Bautzen: Neue Perspektiven für die Sternwarte
So wie hier die Kuppel des Teleskops (er)öffnen sich für den Förderverein der Bautzener Sternwarte neue Perspektiven.
Das erste Sonnentor für den Steinkreis (auf dem Foto noch in der Bauphase) ist mittlerweile fertig. Foto: Verein
Die Existenz der Bildungseinrichtung und ihres Fördervereins war in den letzten Jahren hauptsächlich von Sorgen um den Fortbestand geprägt. Das soll sich jetzt nachhaltig ändern.
Bautzen. Für die Bautzener Sternwarte tun sich neue Perspektiven auf. Im Juni hatten die Mitglieder des Fördervereins Sternwarte Bautzen e.V. noch ein erstes Vertragsangebot der Betriebs- und Beteiligungsgesellschaft Bautzen (BBB) für die künftige Betätigung des Vereins auf dem Sternwartengelände abgelehnt. Nun liegt ein neues Angebot vor – eines, das man nach Auffassung des Vereinsvorsitzenden Andreas Thronicker annehmen sollte. „Die BBB hat unsere Hinweise und Bedenken zu dem ursprünglichen Angebot ernst genommen und die entsprechenden Punkte nachgebessert“, schätzt der Vorsitzende ein. Der Kern der angedachten Vereinbarung besteht darin, dass der Förderverein die Sternwarte künftig auf Basis eines Pachtvertrags und nicht mehr wie bisher einer Nutzungsvereinbarung betreibt. Damit verbunden ist laut Andreas Thronicker eine deutliche Verringerung der monatlichen Belastung des Vereins „auf eine Höhe, die wir mit Unterstützung dauerhaft leisten können.“ Doch vor allem habe man dann die Möglichkeit, Wert schöpfende Investitionen auf dem Gelände der Sternwarte zu tätigen.
„Dies war uns bislang verwehrt“, erklärt der Vorsitzende des Sternwarten-Fördervereins. „Nachhaltig den Wert steigernde“ Investitionen wären letztlich der städtischen Gesellschaft und damit einem Wirtschaftsunternehmen zu Gute gekommen. „Da wir unsere Aktivitäten hauptsächlich durch Spenden und Sponsoring finanzieren, hätte dies zu Konflikten geführt“, so Andreas Thronicker. Und erklärt: „Dies ist die ersehnte Lösung, die das Fortbestehen sichert.“ Die von ihm eigentlich favorisierte Variante – die Rücküberführung in Trägerschaft der Stadt – sei politisch nicht durchsetzbar, hat der Vereinsvorsitzende erfahren müssen. So gebe es keine Alternative dazu, den Weg gemeinsam mit der BBB zu gehen, „auch wenn diese ein Wirtschaftsunternehmen ist und entsprechend agieren muss.“
Andreas Thronicker engagiert sich als Vorsitzender des Fördervereins für die naturwissenschaftliche Bildung.
Andreas Thronicker arbeitet nun darauf hin, dass die Mitglieder im Herbst dem überarbeiteten Vertragsangebot zustimmen und dann die Vereinstätigkeit langfristig auf dieser Basis weiter geführt werden kann. Doch auch die Alternative benennt er klar: „Sollte es nicht dazu kommen, dann sind unsere Vereinsmittel zum Jahresende aufgebraucht.“
Der Vorsitzende des Sternwarten-Fördervereins würde sich freuen, wenn die Sorge um das Fortbestehen des Vereins endlich ad acta und das Augenmerk ausschließlich auf die inhaltliche Arbeit gelegt werden könnte. „Schließlich bin ich hier mit einem klaren Ziel angetreten – nämlich die Sternwarte wieder als anerkannte Bildungseinrichtung zu etablieren.“ Es gelte, dem Status als ältester Schusternwarte Deutschlands gerecht zu werden. Hinsichtlich der naturwissenschaftlichen Bildung, davon ist Andreas Thronicker überzeugt, gibt es in der heutigen Gesellschaft große Defizite: „Dass die Astronomie als Unterrichtsfach abgeschafft wurde, ist nur ein Ausdruck dessen.“ Man müsse bereits im Kindesalter ansetzen, grundlegende naturwissenschaftliche Kenntnisse zu vermitteln.
Der Sternwarten-Förderverein will dazu einen Beitrag leisten, „indem wir in die Schulen gehen, aber vor allem durch unsere neue Kinder- und Jugendwerkstatt.“ Die hat der Förderverein in den letzten Monaten in einem früheren Lagerraum der Sternwarte eingerichtet, spätestens zum Schulhalbjahr 2023/24 soll sie in Betrieb gehen.
„Mit ihr wollen wir Kinder und Jugendliche an produktive Tätigkeiten heranführen, Stolz auf das selbst Geschaffene vermitteln“, erklärt Andreas Thronicker. Auch die Öffentlichkeitsarbeit soll sich künftig stärker an der jungen Generation ausrichten und soziale Medien wirksamer einbeziehen. Der naturwissenschaftlichen Bildung dient auch der Steinkreis, der nach dem Vorbild der Himmelsscheibe von Nebra errichtet werden soll und für den zur Sommersonnenwende das erste durch den Holzkünstler Ingo Heinze geschaffene so genannte „Sonnentor“ aufgerichtet wurde. „Es ist so gebaut, dass es ohne großen Aufwand wieder entfernt werden könnte. Doch wir hoffen, dass dies nicht erforderlich sein wird“, erklärt Andreas Thronicker mit Blick auf das zuvor Gesagte.
Dasselbe gilt auch für die vom Verein errichtete autarke Kuppel zur Fernbeobachtung und für die traditionsreiche Astrofotografie. Der Vorsitzende des Fördervereins Sternwarte Bautzen bedankt sich bei allen Sponsoren, insbesondere der Firma Hentschke Bau, und den Spendern wie dem Lions Club, die das Fortbestehen ermöglichen. Und er versichert, dass die derzeitige Sommerpause in der Sternwarte bald beendet wird: Am 8. September gibt es hier einen Vortrag über das Higgs-Teilchen (nähere Info folgt).
Kommentare zum Artikel "Bautzen: Neue Perspektiven für die Sternwarte"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Vielen Dank, Herr Menschner.
Wie man so sagt: sauber 'rübergebracht!
Wir erfahren Unterstützung und Zuspruch von vielen Menschen, denen ich an dieser Stelle danken möchte. Ihr Beitrag wird, denke ich, helfen, die älteste Schulsternwarte Deutschlands zu erhalten.