Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Bekommt Neukirch einen Shuttlebus?

Bekommt Neukirch einen Shuttlebus?

Ein als „Walemo“ bezeichneter fahrerloser Shuttlebus des Fraunhofer-Instituts IWU, der TU Dresden und des Zvon ist bereits am Bärwalder See unterwegs. Foto: IWU/Kellermann

Die innerörtliche Erschließung durch den öffentlichen Nahverkehr ist alles andere als optimal. Eine innovative Lösung könnte Abhilfe schaffen – doch die hat ihren Preis.

Neukirch/Lausitz. Die Zukunft des Fahrens soll autonom sein. Wie ein Passagier im eigenen Fahrzeug sitzen, Zeitung lesen oder am Computer arbeiten – insbesondere in den USA und in China wird verstärkt an der Verwirklichung dieser Vision gearbeitet. Doch funktioniert das auch im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) – wo der Fahrer nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Fahrgäste Verantwortung trägt? Eine Antwort auf diese Frage könnte bald (unter anderem) in Neukirch/Lausitz gegeben werden. Hier nämlich soll eine Machbarkeitsstudie über eine fahrerlose Shuttlebus-Strecke erstellt werden, wie der Gemeinderat in einer seiner jüngsten Sitzungen beschlossen hat.

„Anfang August erreichte uns eine Beschwerde zur schlechten Anbindung von Niederneukirch an den ÖPNV. Darin beklagt eine über 80-Jährige Bürgerin, wie schwierig es sei mit dem Bus zu den Bahnhöfen zu gelangen um beispielsweise nach Dresden zu fahren“, heißt es im Protokoll der Sitzung. Dies sei der Ausgangspunkt für Überlegungen gewesen, wie man die innerörtlichen Verkehrsbeziehungen verbessern könne. „Aktuell werden unsererseits Anstrengungen für eine zusätzliche Haltestelle auf der Parkstraße 10 unternommen, damit unsere älteren Bürgerinnen und Bürger kürzere Wege bekommen und somit mit dem Bus ins Oberdorf zum Einkaufen gelangen können. Dies soll zur Kompensation der fehlenden Einkaufsmöglichkeiten durch die Schließung von Nah und Frisch beitragen“, erklärt die Gemeindeverwaltung weiter. Mehr als 700 Neukircherinnen und Neukirch – das sind etwa 15 Prozent der Gesamtbevölkerung – seien 70 Jahre und älter und würden wohl gern häufiger den ÖPNV nutzen. Die „Richtlinie Mobilität“ des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr würde die Möglichkeit bieten, eine entsprechende Machbarkeitsstudie zu 90 Prozent fördern zu lassen. Bei zu erwartenden Gesamtkosten von 200.000 Euro verbliebe ein Eigenanteil von 20.000 Euro bei der Gemeinde.

„Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wird durch das Expertenteam, welches durch eine Ausschreibung ermittelt wird, die Fahrtstrecke vermessen und untersucht. Dabei entstehen hochgenaue Karten, welche Voraussetzung für die Kommunikation und für die Orientierung des Fahrzeuges mit der Umgebung sind“, erläutert die Gemeindeverwaltung. Die Studie könne auch die Grundlage für den Einsatz von Fahrzeugen anderer Anbieter, wie des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz/Niederschlesien (Zvon), bilden. Der Verband hat bereits Ende 2024 gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) Zittau sowie der TU Dresden in der Gemeinde Boxberg (Landkreis Görlitz) einen autonom fahrenden Shuttlebus auf die Straße gesetzt, der den Ortsteil Klitten mit dem Bärwalder See verbindet. Eine weitere Strecke ist laut Zvon in Kodersdorf (ebenfalls Landkreis Görlitz) geplant. 

Die Gemeindeverwaltung Neukirch/Lausitz sieht in diesem Projekt „eine Chance, für unseren Heimatort und unsere Bürger etwas zu tun was zukunftsweisend ist, Tourismus fördert und die Mobilität der Bevölkerung verbessert.“ Durch eine optimierte Streckenführung könnten sowohl Einkaufsmöglichkeiten, stark besiedelte Punkte in der Gemeinde als auch Gewerbegebiete und die beiden Neukircher Bahnhöfe berücksichtigt werden. Ergänzt werden solle das Angebot in einer weiteren Ausbaustufe, indem der Shuttlebus die Bergbaude auf dem Valtenberg ansteuert: „Somit hätten wir ein weiteres touristisches Angebot geschaffen und geben auch denjenigen Bürgern und Gästen die Möglichkeit eines Besuches der Bergbaude, welche es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen den gesamten Weg zu Fuß zu wandern.“ Die im Protokoll verzeichneten Stimmen aus dem Gemeinderat sind allerdings nicht ganz so euphorisch. So werden die hohen Kosten der Studie bemängelt und als Alternative ein Rufbus genannt, der das gesamte Gemeindegebiet befahren kann. Zudem kämen voraussichtlich Kosten für Instandhaltung, Unterstellmöglichkeiten, Verkehrssicherung und weiteres hinzu. Letztlich stimmte der Gemeinderat mehrheitlich für das Pilotprojekt.

Uwe Menschner / 22.03.2025

Schlagworte zum Artikel

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Kommentare zum Artikel "Bekommt Neukirch einen Shuttlebus?"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Miniauto44 schrieb am

    Ich würde den Shuttelbus auch gern nutzen wollen denn von den Steinhübelhäusern runter ins Dorf zu kommen ohne Fahrzeug ist schwierig zumal Züge ja nur im zweistunden Takt am Bahnhof West halten. Dann kenne ich noch eine ältere Frau die auch ohne Fahrzeug nicht ins Dorf zum einkaufen kommt. Auch sie ist immer darauf angewiesen das sie jemand fährt. Deswegen würde ich mir den Rufbus auch für hier oben wünschen.

Weitere aktuelle Artikel