Sorbisches National-Ensemble widmet sich dem Wasser
Dudelsackspieler Andreas Hentschel und Orchesterleiterin Katharina Dickopf zeigen das Plakat für die Uraufführung der „Geschichten vom Wasser“. Foto: Carmen Schumann
Mehrere Premieren zeigt das Sorbische National-Ensemble in der neuen Spielzeit. Auch die Abrafaxe sind dabei.
Bautzen. Zu viel oder zu wenig – die Menschheit kämpft mit einem Wasserproblem. Wenngleich in der Lausitz bereits Hochwasser zum Problem geworden ist, scheint perspektivisch eher Wassermangel auf die Region zuzukommen. Es droht Versteppung, die Fließe im Spreewald könnten eines Tages austrocknen. Das Thema Wasser zieht sich deshalb auch durch die neue Spielzeit 2024/2025 des Sorbischen National-Ensembles (SNE).
Das hat sich eines Buches von Jurij Brezan angenommen, welches 1986 erschienen ist. „Geschichten vom Wasser“, ursprünglich nur auf Deutsch erhältlich, ist ins Ober- und Niedersorbische übersetzt sowie für die Bühne adaptiert worden. Die Uraufführung am 28. September gestalten Chor, Ballett und Orchester. Am 27. November kommt ein neues Kinderstück auf die Bühne. Auch in „Die Abrafaxe und die schwarze Mühle“ spielt Wasser als die Mühle antreibende Kraft eine gewichtige Rolle. Für dieses Stück arbeitete das SNE mit dem Mosaik-Verlag zusammen, der die Abrafaxe herausgibt. Es soll auch in Schulen gastieren.
Die neue Tanzproduktion „SMY! – Bin ich?“ beschäftigt sich mit der Frage der sorbischen Identität. Auch hier ist alles im Fluss – Tradition und Moderne begegnen sich in der Lausitz auf eine einzigartige Weise. Die Inszenierung geht der Frage nach: Wie erfahren Sorben diesen Wandel? Wie lässt sich der Spagat zwischen Tracht und Minirock aushalten? In vielen Interviews quer durch die Lausitz ist Choreographin Gundula Peuthert der Frage nach der einen sorbischen Identität nachgegangen: Gibt es sie noch oder ist sie Wunschdenken der Alten? Auch Nicht-Sorben kommen dabei zu Wort.
In der neuen Geschichte zur Vogelhochzeit begibt sich das SNE erneut aufs Wasser. Bei einer Schifffahrt von Dresden nach Prag erwarten Jan und seine Gesellen bei ihrem Junggesellenabschied unzählige Überraschungen. Dabei wollten sie doch nur inkognito „Flussaufwärts ins Glück“. Die Vogelhochzeit für Kinder erzählt unter dem Titel „Ab geht die Post“ von einem Großvater und seiner Enkelin, die in ein Paketchaos geraten.
In Burg im Spreewald wird zu Pfingsten 2025 wieder eine neue spannende Geschichte rund um die sorbisch-wendischen Sagengestalten erzählt. Im Sommer öffnet zudem der Kulturgarten an der Röhrscheidtbastei bereits in der vierten Saison seine Pforten. Das Musikfest in Schmochtitz wird in die neue Spielzeit verschoben, findet also erst im August 2025 statt. Dies ist notwendig, weil im Juli das traditionelle Folkorefestival in Crostwitz über die Bühne geht.
Im Fluss ist auch einiges beim Personal. Katharina Dickopf ist neue Orchesterleiterin und Dirigentin. Sie kommt aus Heidelberg, der Partnerstadt von Bautzen, und hat in Dresden Musik studiert. Neuer Orchestermanager ist Rico Förster. Die Gastspiele der Truppe managt nun Wibke Steinbrück. Mit Marcus Olms wurde auch ein neuer technischer Leiter gefunden. Sebastian Gyowsky verstärkt den Chor, die beiden Tänzer Thomas Weal und Nicolas Weaver das Ballett. Neuer Konzertmeister ist Milosz Wieliñski, die Erste Violine spielt fortan Eugen BrindŸak.
Nicht stehen bleibt das Ensemble auch bei der Entwicklung neuer Instrumente. Dudelsackspieler Andreas Hentschel ist glücklich über sein neues High-Tech-Instrument, das er zusammen mit Instrumentenbauer Jens Güntzel aus Semmichau entwickelt hat. Dieser Dudelsack biete bisher nie dagewesene Klangmöglichkeiten. Dadurch sei es möglich, dass der Dudelsackspieler mitten im Orchester sitze. Früher wurde der Dudelsack nur sporadisch als Soloinstrument eingesetzt.