Bekommt Niesky das Holzbau-Zentrum?
Mit dem Konrad-Wachsmann-Haus verfügt Niesky bereits über eine weit über die Region hinaus wirksame Einrichtung zur Wissensvermittlung über den Holzhausbau. Foto: Archiv
as Vorhaben der Staatsregierung stößt in Niesky auf großes Interesse. Allerdings haben auch andere Städte Ansprüche angemeldet.
Niesky. Der Freistaat Sachsen verfügt über umfangreiche Kompetenzen auf dem Gebiet des Holzhausbaus. Um diese zu bündeln, will er ein so genanntes Holzbau-Kompetenzzentrum etablieren. Den Anstoß gab ein gemeinsamer Antrag der Regierungsfraktionen CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen im Landtag. In diesem hieß es unter anderem: „Holzbau ist in Sachsen tief verwurzelt. Ganze Landschaften sind beispielsweise durch Umgebindehäuser geprägt. In den 20er Jahren hatte der aufkommende serielle Holzbau mit dem Wirken des Bauhausschülers Konrad Wachsmann in Niesky und den Innovationen der Deutschen Werkstätten Hellerau eine erste Blütezeit.“ Zudem sei Holz ein ökologischer und wertbeständiger Rohstoff, und selbst das Vorurteil, es sei im Brandfall nicht sicher, gelte nicht mehr. Der Freistaat Sachsen, so die Fraktionen in ihrem Antrag, solle auch beim Ausbau seiner eigenen Liegenschaften verstärkt auf Holz setzen und die Entwicklung innovativer Technologien fördern.
Beim zuständigen Minister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt (CDU), stößt das Ansinnen auf offene Ohren. „Eine verstärkte, kluge Verankerung des Holzbaus in Förderprogramme eröffnet regionalen Anbietern vielfältige Möglichkeiten und kommt der regionalen Wirtschaft im Freistaat Sachsen zu Gute“, erklärt er. Auch die Oppositionsfraktionen AfD und Die Linke haben prinzipiell nichts gegen das Vorhaben einzuwenden. Letztere stellt allerdings klare Forderungen hinsichtlich des Standortes: „Wir haben schon Holzbauexpertise im Freistaat – doch leider wird diese nicht ausreichend genutzt. Das Konrad-Wachsmann-Haus in Niesky betreibt Spitzenarbeit, hat internationale Netzwerke aufgebaut und deswegen sollte mit den Mitteln für den Strukturwandel das Holzbauzentrum in Niesky errichtet werden“, verlangt ihre Abgeordnete Antonia Mertsching. Und weiter: „Die Oberlausitz ist hinsichtlich des Holzbaus so etwas wie eine Offenlandausstellung und bietet zudem ausreichend Möglichkeiten aufzuforsten, zum Beispiel durch Umwidmung des Truppenübungsplatzes.“
In Niesky selbst besteht großes Interesse an dem Zentrum.
„Die Stadt Niesky hat aufgrund ihrer Historie, mit dem Firmensitz von Europas größter Holzbaufirma (Christoph & Unmack von 1882 bis 1945, AdR.), den Anspruch, bei diesem Thema involviert zu werden.
Mit unseren Musterhaus- und Werkssiedlungen existieren wertvolle Baudenkmäler. In diesem Jahr begehen wir den 100. Jahrestag dieser Siedlungen“, erklärt Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann. Und weiter: „Unser Konrad-Wachsmann-Haus ist ein Musterbeispiel denkmalgerechter Sanierung und ein lebendiges Forum für Fachleute und Interessierte aus aller Welt. Nicht zuletzt werben wir für unser kulturelles Erbe mit einem Informationsschild an der Autobahn.“ Niesky wäre ihrer Auffassung nach ein idealer Standort für das Holzbau-Kompetenzzentrum und die Stadt könne den Freistaat mit ihrem Netzwerk beim Aufbau unterstützen. Und Claudia Wieltsch vom Konrad-Wachsmann-Haus ergänzt: „Auch die Nähe zu Bildungs- und Forschungseinrichtungen ist gegeben. Was derzeit sicher noch fehlt, sind vorhandene Industriebetriebe in diesem Bereich. Natürlich bietet solch ein Zentrum auch immer eine Chance, um neue Strukturen zu schaffen.“ Auch ihrer Meinung nach wäre die Ansiedlung eine große Möglichkeit für Niesky, die man nach Kräften unterstützen wolle. Welche konkrete Rolle das Konrad-Wachsmann-Haus dabei spielen kann, müsse noch geklärt werden.
Allerdings steht Niesky nicht konkurrenzlos da. Entsprechende Interessensbekundungen gibt es laut Minister Thomas Schmidt auch aus dem Südraum von Leipzig, aus Tharandt und aus Eibenstock im Erzgebirge. Denkbar sei auch der Ansatz eines Netzwerkes mit mehreren Standorten. Gleichzeitig stellt er klar, dass die Entscheidung noch nicht gefallen sei und sich die Staatsregierung dabei auch nicht unter Druck setzen lasse.