Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Budissen planen für den Neuanfang

Budissen planen für den Neuanfang

Hat den Durchblick bei Budissa Bautzen: Geschäftsführer Sven Johne. Auf ihn und den Vereinsvorstand warten nach dem Abstieg in die Landesliga schwierige, aber auch machbare Zeiten. Foto: RK

Schon oft hat der Volksmund beschworen, dass ein Ende mit Schrecken mitunter besser sei als ein Schrecken ohne Ende. Mittlerweile trifft das auch für das Schicksal des einstigen Fußball-Regionalligisten Budissa Bautzen zu. Das Team der ersten Männermannschaft bringt sich ab Montag in Form. Bald geht es in der Landesliga unter anderem gegen Riesa und Kamenz.

Bautzen. Noch Wochen nach dem Saisonende stellt sich für viele Fans die Frage, was wohl dazu führte, dass Budissa den vor fünf Jahren gefeierten Einzug in die vierthöchste Spielklasse Deutschlands quasi verzockt hat. Auch Geschäftsführer Sven Johne, der seit 2007 die Geschicke im Verein mitlenkt, fällt es schwer, den kürzlich besiegelten Abstieg in die Landesliga zu akzeptieren. „Vereinsintern analysieren wir natürlich die Ursachen, die dafür verantwortlich sind. Trotzdem sehen wir darin auch etwas Positives. Wir wollen unseren Nachwuchs weiter stärken, dafür bedarf es jedoch struktureller Veränderungen. Unser mittelfristiges Ziel ist es, wieder aufzusteigen, doch jetzt steht erst einmal die erfolgreiche Umstrukturierung im Vordergrund. Es muss auch aus den Köpfen, dass Budissa nur aus der ersten Mannschaft besteht. Wir haben ebenfalls einen fantastischen Nachwuchs mit großartigen Trainern.“

Als mögliche Gründe für das sportliche Scheitern – Budissa landete mit gerade einmal 26 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz – führte er unter anderem den zur Verfügung stehenden Etat an. „Wir gehörten zu den wenigen Mannschaften in der Regionalliga, die nicht unter Profibedingungen trainieren konnten. Zusätzlich muss gesagt werden: Wir hatten für die erste Mannschaft den gleichen Etat wie im Aufstiegsjahr zur Verfügung. Mehr können wir einfach nicht leisten“, meint er in dem Zusammenhang. „Von Beginn an kämpften wir stets um den Klassenerhalt. Am Ende der kommenden Spielzeit hätten wir erneut vor dieser Baustelle gestanden.“ Entscheidungen wie die, in der Landesliga noch einmal neu durchzustarten, seien gemeinsam getroffen worden. „Zusätzlich hatte immer der Aufsichtsrat ein Auge auf alles.“ Und Sven Johne versicherte: „Wir haben kein Geld zum Fenster herausgeworfen. Vielmehr versuchen wir, an allen Ecken und Kanten zu sparen.“
Dass dies nicht immer glückte, zeigte zuletzt die gleichzeitige Verpflichtung von zwei Trainern.

Als der ehemalige Energie-Cottbus-Coach Petrik Sander verpflichtet wurde, verfügte auch Torsten Gütschow noch über einen laufenden Vertrag bei den Budissen. Der 57-jährige, gebürtige Görlitzer musste aufgrund ausgebliebener Erfolge Ende Februar seine Koffer packen. Wie sich herausstellen sollte, war Petrik Sander das Glück am Ende noch weniger hold.

Doch die Finanzierung des Vereins ist nur die eine Seite der Medaille. Laut Sven Johne erlitt die erste Mannschaft in der Rückrunde großes Verletzungspech. Zusätzlich habe dem Team das Herzblut beziehungsweise der Teamgeist für einen erfolgreichen Abstiegskampf gefehlt. „Und das, obwohl sieben Spieler einen näheren Bezug zur Region hatten.“

Bezogen auf den Landesligakader hegt der Geschäftsführer indes die Hoffnung, dass dessen Motivation eine andere sein wird. Momentan sei der Verein jedoch noch nicht in der Lage, 19 Kicker auf den Rasen zu schicken. Am 16. August startet für die Elf die neue Saison. Bereits in der Woche zuvor wird die erste Runde im Landespokal ausgetragen. Die Zusammenarbeit mit Thomas Hentschel sei hingegen sehr positiv angelaufen. Über den Trainer, der als direkter Nachfolger von Petrik Sander bereits zum dritten Mal an Bord der Spreestädter geholt wurde, sagt Sven Johne, dass dessen Herz für die Budissa schlägt.

