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Bautzen: Halbzeit beim Innenstadtmanagement

Bautzen: Halbzeit beim Innenstadtmanagement

2023 startete das neue Innenstadtmanagement in Bautzen mit (v.l.) Daniela Retzmann (Planungsbüro Schubert), Annett Scholz-Michalowski, Doreen-Charlotte Hantschke (Stadtverwaltung), Mario Schubert (Planungsbüro) und Oberbürgermeister Karsten Vogt.

Bautzen. Seit Ende März 2023 ist Annett Scholz-Michalowski Innenstadtmanagerin der Stadt Bautzen. 2025 ist Halbzeit des bestehenden Vertrags, der über das Planungsbüro Schubert aus Radeberg läuft. Zeit für eine Zwischenbilanz und einen Ausblick, was noch kommt.

Frau Scholz-Michalowski, welches Fazit ziehen Sie für das Innenstadtmanagement?
Es ist uns – also dem Planungsbüro Schubert als Vertragspartner mit der Stadt und mir als Innenstadtmanagerin – gelungen, mehrere neue Geschäfte an den Start zu bringen. Wir haben uns zunächst auf bestimmte Straßen konzentriert, damit diese im Gesamtbild wieder zusammenhängend erscheinen. 2024 war das die Reichenstraße, weil das die Flaniermeile in Bautzen ist, die jeder Besucher der Stadt wenigstens einmal passieren wird. Da konnten wir die Mischung in den vergangenen zwei Jahren ein Stück weit mitgestalten.

Ein völlig neuer Ansatz war, aus Geschäften Ferienwohnungen zu machen. Wie haben die Eigentümer reagiert, als Sie das vorgeschlagen haben?
Damit habe ich bereits 2023 begonnen, mich mit den Eigentümern getroffen und sie von der Idee überzeugen können. Es hat sich einfach angeboten, weil es etwa beim City-Appartement an der Schulstraße schöne große Schaufenster gibt. Die haben wir mit Bautzen-Ansichten und sorbischen Übersetzungen gestaltet. Für mich ist das eine gelungene Geschichte. Außerdem können wir nun durchaus mit Stolz sagen, dass dies Ideen sind, die aus unserer Ideenkiste stammen und die wir die ganze Zeit mitbetreut haben.

Das City-Appartement am Lauenturm hat für die sorbischen Beschriftungen kürzlich auch eine Plakette von der Stadt Bautzen erhalten, ebenso wie andere Geschäfte.
Das stimmt. Dabei freut mich auch, dass alteingesessene, familiengeführte Unternehmen mitgemacht haben. Ein schöner Erfolg ist auch der Pop-up-Store, das Lokal-Regal an der Karl-Marx-Straße. Dort helfen wir engagierten Leuten bei der Ideenfindung, damit sie austesten können, ob ihre Idee umsetzbar ist und funktioniert.

Dennoch gibt es immer wieder Kritik, dass das oder auch, leere Schaufenster zu schmücken, nicht den Leerstand an sich beseitigen würde.
Es geht auch nicht nur darum, zehn neue Geschäfte zu eröffnen. Das, was Händler unruhig macht, ist die Saure-Gurken-Zeit, wenn nicht so viele Leute in die Stadt kommen. Der Handel in der Innenstadt ist sprichwörtlich im Wandel. Wir müssen uns insgesamt von dem Gedanken verabschieden, dass ein bisheriges Geschäft in klassischer Form durch ein ähnliches ersetzt wird. Hier muss man auch mal um die Ecke denken und neue Nutzungskonzepte ausprobieren.

Was kann man gegen die Saure-Gurken-Zeit tun?
Man sollte alles, was wir als Innenstadtmanagement unternehmen, auch immer unter dem Aspekt des Marketings betrachten. Wir sollten uns fragen, was wir tun können, damit Besucher auch zu schwächeren Zeiten in die Stadt kommen. Wir wollen zum Beispiel an der früheren Fernsehwerkstatt Truhel bald eine Werbung für die Duale Hochschule Campus Bautzen als Hochschulstadt anbringen, weil es dort noch Potenzial gibt. Außerdem hoffe ich, dass wir bei den leer stehenden Flächen auf der anderen Straßenseite in den nächsten Monaten Schwung reinbringen können. Dann sähe es auf der Karl-Marx-Straße gar nicht mehr so schlecht aus.

