Bautzen: Das Sorbische besser sichtbar machen
Christina Flume und Benjamin Wirth überreichen Stefan Gerber die Plakette zur Sichtbarmachung des Sorbischen. Foto: Carmen Schumann
Bautzen. Stefan Gerber ist erst kürzlich mit seinem Kinderbekleidungsgeschäft „kids & more“ innerhalb der Reichenstraße umgezogen. Eine gute Gelegenheit, auch gleich das Konzept zur Sichtbarmachung der sorbischen Sprache umzusetzen. Seine Schaufenster und auch der Aufsteller vor dem Geschäft sind jetzt zweisprachig gestaltet.
Auch Corinna Seiler hat mit ihrem Näh-Atelier „e.elle“in der Heringstraße auf das vom Stadtrat im Oktober beschlossene Konzept reagiert. Sie hat zwei gleich große schwarze Tafeln mit ihren Angeboten angebracht: Eine ganz auf Sorbisch, eine ganz auf Deutsch. Das wirft Fragen auf, besonders bei Touristen. Pünktlich zu Ostern hatten insgesamt vier Geschäfte in der Bautzener Innenstadt die Sichtbarmachung der sorbischen Sprache vollzogen. Bei einem Rundgang mit Journalisten wurden die Geschäfte nun vorgestellt. Sie erhielten Plaketten aus Acrylglas, sowie Aufkleber, die im Inneren der Schaufensterscheiben angebracht werden können. Corinna Seiler hatte jedenfalls geduldig auf alle Fragen der Touristen geantwortet. Und so soll es ja auch sein. Auf diese Weise wird auch Gästen der Stadt Bautzen das Sorbische nahegebracht, die davon noch nie etwas gehört hatten.
Auf Anregung des Arbeitskreises für sorbische Angelegenheiten hatte der Stadtrat im Oktober das Konzept einstimmig beschlossen. Die neue City-Managerin Annett Scholz-Michalowski hat daraufhin fleißig Klinken geputzt, um Geschäftsinhaber für die Idee zu begeistern, Sorbisch in ihren Geschäften erlebbar zu machen. Nun ist sie weiter aktiv und auf einem guten Weg, weitere Händler bis zum Bautzener Frühling für die Aktion zu gewinnen. Vom Sächsische Innenministerium gab es Fördermittel in Höhe von 5 000 Euro, die von den Teilnehmern anteilig in Anspruch genommen werden können. „Es ist noch Geld da!“, versicherte André Wucht, Verbindungsmann zwischen dem Arbeitskreis und der Stadtverwaltung.
Benjamin Wirth, der Leiter des Arbeitskreises für sorbische Angelegenheiten, freute sich über die Unterstützung durch die Stadtverwaltung und das Ministerium und sagte, es sei gut, dass nicht nur öffentliche Institutionen zweisprachig beschriftet sind, sondern eben auch private Einrichtungen. Zu DDR-Zeiten waren fast alle Geschäfte in Bautzen zweisprachig beschriftet. Damals waren aber auch die Mehrzahl der Handelseinrichtungen im Besitz der HO (staatliche Handelsorganisation) oder des Konsums. Da wurde darüber „von oben herab“ entschieden. Heute müssen die privaten Händler von der Sinnhaftigkeit der Aktion überzeugt werden.Oberbürgermeister Karsten Vogt sagte dazu: „Wenn bei den Touristen die Neugier geweckt wird, besteht für die Händler die Chance, neue Kunden zu gewinnen.“
Inzwischen ist eine gute Verknüpfung entstanden zwischen der Aktion „Sorbisch, na klar!“ und den Aktivitäten des sorbischen Arbeitskreises. Züge und Busse tragen die Botschaft „Sorbisch, na klar!“ bereits in die Welt. Außer den bereits genannten Geschäften tragen das Nähcafé Lotte in der Inneren Lauenstraße und das Blumengeschäft „Moosmutzel“ am Fleischmarkt jetzt die Plakette und eine zweisprachige Beschriftung.
Das frühere Geschäft von „kids & more“ ist zum Osterfest auf Initiative der City-Managerin als ein Schaufenster der sorbischen Bräuche gestaltet worden. An der Ladentür befindet sich sogar ein kleines Wörterverzeichnis Deutsch-Sorbisch. Die kleine Ausstellung kann noch bis zur Neuvermietung des Geschäftes besichtigt werden.Weitere Interessenten können sich formlos unter sorbisch@bautzen.de für eine Förderung bewerben.