Bautzen: Vogelhochzeit kommt in die Moderne
Die Aufführung ist ein Spagat, doch letztlich werden alle auf ihre Kosten kommen. Foto: Carmen Schumann
Bautzen. Die Vogelhochzeitsvorstellungen gehören zu den größten Produktionen, die das Sorbische National-Ensemble (SNE) auf die Beine stellt. Eingebunden sind 60 Künstler sowie die verschiedensten Gewerke. Mit der Abend- und der Kindervogelhochzeit soll ein Publikum zwischen 3 und 100 Jahren erreicht werden.
Das ist natürlich ein ziemlicher Spagat, doch Intendant Tomas Kreibich-Nawka ist überzeugt, dass letztlich alle auf ihre Kosten kommen werden. Natürlich sei man auch im Zwiespalt, wie die sehr moderne Version der Abendvogelhochzeit speziell bei Älteren ankommen wird, doch es sei auch als Chance zu sehen, die ältere Generation auf heitere unterhaltsame Weise mit der digitalen Welt zu konfrontieren. Worum geht es?
Paul, ein junger Medizinforscher, arbeitet an einer immuntherapeutischen Behandlung, aber ihm fehlt der eine, entscheidende zündende Faktor. Er begibt sich deshalb in eine andere Realität und wird dadurch zum Wanderer zwischen den Welten.
Die Macher sind gespannt, wie das sehr gegenwartsnahe Stück beim Publikum ankommen wird. Paul wird verkörpert von einem Laien, dem Biobauern Ignac Wesela, der aber nicht zum ersten Mal an einer Produktion des SNE mitwirkt. Wie es hieß, tut er sich vor allem schwer mit der niedersorbischen Sprache, denn er ist rein obersorbisch aufgewachsen. Doch die Vogelhochzeit wird auch in der Niederlausitz immer mit Spannung erwartet. Die Darsteller erhielten deshalb Sprach-Coachings auf Niedersorbisch. Die Abendvogelhochzeit hatte bereits am 20. Januar Premiere in Cottbus. Die Kindervogelhochzeit wird am 15. Februar in Cottbus aufgeführt. Es sei schon schade, dass die Veranstaltungen diesmal nur in Cottbus stattfinden und nicht wie früher auch auf den Dörfern. Doch die bislang bespielten Säle entsprechen nicht mehr den aktuellen Sicherheitsanforderungen. Und in Wittichenau findet diesmal auch keine Vogelhochzeitsveranstaltung statt, weil der einzige verfügbare Saal durch Faschingsfeiern belegt ist. Da sie Säle sehr unterschiedlich sind, musste das Bühnenbild sehr flexibel gehalten werden.
Die Kindervogelhochzeit erzählt von einem Papagei, der durch einen Sturm von Brasilien in die Oberlausitz geweht wird. Er gerät unter einheimische Waldvögel, die gerade das Vogelhochzeitsfest vorbereiten. Der Papagei kann zwar nicht tanzen, aber wunderschön singen. Dadurch wird die Elster dermaßen verzaubert, dass sie sogar ihre Hochzeit mit dem Raben in Frage stellt. Doch alles nimmt schließlich ein gutes Ende und es wird ein rauschende Hochzeitsfest gefeiert.
Das Stück sollte ursprünglich schon 2021 aufgeführt werden, was aber durch Corona verhindert wurde. Für die Tänzerinnen und Tänzer ist gerade die Kindervogelhochzeit eine große Herausforderung, weil sie auch einige wenige Sätze sprechen müssen. Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass sie 16 Nationalitäten angehören. Die Kindervogelhochzeit wird in vier Sprachvariante aufgeführt, nämlich niedersorbisch/deutsch, obersorbisch/deutsch, nur obersorbisch und nur deutsch. Letzteres wurde vom Landratsamt gewünscht, da das Stück auch in Löbau und Kamenz aufgeführt wird.
Die Abendvogelhochzeit wird siebenmal aufgeführt,davon dreimal mit Tanz, und zwar am 27. Januar in Radibor, am 3. Februar in Crostwitz und am 10. Februar im Saal des SNE. Wer sich die Karten im Vorverkauf beim SNE sichert, kann jeweils zwei Euro sparen. Kinder bis zehn Jahren haben freien Eintritt bei der Abendvogelhochzeit. Bei der Kindervogelhochzeit ist der Eintritt für Kinder bis drei Jahren frei. Rentner erhalten keine Ermäßigung.