liebe Holz egal in welcher Form und arbeite in der Freizeit damit. Mach aus Wurzeln, Schwemmholz u.s.w. schöne Dekoartikel. Meine Kinder hatten ausser Lego nur Holzspielzeug. Schade, schade für diesen schönen Laden. Ich wünsche ihm und seiner Familie viel, viel Glück und Kraft um Ihren neuen Weg zu gehen.

  7. ? schrieb am

    Es ist sehr traurig, daß dieses Fachgeschäft wegen genannter Gründe nun schließt.

  8. Tom schrieb am

    Herr Gähler hat die Lage und Entwicklung in diesem Land sehr zeitig realitätsbezogen eingeschätzt. Jeder der nicht ganz blind durch die Städte läuft müsste dies auch gemerkt haben- es geht nur noch um Großkonzerne und Maximalprofit, auf Kosten der kleinen Händler. Die Innenstädte sterben und immer noch verschließt ein Großteil der Menschen die Augen. Dazu kommt die "Ver-amerikanung" der deutschen Gesellschaft. Alte Werte verlieren an ihrer Bedeutung. An ihren Platz schiebt sich immer mehr die Wegwerfgesellschaft.
    Es ist schlimm mit anzusehen wie sich die Menschen auch noch gegenseitig diffamieren.

  9. Christel Rogalla schrieb am

    Es ist einfach nur traurig. Ich bin Jahrgang 1945 und wollte so etwas nicht mehr erleben… was im Moment in unserem Land vor sich geht, das kommt mir alles sehr bekannt vor (40 Jahre DDR).

    Ich bewundere ihren Mut und wünsche der Familie Gähler alles Gute, Glück und Gesundheit! Bleiben Sie standhaft!!!!

  10. ramona schrieb am

    Aber natürlich... unser Indianer im Kanu räuchert auch dieses Jahr kräftig wie die letzten 2 Jahre.

    Und auch unsere Handpuppen begleiten unseren Weg und zaubern vielen Menschen ein lächeln ins Gesicht, die alten wie Sören der Igel oder die Piepspatzenfamilie und auch die neuen wie Korona Schreckschraube oder Vollpfosten

    Und sie haben ihr altes zu Hause nicht vergessen und wir vergessen es auch nicht


    die Puppentanten aus Nechern
    Gott segne euch alle

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