Wie Praxisberater im Landkreis Bautzen Schülern helfen
Kathrin Kretzschmar (l.) und Katrin Schulze sind beim BBZ Bautzen als Praxisberaterinnen angestellt. Dabei unterstützen sie unter anderem Schüler dabei, den richtigen Job für sich zu finden. (Foto: ksl)
Bautzen. Was will ich einmal werden? Diese Frage bewegt alle Schüler irgendwann. Die Entscheidung ist mitunter schwierig. Immerhin wird man den gewählten Beruf vielleicht sein ganzes Leben lang ausüben. Hinzu kommt: Jeder hat unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen. Um herauszufinden, was einem liegt, gibt es Menschen wie Katrin Schulze und Kathrin Kretzschmar.
Die beiden Frauen sind beim Verein BBZ Bautzen als Praxisberaterinnen angestellt. Katrin Schulze ist seit 2024 dabei und kümmert sich aktuell um 120 Schüler der siebten und achten Klasse an der Oberschule Malschwitz. Kathrin Kretzschmar ist bereits seit 2022 als Praxisberaterin tätig und in Bautzen an der Gottlieb-Daimler-Oberschule für 140 Kinder zwischen 13 und 15 Jahre verantwortlich.
Werkstatttage für Schüler rund um Bautzen
Ihr gemeinsames Ziel: Schülern, die einen Haupt- oder Realschulabschluss anstreben, dabei zu helfen, den richtigen Job zu finden. „Die Schüler werden unterstützt in ihrer Berufswahl und gemeinsam finden wir Kompetenzen sowie Potenziale heraus“, erklärt Katrin Schulze. Dabei gehen sie unter anderem mit den Schülern zu Ausbildungsmessen, führen eine Potenzialanalyse durch oder organisieren eine Firmen-Rallye, bei der sich 15 bis 20 weitere Unternehmen den Schülern vorstellen können.
Diese findet im Rahmen der Werkstatttage statt, die einen wichtigen Teil der Arbeit der Praxisberater in Sachsen ausmachen und für jeden Schüler neben dem Praktikum in der neunten Klasse Pflicht sind. „Wir wollen den Schülern die Berufswelt etwas näher bringen“, erklärt sie. „Dazu suchen wir Unternehmen, welche dabei mitmachen. Es ist ein kleiner Beitrag, um fehlenden Fachkräften auf Dauer entgegenzuwirken.“
Schüler können aus acht Berufsfeldern wählen
Die Jugendlichen, welche sich während der Werkstatttage in der achten Klasse befinden, sollen in dieser Zeit die Möglichkeit erhalten, verschiedene Berufsfelder praktisch kennenzulernen und erste berufliche Erfahrungen zu sammeln, erklärt Kathrin Kretzschmar. Schüler wie Praxisberater treffen sich am Morgen im BBZ und werden dann mit einem hauseigenen Bus zu den Unternehmen gebracht.
Aus acht Berufsfeldern können sich die Schüler drei auswählen, die sie näher kennenlernen wollen. So gibt es:
- Friseur/Kosmetik/Fitness
- Lager/Handel
- Pflege/Soziales
- Metall/Kfz
- Gastronomie/Ernährung
- grüne Berufe wie Gärtner
- Bau/Baunebengewerbe
- Medien/Verwaltung
Mehr als 250 Firmen in Bautzen und Umgebung haben die beiden Frauen bereits kontaktiert, um das Projekt bekannt zu machen. Dieses wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts sowie durch Mittel der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, erklärt Yvonne Koernig, Bereichsleiterin Qualifizierung und Arbeit beim BBZ.
Überraschungen beim Einsatz der Schüler
In August und September 2024 ist die Maßnahme bereits durchgeführt worden. Dafür mussten um die 60 Firmen koordiniert werden. Weitere Unternehmen, die teilnehmen wollen, sind jederzeit willkommen. Manchmal sind die Firmen zunächst zögerlich oder melden sich gar nicht erst zurück, manchmal sollen die Frauen spontan vorbeikommen, um das Projekt persönlich vor Ort im Betrieb zu erklären, oder gibt es auch Überraschungen.
Als Schüler zum Beispiel einmal für einen Tag beim Straßenbau angeheuert haben. „Sie sollten dort einen Weg pflastern“, erzählt Katrin Schulze. „Da haben wir uns vorher Gedanken gemacht, ob sie das den ganzen Tag durchhalten.“ Doch irgendwann werden die Praxisberaterinnen von den Schülern angefunkt, ob sie nicht später abgeholt werden können, weil sie so begeistert von der Aufgabe sind. Wie der Vorarbeiter dann berichtet, mussten sogar noch mal Steine nachgeholt werden, weil die Schüler so fleißig waren.
Praxisberater seit dem Schuljahr 2013/2014 in Sachsen
Ein anderes Mal sind Schüler auf dem Bauernhof gewesen. Dort ist an dem Tag dann auch ein Kalb geboren worden, erinnert sich Katrin Schulze. Das habe die Schüler schon beeindruckt. Und es sind keine schulfreien Tage, die man vertrödeln kann. Die Teilnahme an den Werkstatttagen wird auch bewertet.
„Die Praxisberater gibt es seit dem Schuljahr 2013/2014 in Sachsen“, erklärt Bereichsleiterin Yvonne Koernig. „Neben dem BBZ gibt es auch andere Träger, die das in anderen Schulen anbieten.“ Mitunter schließen die Schüler dank der Werkstatttage dann auch schon Verträge für ein Praktikum ab. Es ist ein cooler Job – und die Schüler danken es, da sind sich die Praxisberaterinnen einig.