Bekommt Bautzen einaen Wassertunnel?
Wo ist sie denn, die Spree? Auch die Teilnehmer des unlängst veranstalteten Pressetermins zum Walkmühlenwehr schauten ungläubig auf das Rinnsal unter der Heilig-Geist-Brücke.
Spätestens 2038 soll der Braunkohleabbau im Lausitzer Revier beendet werden. Für die Lösung eines daraus resultierenden Teilproblems gibt es jetzt einen weit reichenden Vorschlag.
Bautzen. Wasser ist in der Oberlausitz zu einem raren Gut geworden. Dies gilt insbesondere in trockenen Sommerwochen, wie wir sie gegenwärtig und schon seit geraumer Zeit erleben. Bereits jetzt präsentiert sich die Spree vielerorts nur noch als Rinnsal.
Und es könnte noch schlimmer kommen: „Mit Ende der Braunkohleförderung in der Lausitz kann nur noch deutlich weniger Grundwasser in den Fluss gepumpt werden. Dies kann in trockenen Sommermonaten dazu führen, dass die Spree örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führt“, erklärt Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes mit Sitz in Dessau-Roßlau.
Dieses Szenario gilt freilich in erster Linie für den Spreelauf inner- und unterhalb des bisherigen Braunkohleabbaugebietes, dessen Einflussbereich laut UBA etwa bei Lieske beginnt. Die Behörde sieht insbesondere die Wasserversorgung des Spreewalds und der Metropolregion Berlin gefährdet. Doch die Problembehebung soll nach den Vorstellungen des Umweltbundesamtes bereits weitaus früher, nämlich oberhalb von Bautzen, beginnen.
Als einen von mehreren Lösungsansätzen schlägt das UBA nämlich vor, Wasser aus der Elbe zur Spree überzuleiten. Die Vorzugsvariante sieht dabei vor, dass dies zwischen Prossen (bei Bad Schandau) und dem Bereich Doberschau-Gaußig geschehen soll. „In dieser Variante würde im Hafen Prossen unterhalb von Bad Schandau Elbewasser entnommen und über eine kurze Druckrohrleitung bis zu einem Tunnel gehoben werden. Nachfolgend würde das Wasser in einem Tunnel im freien Gefälle zur Spree zwischen Gnaschwitz und Doberschütz (gemeint ist ganz offenkundig Doberschau, Anm. d. Red.) oberhalb der Talsperre Bautzen geleitet“, heißt es in einer vom UBA unlängst vorgestellten Studie. Und weiter: „Von dieser Variante der Wasserüberleitung würde die Spree bereits oberhalb der Talsperre Bautzen profitieren.“
Da sich die Ideenfindung noch in einem sehr frühen Stadium befindet, macht die Studie noch keine Angaben zu technischer Ausführung, genauem Trassenverlauf und Zeitplänen. Auch zu der Frage, was im Falle einer Hochwassersituation passiert, wird noch nichts gesagt. In einer Mitteilung des UBA heißt es lediglich:
„Hierfür müsste eine notwendige naturverträgliche Infrastruktur errichtet werden, was einige Zeit in Anspruch nehmen wird.“ Dennoch gibt es in der Region, die das Wasser abgeben soll, bereits Proteste. So wird der Landrat des Landkreises Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, Michael Geißler, in der Bild wie folgt zitiert: „Die Elbe hat seit Jahren Niedrigwasser. Die neuen Chip-Fabriken in Dresden wollen vor Dresden noch 20 Prozent des Elbwassers entnehmen – das passt alles überhaupt nicht zusammen.“ Und der Vorsitzende des Tourismusvereins Elbsandsteingebirge, Ivo Teichmann (gleichzeitig auch fraktionsloser Landtagsabgeordneter) soll demnach gesagt haben: „Wir lassen uns das Wasser nicht abgraben.“
Die mögliche Überleitung von Elbewasser in die Spree stellt nur einen von mehreren Vorschlägen des Umweltbundesamtes zur Milderung des Wasserproblems dar. Darüber hinaus schlägt die Behörde den Ausbau und die Ertüchtigung der vorhandenen Wasserspeicher sowie das weitere Abpumpen des Grundwassers für eine gewisse Zeit auch nach dem Ende des Bergbaus vor – und ruft zum Wasser sparen auf.