Cunewalde zeigt Herz für frisch Verliebte
Standesbeamtin Monika Rothe und Bürgermeister Thomas Martolock auf der Brücke zur sogenannten Liebesinsel in Weigsdorf-Köblitz.
In diesen Briefkasten lassen sich die Schlüssel zu den auf der Insel angebrachten Liebesschlösser einwerfen. Foto: RK
Cunewalde. Wenn die Bäume sprechen könnten, würden sie sicherlich so manches zu erzählen wissen, worüber die Cunewalder jedoch besser Stillschweigen bewahren. Zu persönlich sind die Momente, die sie mit ihrer Freundin oder ihrem Freund, ihrer Lebensgefährtin oder ihrem Lebensgefährten beziehungsweise als Ehepaar auf der sogenannten Liebesinsel inmitten des Weigsdorfer Teiches im Laufe der Zeit erlebten. Dort gaben sich Paare den ersten Kuss oder sie beobachteten gemeinsam den Sternenhimmel in der Hoffnung, eine Sternschnuppe saust über das Firmament. Ein Augenblick für einen innigen Wunsch.
Ein ganz besonderer dürfte in diesen Tagen für frisch Verliebte in Erfüllung gegangen sein. In einem Gemeinschaftsprojekt mit sechs Cunewalder Metallbauunternehmen, die nahezu alle Kosten übernahmen, wurde auf dem Eiland eine Edelstahlkonstruktion aufgestellt – zwei ineinander verschlungene Herzen. Diese ermöglichen es Paaren, fortan ein Liebesschloss als Beweis der ewigen Verbundenheit anzubringen. „Zuvor war ein solches Anliegen in Bezug auf die Bogenbrücke an uns herangetragen worden“, sagte Bürgermeister Thomas Martolock bei einem Fototermin mit Pressevertretern. „Allerdings wollten wir das nach den beiden schweren Hochwassern in den Jahren 2010 und 2013 in Mitleidenschaft gezogene und nunmehr sanierte Bauwerk nicht der Rostgefahr aussetzen.“
Anderenorts hat sich bereits gezeigt, welche Auswirkungen Liebesschlösser an Brückengeländern nach sich ziehen können. In Bautzen beispielsweise wurde die Friedensbrücke vor Jahren von sämtlichen Schlössern befreit, die dort einmal angebracht worden waren. Vonseiten des Straßenbauamtes hieß es damals, dass die Schlösser nicht an die Spreequerung gehören. Vielmehr bestehe das Risiko, dass sie das Bauwerk in Mitleidenschaft ziehen. Denn manche Liebespaare würden minderwertige Konstruktionen nutzen, die bald rosten. Und dieser Rost würde auf das Geländer der ehrwürdigen Brücke übergreifen.
Also nahm man damals kurzerhand den Bolzenschneider zur Hand. Im Ortsteil Weigsdorf-Köblitz wollte es die Gemeinde gar nicht erst soweit kommen lassen. Deshalb entschied sie sich dazu, dem Bedürfnis nach dem Anbringen von Liebesschlössern zwar Rechnung zu tragen, allerdings auf eine andere Art und Weise.
Übrigens: Den Schlüssel zum Schloss dürfen die Verliebten gern in einen auf dem Atoll aufgestellten Briefkasten werfen. Denn wenn die Beziehung einmal in die Brüche gehen sollte, kann der Bürgermeister das Liebessymbol problemlos von den ineinander verschlungenen Edelstahlherzen entfernen – ohne mit schwerem Handwerkszeug anrücken zu müssen.
Und wer weiß, welche Möglichkeiten sich in Zukunft noch eröffnen. Vielleicht wird Standesbeamtin Monika Rothe bald schon vor einem Meer aus Vorhängeschlössern Paaren das Ja-Wort abnehmen.
Dann erhält dieser Ort – die Liebesinsel – eine noch tiefgründigere Bedeutung. Sie ist dann nicht mehr nur beliebtes Fotomotiv, sondern auch der Gründungspfeiler für neue Familien in der Oberlandkommune.
Dort werden alljährlich etwa 30 Trauungen vollzogen. Ein Teil davon vielleicht schon bald auf dem Eiland der Verliebten.