Thespis-Zentrum in Bautzen droht Schließung
Machen zunächst ehrenamtlich im Thespis-Zentrum in Bautzen weiter: (v.l.) Georg Genoux, Halimeh Ibrahim und Yana Humena.
Bautzen. Die Zukunft des Thespis-Zentrums an der Goschwitzstraße in Bautzen ist ungewiss. Anlass zur Sorge geben fehlende Fördermittel. „Aufgrund der haushaltspolitischen Lage in Sachsen ist der entsprechende Antrag abgelehnt worden“, heißt es in einer Mitteilung. „Zum 1. Januar 2025 hat die Sächsische Aufbaubank die Gelder für die Weiterführung nicht verlängert. Damit droht das Aus.“
Das Thespis-Zentrum ist als soziotheatrales Projekt angelegt und arbeitet seit sieben Jahren mit Kindern, Jugendlichen sowie Erwachsenen verschiedener Sprach- und Kulturkreise in und um Bautzen. Dafür hat es auch schon Auszeichnungen und Preise erhalten.
Ausgezeichnet mit Förderpreis zum Sächsischen Lessing-Preis
So wird am 22. Januar 2025 Georg Genoux, dem Leiter des Thespis-Zentrums und dem Kurator des Theaterfestivals „Willkommen anderswo VI – In einem Boot“ 2024, für seine Arbeit der Förderpreis zum Sächsischen Lessing-Preis verliehen. Bereits 2020 ist dem Thespis-Zentrum der Sächsische Integrationspreis überreicht worden.
„Die Entscheidung ist für uns völlig unverständlich“, wird in einer Mitteilung erklärt. „Damit wird die kontinuierliche Arbeit der vergangenen sieben Jahre zerstört. Das ist eine kulturelle Katastrophe, die dramatische Folgen hat.“ Hunderte Jugendliche und Erwachsene aus zahlreichen, teils von Krieg und Unruhen gebeutelten Ländern wie Syrien, Afghanistan, Russland und Ukraine, die sich im Thespis-Zentrum für Workshops, Sprachcafé oder Theaterspiel getroffen haben, haben nun keine Anlaufstelle mehr.
Spannungsfeld zwischen Bürgern und Migranten in Bautzen hoch
„Wir sind deutschlandweit eines der wenigen Theaterzentren, die sich mit dieser Thematik beschäftigen“, heißt es weiter. „Das zu schließen, ist ein Skandal. Durch die fehlende Finanzierung verschwinden Projekte, die das Potenzial haben, das gesellschaftliche Zusammenleben zu stärken.“ Durch die Arbeit im Thespis-Zentrum werde Verständnis zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur erzeugt.
Besonders in Bautzen als Stadt, in der das Spannungsfeld zwischen Bürgern und Migranten hoch sei, ist dies von enormem Wert. Aufgeben wollen die Mitarbeiter aber nicht. Sie machen bis auf Weiteres ehrenamtlich weiter und hoffen, dass sich eine andere Förderung findet.