Gab es auch Rückschläge in den vergangenen zwei Jahren?
Ja, am Wendischen Graben hatte zuletzt der Wunschraumtalk gerade alles mit viel Mühe eingerichtet und war gestartet, als ein großer Wasserschaden alles wieder gestoppt hat. Wir überlegen jetzt, ob wir woanders eine Fläche haben, wo die Inhaberin neu starten kann. Dennoch ärgert es mich, dass nun an dieser Stelle ein Geschäft fehlt, weil am Hotel viele Gäste ankommen und das dann ein gutes Aushängeschild für die Stadt ist, wenn alle Geschäfte in der Ladenzeile am Wendischen Graben belegt sind.

Sind Sie generell zufrieden mit dem bislang Erreichten?
Ja. Seit wir am Start sind, haben wir fast 20 verschiedene Locations in der Innenstadt belebt. Ich finde, das ist in knapp zwei Jahren kein schlechtes Ergebnis. Außerdem muss man bedenken, dass wir als Innenstadtmanagement immer von den anderen abhängig sind, zum Beispiel den Eigentümern, dass diese mitmachen und unsere Ideen aufnehmen. Ich begegne da aber viel Offenheit gegenüber unseren Ideen und dafür bin ich sehr dankbar.

Auch die Pop-up-Hütte auf dem Wenzelsmarkt im Jahr 2024 ist von vielen Besuchern als positiv wahrgenommen worden.
In der Tat. Da sind wir auch sehr stolz drauf. Wir haben da neun verschiedene Firmen organisiert, welche sich die Hütte auf dem Hauptmarkt geteilt haben. Dafür haben wir viel Lob erhalten. Dieses Angebot soll es auch 2025 wieder geben – diesmal mit zwölf Anbietern. Außerdem unterstützen wir den Tourismusverein im Rahmen des Wenzelsmarktes 2025 dabei, einen kleinen Geschenkeweihnachtsmarkt auf dem Postplatz zu organisieren.

Was wollen das Planungsbüro Schubert und Sie 2025 noch angehen im Bereich des Innenstadtmanagements?
Für 2025 steht bei uns ganz oben auf der Agenda, dass wir uns mehr um das kümmern, was wir haben, also mehr ins Gespräch mit den Händlern gehen. Das inkludiert auch Innenstadt- und Tourismusverein, die bereits viele Veranstaltungen und Aktionen in Bautzen organisieren. Toll wäre auch, wenn wir es schaffen würden, den City-Gutschein wiederzubeleben. Ich finde, der ist ein super Instrument, auch für die Händler, um mehr Leute in ihre Geschäfte zu locken.

2027 endet die aktuelle Ausschreibungszeit des Innenstadtmanagements nach jetzigem Stand. Was würden Sie bis dahin gern noch erreichen?
Ein großes Thema, das ich noch in den Fokus stellen möchte, ist die Aufenthaltsqualität in Bautzen. Da sind wir aber dran, unter anderem mit den Stadtbegrünern. Und: Wir sind die Osterhauptstadt – da wollen wir auch 2025 wieder die Stadt schmücken. Alle sind dazu eingeladen, dabei mitzumachen. Wenn die vier Jahre dann rum sind, hoffe ich, dass ein Bewusstsein dafür entstanden ist, dass es ein Innenstadtmanagement braucht – das ist jetzt nicht an meine Person gekoppelt. Aber wir haben gesehen, was in den Jahren gewesen ist, als es das nicht in Bautzen gab. Ansonsten glaube ich, dass Bautzen gutes Potenzial hat, was sich jüngst im Ranking der gastfreundlichsten Städte gezeigt hat, wo wir den dritten Platz belegt haben. Darüber hinaus gibt es sicher noch viele Möglichkeiten, das alles auszubauen.

ksl / 21.02.2025

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