Breitband: Görlitzerin guckt in die „Röhre“!
Die Görlitzerin Krystyna Noack kann trotz moderner Breitbandversorgung in der Emmerichstraße weder das TV-Programm empfangen noch im Internet surfen. Foto: fum
In Görlitz schreitet der Breitbandausbau zügig voran. Doch an einigen Stellen scheint die zukunftsweisende Technologie nur unter großen Schwierigkeiten anzukommen. Zum Beispiel in einem Haus in der Emmerichstraße. Dort sitzt Krystyna Noack seit Wochen vor der „Glotze“, ohne einen einzigen Film zu sehen. Auch ins Internet kommt sie nicht.
Görlitz. Eigentlich hatte sich die rüstige Seniorin gefreut, als sie im Sommer vergangenen Jahres eine Mitteilung in ihrem Briefkasten fand. Eine aus Neustrelitz stammende Firma teilte ihr darin mit, dass sie im Auftrag der Deutschen Telekom Anfang Juli 2016 die Hausinstallation für die „neue Zukunftstechnologie FTTH (Glasfaser bis in die Wohnung)“ durchführen wolle. Eine Dose und ein PVC-Kanal sollten angebracht, dazu Glasfaserkabel verlegt werden. Auf der Rückseite des Info-Zettels hatte die Firma einige „häufig gestellte Fragen und Antworten“ aufgelistet. Unter anderem wurde auch dies mitgeteilt: „Wenn Ihr Objekt von uns ’fertiggestellt’ gemeldet wird, vergehen in der Regel zwei bis drei Wochen, bis der Anschluss bei der Telekom buchbar ist. Erst dann kann der Mitarbeiter im T-Punkt oder die Mitarbeiter der Hotline Ihren Anschluss buchen und die Freischaltung veranlassen.“
Seit der erfolgreichen Installation in der Wohnung von Krystyna Noack ist inzwischen mehr als ein halbes Jahr vergangen. Bereits im Oktober nahm die Görlitzerin Kontakt zur Telekom auf, um das Paket „Magenta Zuhause Entertain TV“ zu buchen. Doch nichts passierte. Seit dem Jahreswechsel ist das Problem nun akut, denn zum 31. Dezember 2016 hat der vorherige Anbieter, Vodafone Kabel Deutschland, der in München sitzenden Besitzerin des Gebäudes in der Emmerichstraße 78 den Mehrnutzervertrag gekündigt und damit den zwölf Mietparteien die mediale Verbindung zur Außenwelt gekappt. Die Begründung lieferte Vodafone gleich mit: Das Objekt befinde sich in einem Gebiet, in dem bisher das der Deutschen Telekom gehörende so genannte OPAL-Netz genutzt wurde, das aber zum 31. Dezember 2016 wegen der Neuinstallation moderner Glasfaserkabel eingestellt werde.
Allerdings machte Vodafone den Mietern Hoffnung auf einen nahtlosen Übergang: Im Juli 2016 sei das Haus an das Glasfasernetz der Telekom angeschlossen worden. „Demzufolge ist der Empfang für Fernsehen und Internet über die Deutsche Telekom gegeben.“
Sollte er zumindest. Denn aktuell kann Krystyna Noack weder fernsehen noch im Internet surfen. Und mit ihr vier weitere Mietparteien in dem Haus in der Emmerichstraße. Das Verwunderliche daran: Sieben andere Familien können sich an den Möglichkeiten der neuen Glasfasertechnik erfreuen. „Für mich ist das ein Unding und total unverständlich, dass es bei manchen funktioniert, bei anderen wiederum nicht.“ Mehrere Besuche beim Telekom-Shop vor Ort und Telefonate über die Hotline haben bisher keine Aufklärung gebracht. Lediglich nette Sprüche wie „Ich habe Sie nicht vergessen“ oder „Ich denke an Sie“ hat die Görlitzerin dabei vernommen. Auch ihre Vermieterin konnte nichts erreichen.
Eine Nachfrage des „Niederschlesischer Kurier“ bei der Projektleitung „Mehr Breitband für Deutschland“ der Technikabteilung der Telekom brachte jetzt offenbar Schwung in die Sache. Auch wenn das Problem pressetechnisch nicht vor Ort behandelt werden könne, so die Antwort, sorgte dann Georg von Wagner aus dem Bereich Unternehmenskommunikation für die nötige Aufklärung. Der Glasfaserkoppler in dem besagten Haus sei voll beschaltet, teilte er mit. Und: „Wir sind zurzeit dabei, einen weiteren Koppler einzubauen.“ Man gehe davon aus, dass die Kunden – also auch Krystyna Noack – in der siebten oder achten Kalenderwoche einen Anschluss buchen können, so der Pressesprecher.