Bleibt Fußballgolf am Stausee eine Vision?

Der Stausee Bautzen gilt für viele als ein Ort der Erholung. Dieser könnte schon bald durch weitere Freizeitangebote bereichert werden. Foto: RK
Die Anlieger der Talsperre Bautzen sind für einen Gästeansturm vorbereitet. In diesen Tagen starten sie in die neue Stauseesaison. Auch die Stadtverwaltung und die Stadttochter BBB haben ihre Hausaufgaben gemacht. Dennoch ist eine wichtige Frage bislang nicht geklärt.
Sobald die Temperaturen zulegen, werden auch verstärkt die ersten Badegäste an der Talsperre erwartet. Foto: RK
Bautzen. Wie geht es weiter mit der Umsetzung der Idee eines Fußballgolfplatzes? Diese Frage beschäftigt den Betreiber der Ocean Beach Bar, Matthias Schneider, seit Monaten. Er beabsichtigt auf einem etwa anderthalb Kilometer langen Abschnitt den Bau einer 18-Loch-Anlage. Das Angebot war ursprünglich an Familien, Sportvereine und Firmen gerichtet, die am Ufer der Talsperre nach einer weiteren Freizeitbeschäftigung suchen. „Die nicht eingezäunte Fußballgolfanlage soll einmal bis zum Spreehotel hoch, vor zur Straße und dann runter an den Parkplatz reichen“, erklärt der Bautzener. „Vorgesehen ist, dass sie neben der Minigolfanlage endet. Aufgrund der besonderen Beschaffenheit des Geländes wäre die Anlage extrem abwechslungsreich. Auch verfügt sie über schattige Plätze.“ Matthias Schneider ließ sich auch schon etwas einfallen, wie er sicherstellt, dass niemand unbefugt dem Fußballgolf nachgeht. Er will an seine Gäste Armbänder verteilen. Auf diese Weise werde eine Kontrolle möglich. Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt – in dem Fall die Forstbehörde des Landkreises – gemacht. Der Amtsschimmel wieherte gewaltig, als ihm das zusätzliche Freizeitangebot zur Prüfung vorlegt wurde. „In der zunächst angedachten Form kann die Fußballgolfanlage nicht betrieben werden, da das Landratsamt die Waldflächen nicht frei gibt“, sagte der Barbetreiber auf Anfrage dem Oberlausitzer Kurier. Auch die Stadt, die bislang als Unterstützer des Vorhabens galt, kommt inzwischen nicht ganz ohne Kritik davon. „Sie sperrt sich mit diversen anderen Flächen.“
Rathaussprecher André Wucht zufolge sind der Kommune die Hände gebunden: „Im Ergebnis einer umfassenden Prüfung des Vorhabens musste leider festgestellt werden, dass eine Realisierung zu Interessensüberschneidungen führt.“ So lehne beispielsweise die Naturschutzbehörde einen Eingriff in den Forstbestand ab. Und weiter: „Die Inanspruchnahme der Ersatzparkplatzfläche als neue Variante ist bedauerlicherweise auch nicht realisierbar. Wie sich im letzten Jahr gezeigt hat, kommt es unter anderem in Schönwetterphasen zu einer angespannten Parkplatzsituation.“
Das hat sich alles am Stausee Bautzen bewegt
Seit Jahren tauschen sich die Akteure in der Interessengemeinschaft Stausee (IGSS) regelmäßig aus, um aktuelle Probleme anzusprechen und Lösungen herbeizuführen. Auf diese Weise ließen sich auch die Werbeaktivitäten verstärken. Wegweisungen und Beschilderungen wurden beraten und umgesetzt. Das eigens entwickelte Faltblatt „Erholung an der Talsperre Bautzen“ hat die Stadt inzwischen aktualisiert. Eigenen Angaben zufolge bietet die Kommune es auf touristischen Messen an. Darüber hinaus sei die Internetpräsenz auf den neuesten Stand gebracht worden. Unabhängig davon werde der Verkehrsverbund ZVON einen aktuellen Auszug aus dem ÖPNV-Angebot drucken, in dem die Busanbindungen zur Talsperre ersichtlich sind. Damit entspreche er einer Bitte der Verwaltung und Stauseeanlieger. Das Infoblatt versteht sich als zusätzlicher Service für die Gäste der Talsperre.
Die Stadttochter BBB als eingesetzter Dienstleister kümmere sich indes um die Sauberkeit entlang der Strandpromenade. Bis zu zehn vom Jobcenter finanzierte Kräfte seien vor Ort im Einsatz. Zusätzlich bestreife ein Sicherheitsdienst regelmäßig das Areal im Auftrag der BBB. Allein für diese Maßnahme übernimmt die Kommune jährlich Kosten in Höhe von knapp 15.000 Euro, wie Rathaussprecher André Wucht mitteilte. Einen langjährigen Wunsch der Anlieger konnten BBB und Stadt vor einigen Tagen verwirklichen. „Um das Sicherheitsgefühl der Gäste bei Dunkelheit zu erhöhen, wurde die vorhandene Beleuchtung zwischen Promenade und Parkplatz um fünf Leuchten erweitert. Etwa 25.000 Euro wurden dazu aus dem städtischen Haushalt zur Verfügung gestellt“, weiß André Wucht. Darüber hinaus seien die Anlieger stets in intensiven Gesprächen mit der Verwaltung. Konkret gehe es gerade um Erweiterungswünsche der Minigolfanlage, des Kletterparks und der Ocean Beach Bar.
Doch auch bezogen auf den Zustand des großen Parkplatzes oder die Herstellung öffentlicher Toiletten konnten einige Fragen noch nicht positiv beantwortet werden. Diese beiden Punkte werden die Beteiligten wohl noch einige Zeit beschäftigen, schätzte André Wucht ein. Gehen sie doch mit nicht unerheblichen Investitionen einher. Auch hier gelte der Grundsatz, das Areal schrittweise zu entwickeln.
„Besucher können sich jedenfalls auf die Sommersaison 2019 freuen“, sagte der Stadtsprecher. „Der Wasserstand der Talsperre ist wieder gestiegen, die Angebote der Anlieger werden von Jahr zu Jahr umfangreicher.“ Und wenn das Wetter sich so ähnlich verhält wie im vergangenen Sommer, stehe einer erfolgreichen Saison nichts im Wege.
Zwei Termine sollten sich die Besucher der Talsperre schon jetzt vormerken. Für den 15. Juni haben die Anlieger das diesjährige Stauseefest geplant und am 25. August steigt wieder der beliebte Firletanz an Bautzens Badewanne.
Deshalb müsse die im Bebauungsplan zum Parken ausgewiesene Fläche auch künftig als solche und darüber hinaus für eventuelle Großveranstaltungen vorgehalten werden. André Wucht betont: „Die Parkplatzfläche sichert die notwendig nachzuweisenden Pkw-Stellflächen für die bereits ansässigen und für neu anzusiedelnde Unternehmen ab.“
Doch noch scheinen nicht alle Messen gelesen. Offenbar soll es ein weiteres Gespräch mit der Forstbehörde geben. Dass dabei womöglich ein Kompromiss erzielt wird, darauf setzt Fußballgolffan Matthias Schneider nunmehr all seine Hoffnungen. Denn: „Das Ganze ist aus meiner Sicht eine super Bereicherung gerade hier für den Stausee, weil das wirklich jeder spielen kann und weil die Sache unheimlich viel Spaß macht.“ Im Raum steht eine Investition im hohen fünfstelligen Bereich.
Unterdessen treibt die Stadtverwaltung eigenen Angaben zufolge eine weitere Änderung des Bebauungsplanes „Talsperre Bautzen – Ferienpark Oberlausitz“ weiter voran. Betroffen davon ist das Areal Strandpromenade – Minigolfanlage – Hochseilgarten. Für die Kommune ist die Zielsetzung eindeutig: Sie will weitere Freizeitnutzungen am Stausee ansiedeln beziehungsweise „vorhandene Angebote bei einer attraktiveren Entwicklung im Rahmen des Möglichen und unter Berücksichtigung öffentlicher Belange unterstützen“. André Wucht verwies auf Anfragen von Investoren zur Schaffung von Übernachtungsmöglichkeiten, deren Machbarkeit und Umsetzung derzeit untersucht und von der Verwaltung geprüft werde. Gleiches gelte für die Idee zur Schaffung eines weiteren attraktiven Freizeitangebots mit Gastronomie.
Bereits im zurückliegenden Jahr seien mehrere Abstimmungen mit der Forstbehörde zu einer möglichen Waldumwandlung geführt worden, so André Wucht. In dem Zusammenhang soll es 2019 eine Artenschutzuntersuchung geben. Inwieweit auch Matthias Schneiders Projekt davon profitieren kann, blieb zunächst ungewiss.
Vielleicht sollte der Unternehmer sein Glück hoch droben über dem Stauseeufer suchen, sofern sich gar keine Lösung herbeiführen lässt. Dort thront das Ende 2017 geschlossene Spreehotel. Für dieses gibt es nach wie vor keine Perspektive, wie Mirko Stemmler von der in Hamburg ansässigen Jasika Holding GmbH jüngst gegenüber unserer Zeitung einräumte.