Bautzen: Neuer Anlauf für das Lausitz Art of Building
Brücken aus Carbonbeton wie bei Wurschen, die hier Projektleiter Enrico Lorenz präsentiert, werden durch neuartige Technologien möglich.
Totgesagte leben länger: Für das Bauforschungszentrum, das im Strukturwandel-Auswahlprozess nur zweiter Sieger war, könnte es doch noch ein Happy-End geben.
Bautzen. Das Lausitz Art of Building ist tot – es lebe das Lausitz Art of Building! Wobei: So richtig tot war das Strukturwandel-Projekt eigentlich nie, auch wenn es bei der Endauswahl des Großforschungszentrums für das Lausitzer Braunkohlerevier nur auf dem zweiten Platz landete und damit – den harten Wettbewerbskriterien geschuldet – leer ausging. Und doch gab es hinter den Kulissen von Anfang an Bemühungen, das „LAB“ zu retten, Landrat und Oberbürgermeister von Bautzen kündigten sofort an, weiter an der Verwirklichung zu arbeiten – wenn nicht mit, dann eben ohne Braunkohle-Fördermittel.
Nun, etwas mehr als ein dreiviertel Jahr nach der Entscheidung, scheint die Zeit reif für einen neuen Anlauf. „Wir haben das Projekt nicht fallen lassen und bemühen uns nun um Fördermittel vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen“, erklärt der Bautzener Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU). Dabei sitzen neben der stark aufgestellten regionalen Baubranche auch die Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus, die Bauhaus-Universität Weimar und die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen mit im Boot. Die Federführung soll wie beim Ursprungsprojekt Professor Manfred Curbach vom Institut für Massivbau der TU Dresden inne haben. Doch noch weitere Partner sind laut dem Bautzener OB an dem „neuen“ LAB beteiligt: „Wir wollen auch mit den Städten Weißwasser und Niesky mit ihren besonderen Traditionen in den Bereichen Glas und Holzbau kooperieren“, so Karsten Vogt.
So völlig „1:1“ lässt sich das Ursprungsprojekt freilich nicht mehr umsetzen. Standen doch im Zuge der Braunkohle-Förderung 90 Prozent Fördermittel in Aussicht – bei einer veranschlagten Gesamtinvestitionssumme von 1,2 Milliarden Euro. Diese gehen nun an das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA) für sein Forschungszentrum in Görlitz mit unterirdischem Außenlabor im Gebiet Ralbitz/Rosenthal-Wittichenau zur Erforschung von Gravitationswellen.
Eine Entscheidung, mit der die Verantwortungsträger aus dem Raum Bautzen lange fremdelten – erschien doch jenes Forschungsgebiet als gar zu exotisch im Vergleich zur Entwicklung klimafreundlicher Baustoffe und -verfahren: „Immerhin hat die Bauindustrie einen Anteil von 25 Prozent am CO2-Ausstoß“, so der Bautzener Oberbürgermeister. Und diese ist in Bautzen stark vertreten mit Unternehmen wie OBAG, Baucom oder Hentschke Bau, die selbst entsprechende Forschung betreiben oder die im Labor gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis ausprobieren könnten. So wie beim Carbonbeton, aus dem mittlerweile schon mehrere Brücken, unter anderem bei Wurschen, errichtet wurden. Für das „neue“ LAB veranschlagt der Bautzener OB nun eine Investitionssumme von 600 Millionen Euro, was der Hälfte des ursprünglichen Volumens entspricht. Wie viel davon die Bundesministerien für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sowie für Bildung und Forschung beisteuern, steht noch nicht fest und unterliegt in erster Linie der Haushaltsentscheidung des Bundestags. Kein Wunder also, dass die Hoffnungen auch auf den Bundestagsabgeordneten liegen – „zumindest auf jenen, mit denen wir Schnittmengen haben“, wie Karsten Vogt betont.
Bei der Standortsuche kristallisierte sich die Perfecta-Brache an der Dr.-Peter-Jordan-Straße als Favorit heraus und löste damit das Areal des bisherigen Güterbahnhofs ab. „Wenn wir dieses nutzen wollten, müssten wir den Güterbahnhof komplett verlegen – für die Deutsche Bahn kostenneutral“, so Karsten Vogt. Trotz aller positiven Signale aus den involvierten Bundesministerien ist er nur vorsichtig optimistisch: „Wir wissen, dass im Haushaltsausschuss des Bundestags derzeit der Rotstift regiert.“
Kommentare zum Artikel "Bautzen: Neuer Anlauf für das Lausitz Art of Building"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Nur schade, dass so wenig zu erfahren ist, was LAB eigentlich vor hat. Breite Öffentlichkeitsarbeit und Werbung war auch schon zu vermissen, als das Projekt noch mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) konkurrierte.
Interessante Dinge gibt’s schon, z.B.:
https://www.golem.de/news/fraunhofer-izm-neues-speichersystem-speichert-strom-und-gewinnt-wasserstoff-2307-176299.html?utm_source=nl.2023-08-01.html&utm_medium=e-mail&utm_campaign=golem.de-newsletter