Casus mit Knacksus oder vom Leid des Sachsenimages
Prof. Thomas Kühne bei seiner Vorstellung Foto: Scholtz-Knobloch
Görlitz. Vom Auftakt der Bahnhofshallensanierung (siehe übernächste Seite) eilte Ministerpräsident, Michael Kretschmer am 9. März zu Fuß durch die Stadt, um sich einen Überblick über die Entwicklung am Center for Advanced Systems Understanding (CASUS) – dem Institut des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) zu verschaffen. Dabei hieß er den designierten Direktor, Prof. Thomas D. Kühne, der vom Bodensee stammt, im Freistaat willkommen. Der Experte für Rechnergestützte Wissenschaften wird zum 1. Mai von der Universität Paderborn, an der er derzeit den Lehrstuhl für Theoretische Chemie leitet, nach Görlitz wechseln. Bis dahin sollen auch die Sanierungsarbeiten im Werk 1 in der Christoph-Lüders-Straße 34-35 abgeschlossen sein. Seit Gründung 2019 ist Casus in Görlitz auf 75 Mitarbeiter angewachsen, so dass die Räume am Untermarkt 20 nicht mehr ausreichen.
Bis voraussichtlich Anfang Mai sollen am Werk 1 weitere 72 Arbeitsplätze für Casus-Wissenschaftler entstehen. Das HZDR betonte in einer Pressemitteilung: „Weltweit gibt es kein vergleichbares Institut. Einrichtungen auf dem Gebiet konzentrieren sich entweder auf ein Thema, für das sie dann rechnergestützte Methoden spezialisiert nutzen, oder sie beschränken sich auf die reine Theorie. Beim Casus liegt der Fokus dagegen auf den rechnergestützten Wissenschaften, um die wir ein breites Spektrum an Themen und Anwendungen aufbauen.“ Im Windschatten politischer Hoffnungen soll Kühne vor allem beim Thema Wasserstoff einen Schwerpunkt setzen.
Ein möglicher Partner vor Ort dabei ist das Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz. Aber auch zu den beiden neuen Großforschungszentren – dem Deutschen Zentrum für Astrophysik und dem Center for the Transformation of Chemistry sieht Kühne Anknüpfungspunkte.
Michael Kretschmer betonte unter anderem, ihn freue zu sehen, wie die vielen Forscher, die Casus aus aller Welt nach Görlitz ziehe, auch das Stadtbild beleben würden. Der Ministerpräsident fragte, welche Wünsche man beim Casus habe. Mehrere Wortmeldungen hoben eine internationale Schule und bessere Bahnfernverbindungen hervor. Eine türkische Bewerberin habe aus Angst vor vermeintlicher Ausländerfeindlichkeit in Sachsens einen Rückzieher gemacht. Oder war das vielleicht eher eine Vorlage, die die Landespolitik braucht, statt ein politisch-medial stark getragenes Image zu kritisieren, das Fachkräfte verschreckt?