Führt diese neu aufgelegte und gelebte Harmonie am Ende dazu, dass es eventuell doch schon eher als es der Vereinsführung lieb sein kann mit dem Aufstieg in höhere Ligen klappt?

„Das Saisonziel ist für uns momentan eher zweitrangig“, betont Interimspräsident Enrico Gaens. „Für uns steht zunächst im Vordergrund, dass wir in allen Vereinsbereichen gut aufgestellt sind und dass genügend Geld zusammenkommt, um die Spielzeit zu meistern. Aktuell führen wir Gespräche mit Sponsoren. Darin erläutern wir unsere Ideen und hoffen auf Unterstützung. Nicht jeder Geldgeber wird uns verstehen, also muss Geld gespart werden. Zudem haben wir nicht nur den Ligaalltag im Nachwuchs- und Männerbereich finanziell zu schultern, sondern auch die eine oder andere wichtige Investition, die auf dem Vereinsgelände ansteht.“ Dieses inmitten des Humboldthains gelegene Areal dient gleichzeitig als Nachwuchsschmiede. „Der Altbau des Vereinsgebäudes muss trockengelegt werden“, erläutert Sven Johne. „Auch benötigen wir eine neue Heizungs- und Sanitäranlage und die Sanierung der Dachfläche steht auf dem Plan.“ Wie teuer das alles wird, steht noch nicht zu einhundert Prozent fest.

Deutlich klarer sieht der einstige Fußballprofi die Ausrichtung der künftigen Nachwuchsarbeit des Vereins. „Wir wollen die Aufgaben im Nachwuchsbereich wieder auf viele ehrenamtliche Mitarbeiter verteilen und uns mehr für andere Klubs öffnen, um die Zusammenarbeit mit ihnen zu intensivieren.“ Auch in diesem Punkt seien Fehler gemacht worden. „Im Zuge eines bevorstehenden Spielerwechsels haben wir nicht immer im Vorfeld mit dem davon betroffenen Verein gesprochen. Meist wurde dies erst im Nachgang gemacht, worüber sich die anderen Klubs nicht begeistert zeigten.“ Das soll nun anders werden. „Wir planen, einen Scout für Nachwuchsspieler zu beschäftigen, der sich auch um die Kommunikation und Zusammenarbeit mit anderen Fußballvereinen kümmert. Mit Post Germania haben wir mittlerweile einen guten Kontakt.“ Dieser müsse weiter ausgebaut werden. „Wir helfen uns bei Problemen einfach ganz unkompliziert oder sprechen Dinge kurzfristig ab.“
Und wie geht es nach dem Abdanken der bisherigen Vorstandsspitze weiter? Sven Johne: „Am 24. Juli findet eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt, bei der Enrico Gaens und Steffen Pech ins Präsidium gewählt werden sollen. Derzeit nimmt Enrico Gaens das Amt des Präsidenten interimsmäßig wahr.“

Der Lausitzer hat aktuell mehr Aufgaben als gewollt, denn Grundvoraussetzung für eine Stabilisierung und die Rückkehr in höhere Spielklassen sei, vereinsinterne Gräben zu schließen und die neu entstandenen Herausforderungen zu meistern. Denn, wo Mitbewerber und Ex-DDR-Oberligist Bischofswerda weiterhin mitmischt, will sicherlich auch Bautzen wieder Fuß fassen.

Wenn es nach den Fans geht in hoffentlich nicht allzu weiter Ferne.

Roland Kaiser / 15.07.2019

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel