Varnsdorf und die Sorben
Der audiovisuelle dreisprachige Lehrpfad beschäftigt sich mit der Geschichte der Sorben in Varnsdorf. (Foto: Sorbisches Institut)
Varnsdorf/Bautzen. Rund 90 Interessierte kamen vor wenigen Tagen nach Varnsdorf zur feierlichen Einweihung des kulturhistorischen Lehrpfads „Warnocicy. Sorbische Spuren“. Eingeladen hatten das Sorbische Institut, Schüler der elften und zwölften Klasse des Sorbischen Gymnasiums Bautzen sowie des Gymnasiums Varnsdorf, die Stadtbibliothek und das Museum Varnsdorf.
Der Bürgermeister der Stadt Varnsdorf, Martin Louka, war dabei und drückte in seinem Grußwort seine große Freude über das Gelingen des grenzüberschreitenden Projekts aus. Besonders ergreifend waren die Aussagen von drei Zeitzeugen, die auf der Bühne über ihre Erfahrungen sprachen.
Der audiovisuelle, dreisprachige Lehrpfad beschäftigt sich mit der Geschichte der Sorben in Varnsdorf in der Nachkriegszeit, als die Stadt ein Zentrum des sorbischen Lebens in Böhmen und der wichtigste sorbische Bildungsort war. Die Audios können in drei Sprachen – Deutsch, Sorbisch und Tschechisch – abgerufen werden. QR-Codes von den in Varnsdorf angebrachten Tafeln führen auf diese Sammlung im Wissensportal Sorabicon des Sorbischen Instituts, wo neben historischen Fotos, Zeitungsausschnitten und Plakaten auch die Audios abrufbar sind.
„Das Besondere an diesem Projekt war die aktive Beteiligung von Schülern aus Deutschland und Tschechien. Sie haben nicht nur historisches Wissen vermittelt bekommen, sondern sich selbst in die Gestaltung eines Lehrpfads eingebracht. Dabei haben sie auch ihre eigene Familiengeschichte hinterfragt und verstanden, wie eng persönliche und gesellschaftliche Geschichte miteinander verknüpft sind“, stellt Projektleiterin Jana Pinosová, Historikerin am Sorbischen Institut, fest.
Sie fährt fort: „Das gewählte Thema war bewusst positiv – eine historische Begebenheit, die heute als hoffnungsvoll und verbindend wahrgenommen wird. Doch es ermöglichte gleichzeitig, die unmittelbare Nachkriegszeit differenziert zu betrachten: Als eine Zeit, die nicht nur Hoffnung und Neubeginn, sondern auch Unrecht und Gewalt mit sich brachte. Diese Vielschichtigkeit zu erkennen, war ein zentraler Bildungsaspekt für die jungen Teilnehmer.“