Bucherts schließen ihre Zoohandlung

Sie alle nehmen Ende Juni Abschied vom HZO: Sandy Müller sowie Elaine, Andrea und Harald Buchert (v.l.n.r.).
Ende Juni macht das Fachgeschäft im Wilthener Handelszentrum Oberland für immer seine Türen zu. Warum sich die Eheleute zu diesem Schritt entschlossen haben, obwohl der Laden nach wie vor „läuft.“
Wilthen. Gelegentliche Kunden, die in diesen Tagen die Zoohandlung Buchert im Wilthener HZO (Handelszentrum Oberland) betreten, werden keine auffälligen Veränderungen gegenüber ihrem letzten Besuch feststellen. Die Regale sind gut bestückt mit allem, was man für das Wohlergehen seines geliebten Vierbeiners benötigt. Meerschweinchen wuseln vergnügt quiekend durch den Kleinnager-Bereich, und in den Aquarien schwimmen die Fische stumm wie eh und je. Und doch ist schon etwas anders: „Wir haben keine Vögel und Schildkröten mehr im Angebot“, erklärt Inhaberin Andrea Buchert. Für verkaufte Tiere gab es keine Neubestellungen mehr – erste Anzeichen dafür, dass Veränderungen ins Haus stehen: „Ich schließe mein Geschäft zum 30. Juni“, sagt Andrea Buchert, die die Zoo-Fachhandlung im HZO seit dem Dezember 1998, also seit mehr als 26 Jahren, betreibt.
Dass ihr diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist, liegt auf der Hand. Handelt es sich doch um ein Familiengeschäft im besten Sinne des Wortes – auch Ehemann Harald Buchert und die Töchter Sandy Müller und Elaine Buchert arbeiten in den Räumen der Zoohandlung mit. „Mein Mann hilft nach Kräften im Geschäft. Sandy betreibt hier in Untermiete ihren Hundesalon, den sie künftig bei sich zu Hause in Ringenhain weiterführt. Und Elaine eröffnete bereits vor etwa zehn Jahren eine eigene mobile Tier-Physiotherapie. An drei Tagen in der Woche ist sie damit unterwegs, an den anderen beiden Tagen arbeitet sie bei uns im Geschäft mit.“ Diesen Rhythmus wird die Tochter von Andrea und Harald Buchert auch nach der Schließung des Wilthener Geschäfts beibehalten können, hat sie doch bereits eine Zusage der Zoohandlung Greiner in Ebersbach, dann dort arbeiten zu können. Und auch Tier-Heilpraktiker Matthias Feldweg gehört zum Team, der freitags im Hundesalon seine Sprechstunde anbietet.
Wie es bei Andrea Buchert beruflich weitergeht, steht noch nicht fest. „Mein Mann und ich engagieren uns stark in der Auslands-Tierhilfe und fahren schon bald wieder mit gespendeten Hilfsgütern für den Tierbedarf nach Montenegro“, berichtet sie.
Doch warum schließt sie ihr gut eingeführtes Geschäft in Wilthen mit seinem festen und treuen Kundenstamm? „Die Gründe liegen nicht in unserer eigenen wirtschaftlichen Lage“, erklärt Andrea Buchert. „Das Geschäft läuft nach wie vor gut.“ Und doch reifte ab dem Herbst 2024 der Entschluss: „Es liegt an der Gesamtsituation. Es gibt so vieles, was heutzutage nicht mehr so gut passt wie zu der Zeit, als ich mich selbstständig gemacht habe.“ Das betrifft die allgemeine wirtschaftliche Lage, aber auch das nähere Umfeld: „Wenn früher im HZO ein Laden geschlossen wurde, gab es in der Regel schon bald einen Nachfolger. Doch in den letzten Jahren ist das nicht mehr so, es gibt immer mehr Leerstand.“ Doch auch die bürokratische Belastung nimmt immer mehr zu: „Die E-Rechnung, ständig neue Kassen-Vorschriften, Beiträge, die zu zahlen sind – es wird immer schlimmer“, sagt Harald Buchert. Und so schließt sich an die normalen Ladenöffnungszeiten an vielen Tagen noch eine mehrstündige Spätschicht für den „Papierkram“ an. „Zugute kam uns immer, dass wir uns in der Familie aufeinander verlassen und schnell abstimmen konnten. Doch wir wollen die Reißleine ziehen, solange es uns noch gut geht“, sagen beide Eheleute übereinstimmend.
Und so beginnt nun am 2. Mai der Abverkauf. „Ab diesem Tag verkaufen wir alles mit Ausnahme von Hunde- und Katzenfutter einschließlich Kauartikel und Leckerli sowie Katzenstreu mit 20 Prozent Abschlag“, so Andrea Buchert. Bei lebenden Tieren begann dies schon früher, sodass jetzt nur noch Meerschweinchen und Fische im Angebot sind. „Bei den Meerschweinchen haben wir die Zahl schon reduziert, da machen wir uns keine Sorgen. Für die Aquarien haben uns andere Fachmärkte bereits die Abnahme zugesagt, wenn wir sie nicht bis zur Schließung verkaufen.“ Kartenzahlung ist nur noch bis Ende Mai möglich.
Wehmut, so sagt Andrea Buchert, empfindet sie „bisher noch nicht. Ich habe auf diesen Moment gewartet, und der Abschied fällt mir nicht so schwer.“ Und es gebe bis Ende Juni ja noch jede Menge Arbeit zu erledigen.
Was sie allerdings vermissen wird, sind die Gespräche mit den Stammkunden: „Viele kamen als Kinder zum ersten Mal zu uns, um ihr erstes Haustier zu kaufen. Heute bringen sie ihre Kinder mit und erzählen ihnen davon.“ Und auch, dass ihr Geschäft für viele Menschen ein Ort war, an dem sie für einige Zeit der Einsamkeit entfliehen konnten, bedeutete Andrea und Harald Buchert viel. „Wir haben uns immer Zeit für einen kleinen Plausch genommen. Das wird uns fehlen“, sagen sie. Gleichzeitig ist sich Andrea Buchert dessen bewusst, dass der Einzelhandel, so wie sie ihn betrieben hat, wohl zumindest im ländlichen Raum ein Auslaufmodell sein dürfte. „Die Konkurrenz durch das Internet ist zu stark. Und oft kamen Leute nur zu uns, um sich beraten zu lassen. Wenn jemand sagte, ’ich denke nochmal drüber nach’, wusste ich, dass sich ihn nie wiedersehe.“ Umso mehr freut sich Andrea Buchert über junge Leute, die heute noch den Mut haben, sich mit einem Handelsgeschäft selbstständig zu machen und ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.
Für sie selbst ist dieser Lebensabschnitt bald vorbei. „Wir möchten uns ganz herzlich bei unseren Kunden für die vielen Jahre, in denen sie uns die Treue gehalten haben, bedanken“, sagen Andrea und Harald Buchert. Und: „Vergessen Sie nicht, bis zur Schließung Ihre Gutscheine einzulösen!“