Bedürftige Kinder werden vernetzt
Mit Hilfe des Lions Clubs hat Stadtrat Stefan Mücke einem Erstklässler, der nicht am Unterricht teilnehmen kann, einen Laptop zur Verfügung gestellt. Foto: privat
Bautzen. Nach wochenlanger coronabedingter Zwangspause hat auch für die Erst- bis Viertklässler in der Oberlausitz der Schulalltag wieder begonnen. Allerdings kann noch nicht jedes Kind im Grundschulalter den Unterricht besuchen, wie aktuell ein Fall in Bautzen zeigt. Stadtrat Stefan Mücke machte in dem Zusammenhang auf das Schicksal eines Jungen aufmerksam, dessen häusliche Situation es momentan nicht zulässt, in die Schule zu gehen. Und an der werde sich bis zu den Sommerferien auch nichts ändern, so der 36-Jährige. Sein eigener Nachwuchs hatte ihn darüber in Kenntnis gesetzt. Daraufhin nahm der Bürgervertreter Kontakt mit der Familie des acht Jahre alten Kindes auf und suchte gleichzeitig Hilfe beim Bautzener Lions Club.
Während des Shutdowns im April verteilte die Vereinigung Laptops und Computertechnik im Wert von 27.500 Euro an mehrere bedürftige Schülerinnen und Schüler in der Spreestadt. Laut einer Statistik der Bundeszentrale für politische Bildung waren im Jahr 2019 etwa 91 Prozent der deutschen Haushalte mit einem PC, Laptop beziehungsweise Tablet-PC ausgestattet. „Die gekauften Geräte dienen denjenigen als Hilfestellung, die keinen PC oder Laptop im häuslichen Umfeld besitzen, um die Zeit der Schulschließungen zu überbrücken“, sagte damals Lions-Präsident Carsten Hauptmann. „Die Laptops sind für den häuslichen Einsatz optimiert, um den Zugriff auf die von der Schule gewählte Internet-Cloud sowie Email-, Videochat- und die Bearbeitung von Office-Dokumenten zu ermöglichen.“
Von dieser Hilfsaktion hatte auch Stefan Mücke Wind bekommen. Bei den Verantwortlichen fand sein Anliegen schnell Gehör. „Nach einem kurzen Telefonat versicherte mir der Lions Club Bautzen, dem Grundschüler einen Laptop bis zum Schuljahresende zur Verfügung zu stellen. Ein großer Dank für diese unkomplizierte und schnelle Hilfe.“ Aber auch der Bürgervertreter selbst nahm Geld in die Hand: „Einen zweiten Laptop konnte ich aus meiner Aufwandsentschädigung als Stadtrat finanzieren, sodass nun sowohl das Kind als auch dessen Schule mit einem Computer ausgestattet werden. Ich hoffe, dass bereits am Freitag nächster Woche der erste Online-Unterricht mit seiner Klasse und seiner Lehrerin stattfinden kann und dass sich auf diese Weise auch die sozialen Kontakte und Bindungen beibehalten lassen, damit der Erstklässler die bestmögliche Unterstützung erhält.“
Stefan Mücke ist es eigenen Angaben zufolge ein Herzenswunsch, dass gerade in dieser schwierigen Zeit mit ihren zahlreichen Einschränkungen die Erwachsenen auch nach links und rechts schauen, um andere Kinder und deren Eltern zu unterstützen. „Gerade jetzt ist der Zusammenhalt mehr gefragt denn je. Gemeinsam statt einsam kann die Devise nur lauten.“
Der Lions-Club sieht hingegen in seiner jüngsten Aktion die Chance, dass sich im Zuge einer möglichen zweiten Corona-Welle ein dann eventuell notwendig werdender Fernunterricht problemloser realisieren lässt. Auch nach der Krise müssten entsprechende Lernangebote nicht wieder zurückgefahren werden. Vielmehr könne das Engagement dazu beitragen, dass „diese künftig professionalisierter in eine digitale Schule münden“.