Biosphärenreservatserweiterung? Die Türen stehen offen!
Ymea Luft hat die Ruhe Spreehammers gesucht und gefunden. Auf dem Eichenhof lehnt sie an der 800-jährigen Eiche, die rückseitig leider vom Zerbrechen bedroht ist. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Bei der Schaffung des Biosphärenreservats blieb es einst bei der Begrenzung auf einen Raum westlich der B115. Wieso eigentlich? Das fragte sich Ymea Luft, die es aus großstädtischer Umtriebigkeit gezielt in einen Raum verschlug, dessen Reichtum sich aus seiner Abgeschiedenheit erst begründet. Weil es einst an Unterstützung aus der Bevölkerung mangelte, hat sie eine Unterschriftenaktion zur nachträglichen Erweiterung angestoßen.
Uhsmannsdorf. Ymea Luft sitzt auf dem Eichenhof in Uhsmannsdorf-Spreehammer, wo sie lebt, an der 800-jährigen Eiche und schwärmt von der besonderen Mystik der Kulturlandschaft hier, die sie sich selbst gesucht hat. Als Flötistin gehörte sie zur Robert-Schumann-Philharmonie in Chemnitz, lebte in deutschen Großstädten, verdingte sich als Musiklehrerin und unternahm in ihrer ganzheitlich orientierten Sinneswahrnehmung wissenschaftliche Ausflüge in die Archäologie. In einem Internetprofil umreißt sie das, was sie bewegt als „Erarbeitung von Zusammenhängen zwischen Evolution und Geistesgeschichte und ihre Auswirkung auf die unmittelbare Krise“.
Die Oberlausitz habe sie z.B. mit ihren Sagen enorm fasziniert und magisch angezogen. Sie betreibt keine eigentliche Landwirtschaft – etwas Imkerei – hält jedoch Schafe und berichtet, wie die Tiere sie im Gefüge von Sympathie und Apathie ebenso lesen, wie Menschen dies untereinander tun. Kürzlich sei sie mit dem Fahrrad unterwegs nach Niesky gewesen und habe gespürt, dass – wenn man nur tief in sein Inneres höre – nicht nur mit den Tieren kommunizieren könne, sondern auch mit der Flora. Sie sei vom Rad gestiegen und wusste, welcher Baum diese Wahrnehmung womöglich bei ihr angeregt hätte.
Und so sieht sie sich gerufen, etwas nachzuholen, was ihrer Ansicht nach einst versäumt wurde. „Mir liegt es mehr, für etwas, als gegen etwas zu kämpfen“, sagt sie. Gegen etwas zu sein, kann wichtig sein, „das soll man auch tun, aber dann muss man eben auch mal Alternativen aufzeigen“, meint sie.
Als Zugezogene sei sie unbelastet von der Vorgeschichte, sieht aber die Erweiterung des Biosphärenreservats als überfällig an, „weil das gesamte Gebiet hier genauso Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ist, wie das, was 1994 als Biosphärenreservat geschaffen wurde und was 1996 sein Adelsprädikat als 13. Unesco-Biosphärenreservat in Deutschland erhielt.“
Sie habe also zunächst wie verrückt herumtelefoniert, was man heute tun müsse, um räumlich das nachzuholen, was man in den 90er Jahren nur teilweise umsetzte. „Die Biosphärenreservatsverwaltung ist so auch sehr erfreut über meine Anfrage gewesen und berichtete mir, dass ein solches Anliegen vor einigen Jahren schon einmal vom Landkreis Görlitz kam.“ Damals habe man die Sache aufgrund mangelnder Beteiligung aus der Bevölkerung jedoch wieder fallengelassen. „Ich habe also gespürt, dass die Türen eigentlich offen sind. Man muss im Grunde nur noch einmal losgehen“. Und genau das tut sie mit Mitstreitern, die nun Unterschriften sammeln und die Lokalpoltik begeistern wollen.
Sie habe in Uhsmannsdorf den Ortsvorstand angesprochen, weil ein Antragsverfahren über kommunale Strukturen laufen müsse, ist auf die Gemeinderäte in Hähnichen zugegagen und nun stehe als nächstes Rothenburg an. Dabei ist das nur ihr engerer Raum, in dem erste Unterstützer mit Listen unterwegs sind, auch wenn z.B. Trebus noch fehle. „Ich denke, auch Rietschen sollte man einbeziehen, den Bürgermeister möchte ich dieser Tage kontaktieren“, sagt sie, schielt aber eigentlich auf den gesamten Raum bis zur Neiße und bis zur Autobahn. „Auch der Quitzdorfer See würde aus Sicht der Naherholung sicher nicht schaden – touristische Arbeit ist ja erwünscht im Modell des Bioshärengedankens“, denkt sie und schwärmt von der einmaligen Artenvielfalt der Region mit Seeadlern, Kranichen, dem Wolf sowie vielen Lurch- und Schlangenarten. Die Angst von Waldbesitzern ließe sich sicher leicht zerstreuen, wenn man ein Nieskyer Holzkompetenzzentrum mit ökologisch nachhaltigem Tun verbinde.