Bautzen setzt ein Zeichen für den von Corona gebeutelten Mittelstand
Vertreter der Stadt Bautzen und des hiesigen Mittelstandes brachten am Freitag an der Friedensbrücke mehrere Banner an, um die Einwohner fürs Einkaufen vor Ort zu sensibilisieren. Foto: Stadt Bautzen
Bautzen. Die 16 blauen und zehn Meter langen sowie acht weißen und ein Meter langen Banner sind nicht zu übersehen: Entlang der Friedensbrücke wird seit Freitagvormittag mit ihrer Hilfe auf die Kampagne „Kauft regional!“ aufmerksam gemacht. Die Spreestadt gemeinsam in diesen schwierigen Zeiten voranbringen – das ist ein erklärtes Ziel.
Dahinter verbirgt sich eine Gemeinschaftsaktion des Innenstadtvereins Bautzen mit der Kommune und der städtischen Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft Bautzen (BBB). Gleichzeitig wird auf das Angebot des ab kommenden Montag erlaubten Abholservices „Click & Collect“ hingewiesen. Waren lassen sich dann vorab online oder telefonisch bestellen und im Anschluss beim jeweiligen Händler entgegennehmen. Dabei gelten die bekannten Hygiene- und Abstandsregeln.
Rathausmannschaft stellt weitere unterstützende Maßnahmen in Aussicht
„Darüber hinaus ist die Stadtverwaltung Bautzen derzeit mit dem Stadtrat dabei, einen gemeinsamen Antrag zur Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Pandemie zu erarbeiten“, erklärte der kommissarische Rathaussprecher Markus Gießler. „In der Stadtratratssitzung am 24. Februar soll der Beschluss ‚Bautzen/Budyšin Zukunft teilen!’ eingebracht werden.“
Schon im vergangenen Jahr hatten die Bürgervertreter zusammen mit der Rathausmannschaft unter dem Motto „Bautzen erleben“ einen entsprechenden Beschluss gefasst. Dieser beinhaltete konkrete Maßnahmen und zahlreiche weitere Ideen. „Darauf aufbauend führte die Stadtverwaltung unter Federführung des Amtes für Wirtschaft, Kultur, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Gespräche mit Händlern, Gewerbetreibenden, Gastronomen, Touristikern, Vereinen und Kulturschaffenden“, erinnert sich Markus Gießler. „In insgesamt vier Runden wurden Ideen und Maßnahmen gesammelt. Dabei ging es der Stadt vor allem darum, in konstruktiver Atmosphäre sinnvolle Pläne zu schmieden. Nicht laut und fordernd, sondern zielführend und gemeinsam.“ Herauskam den Angaben zufolge ein fünfseitiger Maßnahmenkatalog für die Stadt Bautzen. Eine von mehreren sichtbaren Aktionen sei nunmehr die Kampagne „Kauft regional!“.
Liberale kritisieren Absage von Ausschüssen
Noch Ende Januar wandte sich FDP-Stadtrat Mike Hauschild mit einem Fragenkatalog an die Stadtspitze. Unter anderem wollte er in Erfahrung bringen, welche Punkte des „Bautzen erleben“-Beschlusses wie und wann umgesetzt wurden und inwieweit die betroffenen Unternehmer einbezogen wurden. In dem an Oberbürgermeister Alexander Ahrens gerichteten Brief zeigte er sich zudem verwundert darüber, dass die Verwaltung trotz sinkender Corona-Inzidenz die für Februar angesetzten Ausschüsse abgesagt hat. „Dabei sind doch sehr wichtige Themen zu beraten“, betonte der Liberale. „Gerade unsere helfende und motivierende Aufgabe, den Bürgern und Gewerbetreibenden zu zeigen, dass wir an deren Seite stehen, müsste uns doch außerordentlich wichtig sein.“
Wörtlich heißt es in dem Schreiben an das Stadtoberhaupt: „Mit der Verhängung des zweiten Lockdowns im November 2020 ist der Bedarf unserer heimischen Gewerbetreibenden auf Unterstützung nur noch gewachsen. In der vergangenen Woche war bereits von Ladenschließungen zu lesen. Dies können wir nicht teilnahmslos hinnehmen. Eine Auswertung der bisherigen Maßnahmen im Informationsteil der kommenden Stadtratssitzung und eine Vorberatung im Finanzausschuss und Hauptausschuss im Februar zu einem Anschlussbeschluss, wäre die logische Abfolge unserer üblichen Vorgehensweise. Damit wird sicherlich meine Verwunderung über die ausfallenden Ausschüsse verständlich.“ Oberbürgermeister Ahrens bat er darum, „nicht Wochen ungenutzt verstreichen zu lassen und erst nach Beendigung des Lockdowns zu diesem Thema die Fakten auf den Tisch zu legen“.
Stadtoberhaupt ruft Regierung zum Einlenken auf
Mit der heutigen Aktion an der Friedensbrücke hat die Stadt unter Beweis gestellt, dass sie nicht, wie es der eine oder andere womöglich befürchtete, untätig geblieben ist. Denn, so Alexander Ahrens im Anschluss: „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie bedrohlich die Covid-Erkrankung sein kann. Es gilt, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Aber ich habe große Sorge, dass wir in ein paar Jahren rückblickend sagen müssen, unverhältnismäßig und zum nachhaltigen Schaden mehrerer Branchen gehandelt und die Lebendigkeit der Innenstädte langfristig beschädigt zu haben. Es ist eine Abwägung und es ist nicht leicht, aber es darf nicht sein, das wir Menschenleben gegeneinander aufwiegen. Wir müssen unsere ältere Bevölkerung und alle Risikogruppen schützen. Aber für diesen Schutz Existenzen zu zerstören und nicht nachvollziehbare Richtwerte wie eine Inzidenz von unter 35 auszugeben, halte ich für den falschen Weg. Ich appelliere an die sächsische Regierung, die Gewerbetreibenden zu unterstützen. Lasst uns den Handel und die Gastronomie mit sicheren und guten Gesundheitskonzepten wieder öffnen – jetzt! Die meisten Studien weisen darauf hin, dass in Läden und Gastronomie bei Befolgung der Hygienekonzepte kaum Ansteckungsrisiken vorhanden sind.“