Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Am 27. Januar 1997 wurde nahe dem heutigen Alstom-Betriebsgeländes in Bautzen dieser Gedenkstein als Erinnerung an das Außenlager Groß-Rosen eingeweiht. (Foto: Stadtverwaltung)
Landkreis. Am 27. Januar 1945 sind die drei Konzentrations- und Vernichtungslager in Auschwitz durch die Rote Armee befreit worden. Im Jahr 2005 ist dieses Datum von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt worden. Inzwischen wird der Gedenktag an vielen Orten weltweit begangen – so auch in Sachsen und in Bautzen.
Hier fand eine kleine Feierstunde am Gedenkstein für die Opfer des Außenlagers des KZ Groß-Rosen an der Neuschen Promenade statt. Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU) und Landkreis-Dezernentin Kristin Penther erinnerten in ihren Ansprachen an die Opfer des Nationalsozialismus und betonten die Bedeutung der Erinnerungskultur. Die Stadträtinnen Andrea Kubank (Linke) und Astrid Riechmann (SPD) mahnten ebenfalls zur Wachsamkeit gegenüber Intoleranz und Hass.
Waggonbau- und Maschinenfabrik Bautzen einst Ort der Zwangsarbeit
Von 1940 bis 1945 mussten zahlreiche Menschen in der Waggonbau- und Maschinenfabrik Bautzen Zwangsarbeit leisten. Die etwa 500 bis 600 Häftlinge – überwiegend jüdische Männer aus Polen, der Tschechoslowakei, der Sowjetunion, Frankreich, Belgien, Deutschland und Jugoslawien – wurden unter unmenschlichen Bedingungen zur Produktion von Teilen für die Rüstungsindustrie sowie zum Bau von Panzersperren und Schützengräben gezwungen. Mitte April 1945 wurde das Lager geräumt. Die Häftlinge mussten zu einem Todesmarsch in Richtung Nixdorf (heute Mikulášovice, Tschechien) aufbrechen, den viele von ihnen nicht überlebten. Daran soll immer wieder erinnert werden.
Mit großer Sorge beobachtet auch der Landtagsabgeordnete Marko Schiemann (CDU), wie sich die Gesellschaft aktuell entwickelt. „In Erinnerung an die Millionen Opfer stehen wir als Nachgeborene in der Verantwortung, uns für Menschlichkeit und die Würde eines jeden Menschen einzusetzen“, sagt er. „Wir alle müssen ein friedliches Zusammenleben mit allen Völkern anstreben.“ Demokratie, Rechtsstaat, Menschenrechte und Würde des Menschen seien unantastbar. „Wir alle sind dafür verantwortlich, dass sich diese Verbrechen niemals wiederholen“, erklärt er.
Zentrale Gedenkfeier für Opfer des Nationalsozialismus in Pirna
Mit einer zentralen Gedenkfeier des Freistaats Sachsen ist bereits am Sonntagabend in Pirna an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert worden. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Mitglieder der Staatsregierung sowie weitere Teilnehmer ehrten gemeinsam mit einigen Nachfahren der Opfer die Ermordeten. Allein in der zur Tötungsanstalt umfunktionierten Heilstätte auf dem Sonnenstein fielen zwischen 1940 und 1941 13.720 Menschen den Euthanasieverbrechen zum Opfer.
„80 Jahre sind seit der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vergangen“, sagte der Ministerpräsident. „Der Schrecken über die millionenfachen Morde lässt nicht nach. Dieses Unrecht verjährt nicht.“ Des Weiteren mahnte der Ministerpräsident: „Wir können heute und hier die Geschichte nicht rückgängig machen, aber wir können im gemeinsamen Erinnern und der gemeinsamen Trauer das Gedenken an die Opfer lebendig halten und wachsam sein gegenüber jeder Verharmlosung von Diktatur und Menschenverachtung.“