Damals war’s: Mangeln nach Lust und Laune
Angela Preibisch und Uwe Preuß vom Helferkreis Mandaukaserne sowie Eigentümer Thomas Göttsberger (rechts) nahmen hier die Wäschemangel in der Zittauer Mandaukaserne ins Visier. Foto: Archiv
Ordnung muss bekanntlich sein. Der ehrenamtliche Hausmeister der Zittauer Mandaukaserne Uwe Preuß reinigt und pflegt in gewissen Zeitabständen eine im Erdgeschoss im Mittelbau in einem separaten abschließbaren Raum befindliche Wäschemangel aus den 1920er Jahren, die damals vermutlich mit der einhergehenden Wohnnutzung aufgebaut wurde.
Zittau. Das für ihr Alter noch gut erhaltene und optisch gut aussehende historische Haushaltsgerät sei in einem reparaturbedürftigen Zustand, verrät Thomas Göttsberger, Eigentümer der Zittauer Mandaukaserne. So seien Motor und Keilriemen zum Betreiben des Kurbelrades nicht mehr vorhanden.
Gerade bei Tagen des offenen Denkmals ist das Interesse der Öffentlichkeit daran groß. Viele Besucher berichteten, dass ihre Großeltern früher auch Sachen zur einer Mangel brachten oder sogar selber eine betrieben. „Einige fragten auch schon, ob diese Mangel noch im Betrieb sei“, erzählt Thomas Göttsberger. Ein konkretes Baujahr sei nicht bekannt, da das Typenschild gestohlen worden sei. Vermutlich war die Wäschemangel schon in den 1920er Jahren in der Zittauer Mandaukaserne in Betrieb. Deren Einsatz dauerte bis zur Wendezeit. Zuletzt mangelten aber immer weniger Bewohner in der Mandaukaserne. Um zu ihr zu gelangen, musste sich jeder beim Hausmeister einen Schlüssel für den Mangelraum holen. Da die Mangel elektrisch mit Motor und Keilriemen betrieben wurde, musste auch Stromgeld in Höhe von einer Mark bis zwei Mark der DDR an den Hausmeister entrichtet werden. Feste Mangelzeiten gab es nicht, das konnte sich jeder nach Lust und Laune einteilen.
Bei dem Exemplar in der Mandaukaserne handelt es sich um eine sogenannte Kaltmangel, die als großer Kasten ausgebildet ist.
Deshalb stehen solche große Mangeln meist in einem eigenen großen Raum. Beim Kaltmangeln wird trockene oder mäßig befeuchtete Wäsche mit Mangeltüchern aus Leinen um Holzwalzen gewickelt, die als Unterlage für einen langsam hin- und hergehenden, etwa 500 Kilogramm schweren Kasten dienen. Die Beladung der Mangel erfolgt frontseitig über zwei sich wechselseitig öffnende Schutzgitter. Die Mechanik ermöglicht das Öffnen der Schutzgitter erst beim Anhalten des Kastens auf der anderen Maschinenseite. Dabei wird der Kasten leicht angehoben, sodass die Rolle mit dem Mangelgut entnommen werden kann. Der Mangelkasten wurde mit Steinen, Blei oder Sand gefüllt.
Die sauberen Wäschestücke wurden zunächst auf das Mangeltuch gelegt. Beide Schichten wurden dann auf das Rollholz gewickelt. Ein großer, mit Steinen gefüllter Kasten rollte mit seinem ganzen Gewicht über diese Rollen hin und her und plättete so die Wäschestücke. Überwiegend wurden Decken, Bettwäsche und Handtücher, aber auch Bekleidung gemangelt.
„Aktuell ist nicht geplant, die Wäschemangel wieder in Betrieb zu nehmen. Hierfür gibt es derzeit zu wenig Nachfrage. Sollte sich dies einmal ändern, können wir kurzfristig reagieren“, sagt Thomas Göttsberger. Der finanzielle Aufwand für eine Verjüngungskur wäre sicherlich überschaubar, da die Mangel im Wesentlichen noch erhalten und aufgrund der robusten Bauweise zu früherer Zeit sozusagen „unkaputtbar“ ist.
„Zumindest hat die Wäsche- mangel momentan ihr sicheres Plätzchen in der Mandaukaserne und kann dort auch in Zukunft verbleiben“, so Thomas Göttsberger abschließend.