BFV 08 verzichtet auf die Regionalliga
Für die Pokalschlager stand der Wesenitz-Sportpark zur Verfügung. Unvergessen bleibt die Euphorie nach den sensationellen Siegen. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Bischofswerda. Die 1. Männermannschaft des Bischofswerdaer FV 08 hat mit einem bemerkenswerten Schlussspurt in der Endphase der Oberligasaison 2023/2024 auf der Zielgeraden den VFC Plauen abfangen und dank eines um zwei Tore besseren Torverhältnisses am letzten Spieltag den Staffelsieg erringen können. Damit einher geht die sportliche Qualifikation für den Aufstieg in die Regionalliga Nordost, für welche der Verein im Frühjahr fristgerecht die Lizenzunterlagen beim Nordostdeutschen Fussballverband eingereicht hatte.
Doch nun musste der Vereinsvorstand eine schmerzhafte Entscheidung treffen: „Neben der sehr erfolgreichen sportlichen Entwicklung ist es uns allerdings nicht gelungen, trotz intensiver Bemühungen in den vergangenen Monaten die wirtschaftlichen und zusammen mit der Stadt Bischofswerda die infrastrukturellen Voraussetzungen für eine nachhaltige Rückkehr in die Regionalliga Nordost realisieren zu können.
Aus diesem Grund verzichtet der Bischofswerdaer FV 08 vorbehaltlich der offiziellen Lizenzentscheidung durch den NOFV auf das Startrecht in der Regionalliga Nordost für die Saison 2024/2025“, teilt Sprecher Sebastian Borrmann mit.
Und weiter erklärt er: „Unsere Erfahrungen aus den drei Regionalligajahren zwischen 2018 und 2021 haben uns sensibilisiert, aus der Euphorie heraus keine nicht wohl überlegten Schnellschüsse zu vollziehen. Das Wohl unseres gesamten Vereines steht über dem jeder einzelnen Mannschaft. Auch wenn die Coronazeit nun schon einige Jahre zurückliegt, sind die Auswirkungen in der Wirtschaft und damit eng verbunden in unserem von Sponsorengeldern abhängigen Verein weiterhin zu spüren. Unsere treuen Sponsoren unterstützen uns in jeweils individuell bestmöglichem Maße, wofür wir sehr dankbar sind. Allerdings reichen unsere wirtschaftlichen Strukturen aktuell nicht aus, um den nächsten Schritt auf sportlicher Ebene verantwortungsbewusst gehen zu können.“
Neben der erfolgreichen Oberligamannschaft hat der BFV 08 laut Borrmann mit 17 Junioren- und Juniorinnenmannschaften eine der größten Nachwuchsabteilungen in Sachsen und legt großen Wert darauf, seine Arbeit im Kinder- und Jugendbereich weiterhin zu optimieren und seine Großfeldmannschaften auf höchster Landesebene zu etablieren.
Auch die Entwicklung der U23 und der Frauenmannschaft spiele in den Zukunftsplanungen eine wichtige Rolle. Letztere soll langfristig in der dritthöchsten Spielklasse etabliert werden.
Doch es gibt auch Gründe, die außerhalb des Vereins liegen: „Auch infrastrukturell stehen wir vor zahlreichen Herausforderungen. Sowohl die Spielstätten der Stadt Bischofswerda, deren Nutzer wir lediglich sind, als auch die dazugehörigen Sozialtrakte werfen uns „altersbedingt“ regelmäßig neue Aufgaben vor die Füße.
Eine regelmäßige Nutzung und freie Verfügbarkeit der einzig möglichen Regionalliga-Spielstätte Wesenitzsportpark beispielsweise ist aufgrund der Mehrfachnutzung des Stadions und des Sozialtraktes der modernisierten Wesenitzsportpark-Halle durch weitere Vereine der Stadt Bischofswerda nicht gewährleistet, die Volksbank Arena erfüllt als aktueller Oberliga-Spielort vor allem die sicherheitstechnischen Voraussetzungen und Anforderungen an eine laut Lizenzvorgaben regionalligataugliche Spielstätte nicht.“
Sebastian Borrmann betont weiter: „In diesem Sinne steht Nachhaltigkeit vor allem im wirtschaftlichen Sinne für uns an erster Stelle, was bedeutet, dass wir unsere begrenzten finanziellen Ressourcen auf alle Bereiche gerecht und in angemessenem Maße verteilen müssen und wollen.“
Dem aktuell für die kommende Saison zusammengestellten Kader traut der Vorstand durchaus eine konkurrenzfähige Rolle in der vierten Liga zu. Die Entscheidung, auf das Regionalliga-Startrecht zu verzichten, habe daher keinerlei sportlichen Beweggründe. Auch die sportliche Zusammensetzung der Regionalliga Nordost und die damit verbundene Attraktivität der Liga stehe außer Frage, verzerre aber dennoch nicht „unseren realistischen Blick auf unsere Gesamtsituation.“
Abschließend betont der Sprecher des BFV 08: „Diese Entscheidung ist uns keinesfalls leicht gefallen. Sie wurde lange Zeit heiß diskutiert, hat den Beteiligten viele schlaflose Nächte bereitet und sich deswegen auch länger hingezogen als es uns und auch allen anderen mittel- und unmittelbar Betroffenen lieb war. Uns ist bewusst, dass diese Entscheidung auf unterschiedlichste Art und Weise aufgenommen und bewertet werden wird.“