Das ist Bautzens neues Citymanagement
Gemeinsam für die Bautzener Innenstadt: Daniela Retzmann (PB Schubert), Annett Scholz-Michalowski, Doreen-Charlotte Hantschke (Wirtschaftsfördererin), Mario Schubert und OB Karsten Vogt (v.l.)
In der Vergangenheit waren die entsprechenden Versuche nicht von nachhaltigem Erfolg geprägt. Diesmal soll es anders – und besser laufen.
Bautzen. Die Bautzener Innenstadt durchlebt gerade eine schwierige Zeit. Besonders deutlich wird das auf der Karl-Marx-Straße, einst eine der Top-Einkaufsstraßen: „Die eine Straßenhälfte steht in den Untergeschossen, also da, wo eigentlich die Läden hingehören, fast komplett leer“, weiß Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU). Auch auf der Wendischen Straße und im Kornmarkt-Center, ja selbst auf der Reichenstraße lässt sich diese Entwicklung erkennen. „Wenn wir nicht gegensteuern, kann ein verhängnisvoller Domino-Effekt eintreten“, erklärt Karsten Vogt. „Leer stehende Geschäfte verringern die Attraktivität der Innenstadt. Dies führt dazu, dass weniger Menschen zum Einkaufen kommen und dadurch weitere, bisher noch gesunde Geschäfte ebenfalls in Bedrängnis geraten.“
Umkehren, so der Bautzener OB, könne man die Entwicklung, von der fast alle Städte betroffen sind, nicht. Und doch wolle man bald – genau ab dem 1. April – wieder ein Instrument an den Start bringen, das auch in der Vergangenheit schon mit mehr oder weniger großem Erfolg eingesetzt wurde: Das Citymanagement. Doch diesmal soll es anders aufgezogen werden und auf breiteren Schultern ruhen: „Das in Radeberg ansässige Planungsbüro Schubert wird in Zusammenarbeit mit der bekannten Bautzener Unternehmerin Annett Scholz-Michalowski das Innenstadtmanagement für Bautzen übernehmen“, kündigte Karsten Vogt in der zurückliegenden Woche an. Dies sei das Ergebnis eines entsprechenden europaweiten Vergabeverfahrens. Das Planungsbüro Schubert mit etwa 50 Mitarbeitern hat sich seit 27 Jahren auf vielen Gebieten einen Namen gemacht: Von der Hochbau- bis zur Umweltplanung deckt es nahezu alle Bereiche der Architekten- und Ingenieursdienstleistungen ab. Das Büro leistet auch das Regionalmanagement für die Leader-Region Westlausitz und betreut mehrere innerstädtische Fördergebiete.
„Wir haben also auch schon umfangreiche Erfahrungen in der Regional- und Stadtentwicklung und werden strategisch an der Entwicklung der Bautzener Innenstadt arbeiten“, so Inhaber Mario Schubert. Annett Scholz-Michalowski fungiert als Ansprechpartnerin vor Ort. Die Fotografie-Meisterin ist seit 33 Jahren als Unternehmerin in Bautzen tätig und verwirklichte neben der Arbeit in ihrem Studio zahlreiche Projekte in den Bereichen Messe, Veranstaltung und Kultur. „Die umfangreichen Netzwerke, die ich dabei geknüpft habe, und die Verbindungen zu den Akteuren in der Innenstadt werden mir bei der Tätigkeit im Citymanagement zugute kommen“, erklärt sie. Das Fotostudio führt künftig ihre langjährige Mitarbeiterin Annett Groß.
Was genau Annett Scholz-Michalowski und das Planungsbüro Schubert dem Ladensterben entgegen setzen wollen und welche Ideen sie außerdem haben, wollen sie jetzt noch nicht im Detail verraten. „Sie können aber glauben, dass wir viele Ideen haben“, erklären sie. Klar sei, dass man Handel, Tourismus und Gastronomie im Zusammenhang betrachten müsse. „Je mehr Touristen nach Bautzen kommen und je länger sie hier bleiben, desto mehr können sie zur Belebung beitragen“, so das einfach klingende Rezept. Die Digitalisierung, die als ein Hauptgrund für die Krise des ortsgebundenen Handels gilt, berge auch Chancen in sich, die erkannt und genutzt werden müssten. Und schließlich würden für leer stehende Ladenlokale oftmals Mieten verlangt, die eine Wiedereröffnung unmöglich machten. „Auch hier müssen wir ansetzen“, so Annett Scholz-Michalowski, wohl wissend, dass viele Eigentümer nicht in Bautzen oder Umgebung leben. In Oberbürgermeister Karsten Vogt hat sie einen Unterstützer, der auch schon zwei mal beim Innenstadtverein zu Gast war und von dort viele Sorgen und Probleme der Händler mitnahm – beispielsweise mit der Parksituation oder mit der Inanspruchnahme öffentlichen Raums durch Werbeanlagen. „Zwei Drittel weniger Leerstand“, so lautet das ehrgeizige Ziel des OB bis zum Ende des mit 400.000 Euro (davon zehn Prozent Eigenmittel) dotierten Projektes nach vier Jahren. Und ganz wichtig: „Wir müssen rechtzeitig eine Anschlussfinanzierung sicherstellen, damit es uns nicht so ergeht wie in der Vergangenheit“ – nämlich, dass das Citymanagement sang- und klanglos auslief, ohne nachhaltige Akzente setzen zu können.