Bautzen präsentiert viel diskutiertes Tourismusgutachten
So könnte einmal das Tor zu Bautzens westlicher Altstadt ausschauen. Zuletzt lief nach Angaben der Stadtverwaltung die Ausschreibung zur Vor- und Entwurfsplanung. Pressefoto
Bautzen. Die von der Rathausmannschaft in Auftrag gegebene „Studie zur Ermittlung der touristischen Wertschöpfung durch den Bau einer Fußgängerbrücke für die Stadt Bautzen“ liegt nun in ihrer Endversion vor. Darüber informierte am Freitag die Verwaltung. Das Gutachten sei bereits den Stadträten im Beirat für Stadtentwicklung vorgestellt worden. Letzte Feinheiten seien daraufhin angepasst worden, sodass sich das Papier nun veröffentlichen lassen könne.
„Durch die allgemeine Veröffentlichung des Gutachtens möchte die Stadtverwaltung für mehr Transparenz sorgen“, erklärte Rathaussprecher Markus Gießler. „Bürgerinnen und Bürger müssen nun nicht mehr, wie ursprünglich geplant, den Weg auf sich nehmen, zur nächsten Stadtratssitzung am 31. März 2021 zu kommen und einen der wenigen Plätze – pandemiebedingt – im Zuschauerraum zu ergattern, um die Ergebnisse des Gutachtens zu erfahren.“
Alle Inhalte würden sich ganz bequem von zu Hause aus, rund um die Uhr, abrufen lassen. Der entsprechende Link dazu werde noch vor Ostern bekanntgegeben, hieß es.
Schon in einer früheren Medieninformation hatte die Kommune mitgeteilt, dass die Gutachter davon ausgehen, dass durchaus bis zu 300.000 Touristen mehr in die Stadt geholt werden könnten, sobald im historischen Zentrum der angedachte Brückenschlag über die Spree erfolgt und die Vision vom neuen Spreetor realisiert ist.
Der Bautzener Ortsverband von „Die PARTEI“ nahm dies zum Anlass, um - freilich nicht ganz ernst gemeint - die Frage nach weiteren Flussquerungen aufzuwerfen. „Natürlich zweifeln wir die genannten Zahlen in keiner Weise an, ganz im Gegenteil! Wir halten die genannten Zahlen, bei aller Bescheidenheit, für viel zu niedrig angesetzt. Schließlich hat kaum eine Stadt eine Brücke zu bieten und wir haben bald eine Neue! Und obendrein, 300.000 zusätzliche Touristen jedes Jahr sind für unsere liberale, menschenfreundliche Stadt natürlich nicht zu verachten. Nun stellt sich uns als leidenschaftliche Mathematiker und Weltverbesserer natürlich die Frage, warum nur eine Brücke? Wenn wir mit einem Bau 300.000 solvente Frührentner in die Hauptstadt Dunkeldeutschlands locken können, dann lasst uns doch gleich zehn Brücken bauen. Das macht alles in allem drei Millionen Touristen! Think Big! Nicht kleckern, sondern klotzen! Und zwar schnell. Nicht, dass uns die demografische Entwicklung die neue Kundschaft raubt...“
Die CDU-Stadtratfraktion hingegen findet, dass Projekte in Millionenhöhe realistisch und umfänglich dargestellt werden sollten. „Die Glaubhaftigkeit dieses Konzepts muss sonst angezweifelt werden. Kurz: Mit einer einzelnen Zahl - im Konjunktiv dargestellt - kann man die Zukunft Bautzens nicht seriös planen. Dazu müssen viele weitere Fragen gestellt und beantwortet werden, unter anderem auch die, ob das Brückenprojekt überhaupt Priorität für Bautzen haben kann und soll. Die CDU-Fraktion fordert daher dringend eine sofortige Offenlegung des Gutachtens.“