Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Bewegender Abschied von Klaus

Bewegender Abschied von Klaus

Klaus konnte trotz seiner einschneidenden fortschreitenden Krankheit zu Hause bei seiner Familie leben. Foto: privat

Olbersdorf. Auch wenn es schon einige Jahre her ist, können sich die Pflegerinnen und Pfleger Diana, Sandra, Peggy, Tanja, Daniela, Sascha, Carina und Silke noch gut daran erinnern: „Im November 2013 standen wir in Olbersdorf am Bett von Klaus, der gerade aus dem Krankenhaus in Coswig entlassen worden war. Während in seinem Zimmer zu Hause die notwendigen medizinischen Geräte installiert und eingerichtet wurden, die Pflegedienstleitung die Akten schrieb und vervollständigte, hielten wir seine Hand und unterhielten uns mit seiner Familie. Klaus lag da und strahlte über das ganze Gesicht: ,Endlich zu Hause, nicht im Heim, nicht abgeschoben’.“ Obwohl an einem Beatmungsgerät angeschlossen, war er so voller Freude, wieder bei seiner Frau und seinen Kindern zu sein – in seinen eigenen vier Wänden. Dies bedeutete für ihn, nachts neben seiner Frau zu liegen und am Tag mit der Familie am Tisch sitzen zu können.

„Genau das ist es, dachten wir, warum wir Pfleger geworden sind. Einen Menschen mit einer solch einschneidenden fortschreitenden Krankheit wie ALS ein paar Jahre Leben zusammen mit seiner Familie zu ermöglichen“, berichtet Diana, eine der Pflegerinnen. In den ersten zwei bis drei Jahren seien immer wieder neue Pfleger gekommen und gegangen. Diese Arbeit mit dem Patienten sei nicht für jeden geeignet, „zumal Klaus mitbestimmen wollte und konnte, wem er sich hingibt bzw. anvertraut – auf jeden Fall musste die Chemie stimmen“, betont Diana. Und sie fährt fort: „Nach circa drei Jahren waren wir ein festes, von ihm akzeptiertes Team. Wir gingen zusammen durch Höhen und Tiefen, lernten immer mehr Klaus, die Familie und sogar uns kennen. Unsere Stärke war es, uns in der Familie so ruhig zu bewegen, dass wir fast unsichtbar waren und dabei nie die medizinischen Schwerpunkte aus dem Auge verloren. Vor allem mit Achtung und gegenseitigem Verständnis, mit Liebe, Zurückhaltung und absoluter Loyalität haben wir unsere Berufung leben können und uns in dem Alltag integriert.“

Neben der alltäglichen medizinischen Betreuung gehörten lange Wanderungen mit Klaus im Rollstuhl an der frischen Luft zur Selbstverständlichkeit, genauso wie die Ernährung mit frisch gekochter Hausmannskost durch seine Frau Veronika sowie im Winter am Kamin sitzen, Kochserien, Wetterbericht und „Sturm der Liebe“ zu schauen.

Obwohl ihm seine Krankheit immer mehr Bewegungsfreiheit nahm und ihn von Jahr zu Jahr fester an das Bett und den Rollstuhl fesselte, rückte das Medizinische immer mehr in den Hintergrund. Weihnachten, Geburtstage, Schuleintritte und Geburten der Enkel erlebte Klaus intensiv mit. „Mittlerweile hatte er 14 Enkelkinder, wovon zwei sogar im Haushalt mit lebten und uns sogar bei der Pflege tatkräftig unterstützten“, erzählt sie. Selbst der Verlust letzter Mitteilungsmöglichkeiten hinderte niemanden daran, durch eine liebevolle Berührung, sei es durch die kleinen Hände der Enkelkinder oder ein Streicheln über die Wange, Klaus ein Lächeln in die Augen zu zaubern.

„Wir werden unseren Klaus und die Familie Altmann nie vergessen. Diese Zeit hat uns sehr geprägt und wir werden sie vermissen. Allerdings: In einem Ende wohnt ein neuer Anfang – und wir freuen uns auf einen Menschen, der ähnlich Hilfe benötigt und dem wir ein Leben in gewohnter Umgebung mit der selben Hingabe ermöglichen können“, betonen die Pflegerinnen. 

Redaktion / 30.12.2024

Schlagworte zum Artikel

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel